Steuerklappen aus Deutschland
Redaktion
astronews.com
30. April 2002
Die Fertigstellung des Prototyps des Rettungsbootes für die Internationale
Raumstation ISS ist ein gutes Stück näher gerückt. Aus Deutschland trafen
nun neuentwickelte keramische Steuerklappen bei der NASA ein, die den X-38
Raumgleiter beim Wiedereintritt in die Atmosphäre auf Kurs halten sollen.
Die erste Bewährungsprobe dürfte im Jahr 2004 anstehen.
So stellt sich die NASA einmal das X-38 vor. Hier angedockt an
die Internationale Raumstation ISS. Bild: NASA |
Im Rahmen des nationalen Projektes TETRA
(Technologien für zukünftige wiederverwendbare
Raumtransportsysteme) wurden die Steuerklappen nach
erfolgreicher Prüfung durch das Deutsche Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) und der NASA abgenommen. Damit kann die
Integration der deutschen Hardware in den X-38
Raumgleiter V-201 zügig abgeschlossen werden. Die Integration
erfolgt am Johnson Space Center der NASA in Houston.
Bei einem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wird der Raumgleiter an extrem thermisch
und mechanisch belasteten Stellen wie der Nasenkappe und den
Steuerklappen Temperaturen von bis zu 1.750 Grad Celsius ausgesetzt. Um dies
überstehen zu können, müssen die Bauteile mit einem Hitzeschutz versehen
werden, der bei diesen Temperaturen seine Form und Festigkeit nicht
verliert. Bei der Entwicklung dieses Hitzeschildes wurden die
Hochtemperatureigenschaften von Keramik mit der hohen Zugfestigkeit und
Bruchdehnung von Kohlestofffasern verbunden. Die so entstandene Verbundkeramik erfüllt alle Anforderungen an den Hitzeschild, der wesentlich höhere
Temperaturen abhalten muss, als es derzeit beim Space Shuttle
der NASA notwendig ist.
Mit TETRA wollen deutsche Industriefirmen, Universitäten sowie
das DLR eine technologische Basis für zukünftige
Raumtransportsysteme schaffen. Die Projektleitung für TETRA liegt
beim DLR. MAN Technologie AG in Augsburg befindet sich in
industrieller Führungsrolle. Voraussichtlich im Jahre 2004 wird der
Probeflug unter realistischen Wiedereintrittsbedingungen
stattfinden, um den Thermalschutz und weitere Systeme zu testen.
Zu diesem Zweck wird der X-38 Raumgleiter V-201 mit dem Space
Shuttle der NASA in die Erdumlaufbahn gebracht. Danach erfolgt
das Aussetzen und der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die
Landung erfolgt am größten je gebauten Gleitschirm.
Mit dem X-38 Projekt werden Technologien getestet, die für den
Bau eines zukünftigen Crew Return Vehicles (CRV) nötig sind, mit dem bis
zu sieben Astronauten im Notfall von der Internationalen Raumstation ISS
zur Erde zurückkehren können. DLR und ESA beteiligen sich am X-38
Raumgleiter der NASA. Finanziert wird das Projekt zu gleichen Teilen vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem
Freistaat Bayern und der beteiligten Industrie.
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