Indiens erste Mission zum Mars gestartet
von Stefan Deiters astronews.com
5. November 2013
Indien hat am Morgen die erste eigene Mission zum Mars
gestartet. Die Sonde Mars Orbiter hob um 10.08 Uhr MEZ an Bord eines
indischen Polar Satellite Launch Vehicle vom Satish Dhawan Space
Center ab. Für die indische Raumfahrt ist die Mission vor allem ein
Prestigeprojekt. Sie wurde innerhalb von rund zwei Jahren für nur 54 Millionen
Euro realisiert.

Die indische
Sonde Mars Orbiter wurde heute in den
vorgesehenen Orbit um die Erde gebracht. Von hier
aus soll die Sonde Ende des Monats zum Mars
starten.
Bild: ISRO |
Indien hat heute die erste eigene Mission zum Mars gestartet: An Bord eines
Polar Satellite Launch Vehicle (PSLV) hob um 10.08 Uhr MEZ die Mission
Mars Orbiter vom Satish Dhawan Space Center ab. Erreicht die Sonde
den roten Planeten wie vorgesehen, würde sich der Subkontinent in einen
exklusiven Kreis von Ländern einreihen können, denen eine erfolgreiche
Marsmission gelungen ist - dazu gehören bislang nur die USA, Russland und die
ESA. Indien würde damit insbesondere gegenüber dem regionalen Konkurrenten China
punkten können.
Die Mangalyaan genannte Raumsonde wurde mit der bewährten indischen
Trägerrakete PSLV gestartet. Allerdings hat die indische Weltraumagentur ISRO
bislang noch keine Erfahrung mit dem Start einer interplanetaren Sonde sammeln
können, so dass der Start für die Ingenieure alles andere als Routine war.
Verläuft auch weiterhin alles nach Plan, soll Mangalyaan den Mars am
24. September 2014 erreichen. Zu zeigen, dass es der indischen Raumfahrt möglich
ist, eine Sonde in die Umlaufbahn eines anderen Planeten des Sonnensystems zu
bringen, ist das Hauptziel dieser auch von der ISRO als
"Technologiedemonstration" beschriebenen Mission.
Die Geschwindigkeit, mit der die indischen Ingenieure die Mission realisierten,
ist rekordverdächtig - genau wie der Kostenrahmen: ISRO genehmigte die Mission
im August 2011. Die gesamte Sonde wurde also in weniger als zwei Jahren
zusammengebaut. Als Vorlage diente dabei die erfolgreiche indische Mondsonde
Chandrayaan 1, die den Erdtrabanten von November 2008 bis August 2009
umkreiste (astronews.com berichtete). Die Kosten der Mars-Mission werden mit
etwa 54 Millionen Euro angegeben.
Mangalyaan soll den Mars auf einer langgezogenen Bahn umkreisen, deren
niedrigster Punkt bei 365,3 Kilometern über der Marsoberfläche liegt, auf der
sich die Sonde aber auch bis zu 80.000 Kilometer vom Mars entfernt. Eine
Umrundung des Planeten wird so über drei Tage dauern.
An Bord von Mangalyaan befinden sich fünf wissenschaftliche
Instrumente, mit denen die Atmosphäre und die Oberfläche des roten Planeten
untersucht werden soll, darunter ein Methandetektor. Über das Vorhandensein von
Methan in der Marsatmosphäre gab es in den letzten Jahren unterschiedliche
Beobachtungen. Methan könnte ein Hinweis auf primitives Leben sein, jedoch auch
durch geologische Aktivität entstehen. Außerdem befinden sich noch eine Kamera,
zwei Spektrometer und ein Lyman-Alpha-Photometer an Bord.
Mit dem heutigen Start wurde Mangalyaan zunächst auf eine elliptische
Umlaufbahn um die Erde gebracht. Der Orbit führt die Sonde in einer Höhe
zwischen 246,9 und 23.566 Kilometern um die Erde - es sind fast exakt die Werte,
die die indischen Ingenieure zuvor berechnet hatten. In jedem Apogäum, also dem
erdfernsten Punkt der Bahn, wird nun der Orbit durch Zünden der Triebwerke
weiter angehoben. Ende November soll dann die Reise zum Mars beginnen.
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