Flecken auf der Oberfläche von Beteigeuze
von Stefan Deiters astronews.com
18. Januar 2010
Durch interferometrische Beobachtungen ist Astronomen ein
eindrucksvoller Blick auf die Oberfläche des Riesensterns Beteigeuze gelungen.
Auf dem neuen Bild sind zwei helle Flecken zu
erkennen, von denen einer einen Durchmesser hat, der größer als die Entfernung der
Erde von der Sonne ist. Die Flecken werten die Forscher als Hinweis darauf, dass es auch auf
Beteigeuze Konvektion gibt.
Die Oberfläche von Beteigeuze im nahe
Infrarot bei 1,64 Mikrometer.
Bild: Observatoire de Paris / Xavier
Haubois et al. |
Beteigeuze ist ein roter Riesenstern, den wohl jeder schon einmal
zumindest unbewusst am Nachthimmel gesehen hat. Es handelt sich nämlich um einen der
beiden Schulterstern des Sternbilds Orion. Beteigeuze ist rund 600-mal größer
als unsere Sonne und strahlt etwa 100.000-mal mehr Energie ab als unser
Zentralgestirn. Bei Beteigeuze handelt es sich um einen Stern mit etwa der
zehnfachen Masse unserer Sonne, der sich in der letzten Phase seines nuklearen
Lebens befindet. Er wird in astronomisch kurzer Zeit als gewaltige Supernova
explodieren.
Bei Beobachtungen des Riesensterns, die jetzt in der Zeitschrift Astronomy &
Astrophysics vorgestellt wurden, ist es einem internationalen Astronomenteam um
Xavier Haubois und Guy Perrin vom Observatoire de Paris nun gelungen,
Details der Oberfläche von Beteigeuze sichtbar zu machen. So
konnten sie hellere und dunklere Bereiche nachweisen, also kältere und heißere
Regionen auf dem Stern. Sie dürften durch Konvektion entstehen, einem Prozess,
bei dem Wärme durch aufsteigende und absinkende Materie transportiert wird. Die
Beobachtungen wurden mit dem aus drei Teleskopen bestehenden Infrared-Optical Telescope Array (IOTA) in Arizona gemacht.
Frühere Beobachtungen von Beteigeuzes Oberfläche waren nicht annähernd so
detailliert wie die jetzt vorgestellten Bilder. Auf ihnen lassen sich erstmals
zwei Flecken erkennen und es war sogar möglich, den Durchmesser des größeren
Flecks zu ermitteln. Er beträgt rund ein Viertel des Durchmessers des Sterns,
was etwa der eineinhalbfachen Entfernung der Erde von der Sonne entspricht. Bei
der Analyse der Helligkeiten der Flecken ergab sich, dass sie etwa 500 Grad
heißer sind als die mittlere Temperatur des Sterns, die 3.600 Kelvin beträgt.
Der Durchmesser des Flecks macht nach Ansicht der Astronomen einen wichtigen
Unterschied zu Sternen wie unserer Sonne deutlich: Die solaren Konvektionszellen
sind nämlich erheblich kleiner und erreichen maximal Größen von etwa 1/20 des
Sonnendurchmessers. Für die Astronomen ist die Beobachtung der hellen Flecken
auf Beteigeuze ein wichtiges Indiz dafür, dass es auch auf anderen
Sternen Konvektionsprozesse gibt. Sie hoffen, dass ihre Untersuchungen dazu
beitragen werden, die Struktur und Entwicklung solcher Riesensterne besser zu
verstehen.
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