Doppelte Explosion am Ende?
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bonn astronews.com
18. August 2014
Beteigeuze ist einer der uns am nächsten gelegenen
Riesensterne und wird sein Leben in naher Zukunft vermutlich mit einem
gewaltigen Doppelschlag beenden. Das ist das Ergebnis einer jetzt vorgestellten
Studie über das Schicksal des Schultersterns des Himmelsjägers Orion. Die Explosionen könnten so stark sein, dass sie von der
Erde aus am Taghimmel sichtbar wären.
Beim Flug durch
das All schiebt Beteigeuze eine Bugwelle aus
Materie vor sich her - im Bild als "bow shock" zu
sehen.
Bild: ESA / Herschel / PACS / L. Decin et
al. [Großansicht] |
Wenn nach den uns am nächsten gelegenen Sternen gefragt wird, die eventuell
bald als Supernova explodieren könnten, wird in der Regel sofort der Name
Beteigeuze genannt. Es handelt sich dabei um den Schulterstern des Himmelsjägers
Orion. Seit 2012 ist bekannt, dass der 600 Lichtjahre entfernte rote Superriese von
einer Hülle aus Materie umgeben ist. In einer jetzt vorgestellten Studie
erklären Astronomen der Universität Bonn nun, wie diese Hülle entstanden sein könnte.
Sie dürfte zudem einen wichtigen Einfluss auf das Ende des Riesensterns haben.
Beteigeuze hat den 600-fachen Durchmesser der Sonne. Am Nachthimmel ist er
der zehnthellste Stern. Astronomen erwarten, dass er in naher Zukunft
explodieren wird. Als sogenannte Supernova wird er dann das Firmament
überstrahlen und dabei in Sachen Helligkeit sogar dem Mond am Nachthimmel
Konkurrenz machen. Wahrscheinlich ist die Explosion sogar
tagsüber von der Erde sichtbar.
Wann es soweit ist, lässt sich nicht genau
sagen. "Es kann morgen passieren oder in hunderttausend Jahren", meint der
Bonner Astronom Dr. Jonathan Mackey. Und es wird vermutlich nicht bei einer
Explosion bleiben - wegen der Hülle, die Beteigeuze umgibt. "Das Material in dieser Hülle summiert sich auf ein Zehntel
der Sonnenmasse", erklärt Mackey.
Bei der Supernova-Explosion werden die
äußeren Schichten von Beteigeuze abgesprengt und ins All geschleudert. Diese
Sternenfragmente rasen mit vielen Tausend Kilometern pro Sekunde auf die
Materiehülle zu. Nach einigen Monaten bis maximal drei Jahren kommt es dort zu
einem riesigen Crash, der auf der Erde als weitere Explosion sichtbar werden
dürfte.
Dass es diese Materiehülle um Beteigeuze gibt,
ist erst seit 2012 bekannt. Ihre Entstehung gab den Astronomen bislang Rätsel
auf. Mackey und seine Kollegen legen nun eine plausible
Hypothese vor, wie sie entstanden sein könnte. Schon lange ist bekannt, dass Rote Riesen
- wie andere Sterne
auch - von ihrer Oberfläche ständig Materie ins All schleudern - den Sternenwind.
Die Strahlung des interstellaren Mediums erhitzt diesen Sternenwind, wie die
Bonner Forscher unter anderem in Computersimulationen zeigen konnten.
Diese
Hitze erzeugt eine Stoßwelle, die den Wind abbremst. So entsteht in einiger
Entfernung um Beteigeuze eine nahezu bewegungslose Hülle aus ehemaligem
Sternenmaterial. Dieser Vorgang sollte nach den Bonner Überlegungen auch bei
anderen Roten Superriesen auftreten.
Die Materieansammlungen könnten dort sogar
noch erheblich größer sein – die Forscher rechnen mit bis zu fünf Sonnenmassen.
Das könnte erklären, warum Supernova-Explosionen mitunter 10- bis 100-mal heller
sind als theoretisch zu erwarten. Denn wenn die Reste des explodierten Sterns in
eine derart dichte Materiehülle rasen, wäre eine zweite Explosion gewaltigen
Ausmaßes die Folge.
Supernovae sollten in der Milchstraße im Schnitt etwa alle
hundert Jahre zu beobachten sein. In unserer Nachbargalaxie, der Großen
Magellanschen Wolke, wurde am 24. Februar 1987 eine Supernova-Explosion
entdeckt. Trotz der großen Entfernung von 160.000 Lichtjahren war sie auf der
Südhalbkugel ebenfalls mit bloßem Auge sichtbar, allerdings nur nachts.
Die
letzte Supernova-Explosion in der Milchstraße liegt schon ein Weilchen zurück:
Italienische Himmelskundler bemerkten im Oktober 1604 einen neuen Himmelskörper,
der alle anderen Sterne überstrahlte. Der deutsche Astronom Johannes Kepler
beschrieb das Phänomen ausführlich; daher wurde die Supernova nach ihm benannt.
Die Explosion von Beteigeuze dürfte für Erdenbewohner um Einiges spektakulärer
sein - der rote Superriese liegt uns 30-mal näher als Keplers Supernova.
Über ihre Untersuchung berichten die Astronomen in einem Fachartikel in der
Fachzeitschrift Nature.
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