Neue Ideen für Experimente gesucht
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
16. Juni 2014
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sucht
wieder Vorschläge für Experimente für das deutsch-schwedische Studentenprogramm
REXUS/BEXUS. Teams aus Studierenden können im Rahmen des Programms eigene
Experimente entwickeln, die dann im Herbst 2015 mit einem Ballon oder im
Frühjahr 2016 mit einer Forschungsrakete starten.

In der
Raketenhalle am Startplatz Esrange verfolgen die
Studententeams von REXUS 16 aus Deutschland,
Rumänien, Belgien und Italien mit Spannung den
Kommunikationstest zwischen ihren
Experimentmodulen und dem Service-Modul.
Foto: DLR [Großansicht] |
Der Countdown für den achten Wettbewerb des deutsch-schwedischen
Studentenprogramms REXUS/BEXUS hat begonnen: Ab sofort können Studierende
deutscher Universitäten und Hochschulen ihre Vorschläge für Experimente auf
Stratosphärenballons oder Forschungsraketen beim Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) einreichen. Einsendeschluss ist er 13. Oktober 2014.
"Damit haben die Interessenten zwei Monate mehr Zeit als bisher, ein
Projektteam zu bilden und einen Experimentvorschlag zu erarbeiten", erklärten
Programmleiterin Maria Roth vom Raumfahrtmanagement des DLR. Die endgültige
Experimentauswahl findet für die Teams aus Deutschland im Dezember 2014 beim DLR
in Bonn und für die anderen europäischen Teilnehmer bei der Europäischen
Weltraumagentur (ESA) im niederländischen Noordwijk statt. Die Studierenden
werden dann vor Weihnachten benachrichtigt, ob ihr Experiment auf einem der
beiden BEXUS-Ballone im Herbst 2015 beziehungsweise auf einer der beiden
REXUS-Raketen im Frühjahr 2016 mitfliegen wird.
Wird ein Experimentvorschlag ausgewählt, erhalten die Teams vom DLR
Raumfahrtmanagement ein "Flugticket" für REXUS oder BEXUS. Das bedeutet nicht
nur einen Experimentplatz auf einem Forschungsballon oder einer
Forschungsrakete, sondern auch die Teilnahme an einer Trainingswoche und an der
Startkampagne in Esrange. Sie haben die Möglichkeit, ein vollständiges
"Raumfahrt"- Projekt von der eigenen Experimentidee über Design, Bau, Tests und
Flug bis zur Aus- und Verwertung der Daten zu durchlaufen und ihr Wissen in die
Praxis umzusetzen.
Die Studierenden erhalten während der gesamten Projektdauer technische und
organisatorische Unterstützung von Raketen-, Ballon- und Raumfahrtexperten des
Zentrums für Angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) in
Bremen, der mobilen Raketenbasis des DLR (MORABA) und vom schwedischen
Raumfahrtunternehmen SSC. Aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Energie, in dessen Auftrag das DLR Raumfahrtmanagement den deutschen Anteil des
Programms finanziert, können zu jeder Projektveranstaltung die Reisekosten für
bis zu vier Teammitglieder übernommen werden. In beschränktem Umfang werden
Materialien, Bauteile und Geräte bereitgestellt.
Nach der Experimentauswahl nehmen die Projekt-Teilnehmer an einer
Trainingswoche beim DLR in Oberpfaffenhofen teil. Dort treffen alle
REXUS/BEXUS-Teams aus Europa auf Ingenieure von ZARM, DLR, SSC und ESA, lernen
die Raketen- und Ballonsysteme kennen und können mit den Experten diskutieren.
Parallel dazu wird das finale Experimentkonzept überprüft. Danach folgen die
BEXUS- und REXUS-Projekte ihrem eigenen Terminplan: Bei beiden steht als
nächstes die Überprüfung des abgeschlossenen Experimentdesigns an.
Während der anschließenden Bauphase werden alle Teams von den
REXUS/BEXUS-Ingenieuren an ihren Universitäten oder Hochschulen besucht, um den
Fortschritt festzustellen und offene Probleme zu diskutieren. Denn vor dem
Versand der Experimente zum Startplatz müssen alle Experimente nachweislich
startklar sein.
Für die REXUS Teams stehen zusätzlich noch zwei weitere Ereignisse an: Zum
einen die sogenannte Integrationswoche, in der alle Experimente, die in ein
zylindrisches Model in der Rakete eingebaut sind, erst einzeln und dann zusammen
verschraubt mit dem Raketen-Simulator arbeiten müssen. Zum zweiten findet ein
Jahr nach der Experimentauswahl ein Test mit den original Raketensystemen statt.
