ESA will Raumgleiter-Entwicklung unterstützen
von Stefan Deiters astronews.com
13. Januar 2014
Drei amerikanische Firmen entwickeln derzeit Raumschiffe,
mit denen in einigen Jahren Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS
gebracht werden könnten. Dazu zählt auch der Raumgleiter Dream Chaser.
Bei der ESA hat man nun erste Schritte zur Zusammenarbeit mit dem Dream-Chaser-Team
unternommen und denkt bereits über europäische Dream-Chaser-Missionen
nach.
Mit dem Dream
Chaser könnten einmal bis zu sieben Astronauten
zur ISS reisen.
Foto: NASA |
Nach der Außerdienststellung ihrer Shuttle-Flotte setzt die NASA ganz auf
kommerzielle Raumfahrtsysteme, um die ISS mit Nachschub und auch mit Personal zu
versorgen: Bereits zwei Firmen führen im Auftrag der amerikanischen
Raumfahrtbehörde Versorgungsflüge zur ISS durch, ab 2017 sollen auch erstmals
Astronauten an Bord eines privaten Raumschiffs zur ISS fliegen.
Die Entwicklung von entsprechenden Raumschiffen unterstützt die NASA im Rahmen
ihres Commercial Crew Program. An dem Programm beteiligen sich neben
SpaceX und dem US-Luftfahrtkonzern Boeing auch die Sierra
Nevada Corporation, die dabei als einzige auf einen Raumgleiter setzt: Ihr
Dream Chaser soll mithilfe einer Trägerrakete vom Typ Atlas V
starten und wie ein Flugzeug zur Erde zurückkehren.
Die europäische Weltraumagentur ESA hat nun mit der Sierra Nevada
Corporation eine Vereinbarung geschlossen, die in eine Zusammenarbeit
münden könnte: In den nächsten Monaten soll untersucht werden, wie die
Entwicklung des Dream Chaser von in Europa entwickelten Technologien
profitieren könnte. Als mögliches Ergebnis ist dabei auch an die Bildung eines
industriellen Konsortiums mit europäischen Partnern gedacht, um den Dream
Chaser auch für europäische Raumfahrtmissionen zu nutzen.
Im Blickpunkt dabei steht vor allem der International Berthing Docking
Mechanism, der einst von der ESA für das Raumschiff X-38
entwickelt wurde, das einmal als "Rettungsboot" für die ISS dienen sollte (astronews.com
berichtete). Weitere potentielle Bereiche für eine Kooperation seien, so die
ESA in einer Mitteilung, beispielsweise Displays für das Cockpit oder
Simulatoren.
Die Vereinbarung zur Untersuchung von Kooperationsmöglichkeiten gilt zunächst
für dieses Jahr, es wird aber erwartet, dass anschließend ein längerfristiges
Abkommen geschlossen wird, das bis zur Aufnahme des Flugbetriebs reicht und an
das sich eine weitere Zusammenarbeit für potentielle europäische Missionen mit
Dream Chaser anschließen könnte.
Bislang ist, so berichtet die Raumfahrt-Website Spaceflight Now, kein
Geld zwischen der Sierra Nevada Cooperation und der ESA geflossen, doch
soll das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das auch an der
Zusammenarbeit beteiligt ist, eine Studie finanzieren, in der untersucht wird,
ob sich Dream Chaser auch nutzen lassen würde, um europäische
Astronauten und Versorgungsgüter zur ISS zu bringen. Dabei sei sogar - nach
leichten Modifikationen - ein Start von Dream Chaser mit einer
Trägerrakete vom Typ Ariane 5 denkbar.
Der Dream Chaser basiert auf dem HL-20 Personnel Launch System,
einem Konzept, das Anfang der 1990er Jahre am Langley Research Center
der NASA konzipiert, aber nie realisiert wurde. Mit dem HL-20 sollten
einmal Passagiere zur damals geplanten US-Weltraumstation Freedom
gebracht werden. Freedom wurde später zugunsten einer internationalen
Raumstation aufgegeben. Mit dem neuen Dream Chaser werden einmal, so
zumindest die Planungen, bis zu sieben Astronauten zur ISS reisen können.
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