Forscher zufrieden mit Shefex-Flug
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
29. Juni 2012
Knapp eine Woche nach dem Flug des experimentellen Raumfahrzeugs Shefex II
zeigen sich die Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) zufrieden mit der Datenausbeute. Der Flugkörper selbst, der westlich von
Spitzbergen niederging, konnte allerdings bislang nicht geborgen werden, da aus
den letzten Sekunden des Fluges Daten fehlen.
Shefex II beim Probecountdown auf der
Startrampe.
Foto: DLR |
Nach dem Flug des Raumfahrzeugs Shefex II am 22. Juni
2012 ziehen die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) eine erste Bilanz. "Shefex II ist wie vorberechnet geflogen, wir
haben für alle Experimente umfangreiche und wertvolle Daten in Echtzeit
erhalten", resümiert DLR-Projektleiter Hendrik Weihs. Mit dem Flugkörper
erforschen die Wissenschaftler Technologien, mit denen der Wiedereintritt von
Raumfahrzeugen kostengünstiger werden soll (astronews.com berichtete).
Nach dem Flug sollte ein Schiff einen Teil des Raumfahrzeugs westlich von
Spitzbergen bergen, doch fehlende Daten in den letzten Flugsekunden und die
schlechte Wetterlage auf See erschwerten dies. Nun prüfen die Forscher, ob eine
Ortung und Bergung vom Meeresgrund möglich ist.
Schon am Abend des 22. Juni 2012, kurz nach dem zehnminütigen Flug von
Shefex II von der norwegischen Raketenstation Andøya aus, empfing ein
Suchflugzeug erste schwache Signale des Flugkörpers, der westlich von
Spitzbergen im Wasser landen sollte. "Dadurch wissen wir, dass auch die Landung
wie geplant ablief, denn erst nachdem sich der Fallschirm geöffnet hatte, konnte
die Sonde ihr Signal ausstrahlen", erläutert Projektleiter Weihs.
Im Idealfall hätten die Wissenschaftler Daten von der Radarstation in
Spitzbergen erhalten, die die letzten Sekunden des Flugs mitverfolgen sollte.
"Leider hat die Station den Flugkörper nicht verfolgen können." Von den
ursprünglich 55 Sekunden Experimentierphase, in der Shefex durch die
Atmosphäre fliegt, fehlen nun die letzten fünf Sekunden - für die
Wissenschaftler selbst kein großer Datenverlust, für die Bergung auf hoher See
hingegen eine Herausforderung.
"Das Signal selbst kann nur von unserer Raumsonde stammen, da wir Aufnahmen
unseres Satelliten TerraSAR-X ausgewertet haben - und im Landegebiet
keine anderen Objekte erkennbar waren", erläutert Weihs. Bei Wellen von mehr als
drei Metern Höhe konnte das Bergungsschiff allerdings nicht nah genug an die
vermutete Landestelle fahren. Am 24. Juni 2012 wurde die Suche dann abgebrochen.
"Wir untersuchen jetzt, wo genau der Flugkörper auf Grund gesunken ist und ob
man ihn dort bergen kann." Doch selbst wenn dies nicht gelingt, ist das für die
Forscher kein größeres Problem: "Die Bergung", so Weihs, "wäre letztendlich das
Tüpfelchen auf dem i gewesen."
Für die Auswertung ihrer Experimente nutzen die Wissenschaftler die große
Anzahl Daten, die die Stationen am Startplatz sowie auf dem nahegelegenen Berg
bis in eine Höhe von 29 Kilometern aufzeichneten. Die Experimentphase begann in
einer Höhe von etwa 100 Kilometern mit dem Wiedereintritt in die Atmosphäre und
sollte in 20 Kilometern Höhe enden. "Wir wissen schon jetzt, dass die
Steuerflügel, die so genannten Canards, funktioniert haben", sagt Weihs.
Im Gegensatz zum Flugkörper Shefex I, der 2005 flog, konnten die
Forscher dieses Mal das Raumfahrzeug aktiv steuern. Bereits während des Flugs
war erkennbar, dass Shefex II die Steuermanöver wie geplant
durchführte. Daten gibt es beispielsweise auch zu einem Experiment, bei dem eine
poröse Hitzeschutzkachel von Stickstoff durchströmt wurde, um somit eine aktive
Kühlung zu ermöglichen. "Wir haben die Daten zum Ausströmen des Gases, wir haben
die Temperaturen an der Oberfläche des Flugkörpers - jetzt beginnt die
Auswertung."
Zufrieden sind die Wissenschaftler auch mit dem exakten Flug des
Raumfahrzeugs. "Erstmals hat unsere mobile Raketenbasis so ein Trägersystem in
dieser Konstellation entwickelt und geflogen." Die Erfahrungen von Shefex II
sollen in das Nachfolgeprojekt Shefex III einfließen - einem
Raumfahrzeug, dessen Eintritt in die Atmosphäre bis zu 15 Minuten dauern soll.
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