Der wichtigste Meilenstein, auf den alle hinarbeiten, ist der Flug vom
Startplatz Esrange bei Kiruna in Nordschweden. Während die Teams mit den
Projektingenieuren die Ballon- oder Raketennutzlasten zusammenbauen, finden
mehrere Einschalt-, Ablauf- und Kommunikationstests statt. Der gesamte
Flugverlauf wird noch einmal simuliert, bevor der Ballon freigelassen oder der
Startknopf für den Raketenzünder gedrückt wird. Nach der Landung werden die
Experimente nach Esrange zurückgebracht und an die Teams zur Auswertung
zurückgegeben. Alle aktiven Teammitglieder erhalten nach Abschluss des Projekts
ein von DLR und der schwedischen Raumfahrtbehörde SNSB unterzeichnetes
Teilnahmezertifikat.
Bewerben können sich alle Studierenden, die mindestens 18 Jahre alt sind und
über die Laufzeit des BEXUS- oder REXUX-Projekts an einer deutschen Universität
oder Hochschule als Studierende mit dem Ziel Bachelor, Master, Diplom oder PhD
eingeschrieben sind. Die Nationalität spielt keine Rolle, die offizielle
Projektsprache ist Englisch. In den Teams können verschiedene Fachrichtungen
vertreten sein. Wichtig ist, dass die wissenschaftlich-technischen
Fragestellungen in eine Experimentanlage umgesetzt und die Daten nach dem Flug
korrekt ausgewertet werden können.
Die Fragestellungen reichen dabei von der Atmosphärenphysik, Ballon- und
Raumfahrttechnik, Strahlenphysik oder -biologie, Forschung in reduzierter
Schwerkraft und Fernerkundung bis hin zur Kommunikation. Darüber hinaus sind
besonders Mechanik-, Elektronik- und Software-Kenntnisse gefragt. Aber auch
Studierende nicht technischer oder naturwissenschaftlicher Fachrichtungen können
sich beteiligen und sich einer Gruppe anschließen.
Das Experiment muss vor allem rechtzeitig zum Transport nach Kiruna dem BEXUS
oder REXUS-Zeitplan entsprechend fertig sein. Eine Startverschiebung wegen
unfertiger Experimente ist nicht vorgesehen. Für BEXUS sind für die
Experimentauswahl bis zum Versand nach Schweden acht Monate und für REXUS zwölf
Monate vorgesehen.
Die Experimente laufen unter Bedingungen ab, die sich deutlich von denen in
einem normalen Labor unterscheiden: Hohe mechanische Belastungen während Start
und Landung, fallender Druck mit zunehmender Höhe, reduzierte Schwerkraft,
Temperaturen bis minus 70 Grad Celsius auf dem Ballon und die Automatisierung
der Experimente stellen eine zusätzliche Herausforderung dar.
Gerade die kurze Projektzeit erfordert eine gute Organisation bei den
Studierenden: Wer ist wann verfügbar? Sind alle Materialien vorhanden? Sind
weitere Sponsoren erforderlich? Ist die Testeinrichtung zum geplanten Termin
frei? Kann uns die Institutswerkstatt unterstützen? Eine sorgfältige Planung zu
Beginn des Projekts ist eine wichtige Grundlage für einen erfolgreichen Ablauf.
Dafür dient die Experimentdokumentation, die alle Entwicklungen umfasst. Die
Studierenden halten dort alle erforderlichen wissenschaftlichen, technischen und
operationellen Informationen fest. Der letzte Eintrag nach dem Flug enthält eine
Darstellung des erreichten Projektziels.
Im Juni 2015 werden alle Teams auf einem Symposium ihr Experiment und ihre
Ergebnisse vor Fachpublikum, aber auch der allgemeinen Öffentlichkeit,
vorstellen, zum Bespiel auf einer Internetseite, in sozialen Netzwerken, in der
Presse und bei Veranstaltungen der Universität. Ein REXUS- oder BEXUS-Projekt
bedeutet nicht nur Arbeit, sondern auch Freude. Die Studierenden arbeiten an
verschiedenen interessanten Orten: beim DLR in Bonn und Oberpfaffenhofen, beim
ZARM in Bremen, bei ESA/ESTEC in Noordwijk und am Startplatz Esrange. Dort
lernen sie Teams aus mehreren europäischen Ländern und
Wissenschaftler/Ingenieure aus mehreren Raumfahrtorganisationen und -instituten
kennen.
REXUS/BEXUS (Raketen- und Ballon-Experimente für Universitäts-Studenten) ist
ein Programm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der
Schwedischen Nationalen Raumfahrt-Behörde (SNSB). Deutsche und schwedische
Studenten können daher jeweils die Hälfte der Raketen- und Ballon-Nutzlasten
füllen. SNSB hat seinen Anteil zusätzlich für Studenten der übrigen
Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA geöffnet.
Die für die Bewerbung deutscher Studententeams notwendigen technischen und
organisatorischen Informationen sowie die Formulare für die Anmeldung sind auf
der REXUS/BEXUS-Webseite des DLR Raumfahrtmanagements und auf der REXUS/BEXUS
Projekt-Webseite (englisch) zu finden.
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