Erster österreichischer Satellit vor dem Start
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Graz astronews.com
6. November 2012
Österreich will noch in diesem Jahr den ersten eigenen
Satelliten in eine Erdumlaufbahn bringen. In Graz wurde dazu nun TUGSAT-1 nach
Indien verabschiedet, wo der Nanosatellit im Dezember an Bord einer indischen
Trägerrakete ins All starten soll. TUGSAT-1 wird dann zwei Jahre lang helle
Sterne erforschen.
TUGSAT-1 wurde unter Beteiligung von
Studierenden an der TU Graz gebaut und getestet.
Foto: TU Graz / Lunghammer |
Noch in diesem Jahr will Österreich Mitglied im Club der Länder werden, die
mindestens einen eigenen Satelliten im Erdorbit aufweisen können. Im Rahmen der
Mission Bright Target Explorer (BRITE) haben Forscher und Studierende
der TU Graz den ersten österreichischen Satelliten TUGSAT-1 gebaut und getestet.
Mindestens zwei Jahre lang soll dieser in einer Höhe von 800 Kilometern
wissenschaftliche Daten sammeln und an das Kontrollzentrum in die steirische
Landeshauptstadt senden. "Wir sind sehr stolz, dass Forscher und Studierende der
TU Graz an dieser historischen Mission maßgeblich mitwirken", freute sich
TU-Rektor Harald Kainz.
Die Technische Universität Graz trägt die Hauptverantwortung für TUGSAT-1 -
bei ihr liegen neben Bau und Test des Satelliten auch das Projektmanagement, der
Start einschließlich Logistik sowie der Betrieb des Satelliten und der
Bodenstation in Graz. Die Sternenkamera an Bord des Satelliten ist das
wissenschaftliche Herzstück der Mission - sie kommt von den Universitäten Wien
und Toronto. Die TU Wien ist mit der zweiten Bodenstation ebenfalls am Projekt
beteiligt.
Eine indische Trägerrakete nimmt den Grazer Satelliten vom südindischen
Weltraumbahnhof Satish Dhawan Space Centre als Passagier mit ins All.
Mit an Bord ist mit dem kanadischen Prototypen UniBRITE auch der
Schwestersatellit der Universität Wien, der am Space Flight Lab Toronto
gebaut wurde. BRITE ist die weltweit erste Nanosatelliten-Konstellation, an der
mehrere Satelliten aus mehreren Staaten beteiligt sind: Im Rahmen der Mission
werden insgesamt sechs Nanosatelliten aus Österreich, Polen und Kanada ins All
geschickt.
Dank nickelbeschichtetem Aluminium wiegt der Würfel mit einer Kantenlänge von
20 Zentimetern lediglich sieben Kilogramm und zählt damit zur Klasse der
Nanosatelliten. Trotzdem weist der Mini-Satellit beachtliche innere Werte auf:
Eine Sternenkamera, zwei Computer, Massenspeicher, Lageregelung, thermische
Kontrolle, Stromversorgung und Datenübertragung sind im Weltraumwürfel
integriert. TUGSAT-1 ist außerdem einer der ersten Nanosatelliten mit sehr
präziser Dreiachsenstabilisierung: Diese sorgt dafür, dass der Satellit im Orbit
exakt in Position bleibt und die Spezialkamera die Sterne jeweils bis zu 15
Minuten lang präzise im Fokus behält.
Die Vorteile von Nanosatelliten liegen auf der Hand: Durch ihre geringe Größe
sind sie kostengünstig und relativ rasch entwickelt, können praktischerweise als
zusätzliche Nutzlast größerer Satelliten ins All gebracht werden und eignen sich
ideal für den Test neuer Technologien und die Ausbildung des technischen
Weltraumnachwuchses. So waren und sind auch Studierende an allen Phasen des
TUGSAT-Projekts unmittelbar beteiligt und auch in das Management des komplexen
Weltraumprojekts eingebunden.
"Dass Studierende in einem realen Weltraumprojekt mit an Bord sind, ist eine
Besonderheit. Mit ihrer Neugierde, ihrem Fleiß und ihrem wissenschaftlichen
Können leisten sie einen unschätzbaren Beitrag zum Gelingen dieses Projekts",
unterstreicht Projektleiter Otto Koudelka vom Institut für Kommunikationsnetze
und Satellitenkommunikation der TU Graz.
TUGSAT-1 soll zusammen mit den anderen Satelliten der BRITE-Mission helle,
massereiche Sterne ins Visier nehmen. Die Forscher hoffen, durch Beobachtungen
über einen längeren Zeitraum das feine Pulsieren der Sterne nachweisen zu
können, das wiederum Rückschlüsse auf ihren Aufbau, ihre chemische
Zusammensetzung und ihr Alter erlaubt. Die Wissenschaftler erwarten sich
außerdem neue Erkenntnisse über die Rotation und die inneren chemischen Vorgänge
sowie über die Entstehung dieser Sterne.
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