Start im September 2011 in Norwegen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
11. April 2011
Im Rahmen des SHEFEX-Programms testet das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt neuartige Technologien für den Wiedereintritt in die
Erdatmosphäre. Letztlich soll auf diese Weise ein kleiner Raumgleiter
entstehen, der für Experimente in Schwerelosigkeit verwendet werden
kann. Jetzt wurden Startzeitraum und Startort für SHEFEX II
festgelegt.
SHEFEX II soll im September starten.
Bild: DLR |
Die Mission SHEFEX II des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) wird im September 2011 vom Versuchsgelände der
Andøya Rocket Range (ARR) in Nordnorwegen starten. Der zweite Flug
im Rahmen des SHEFEX-Programms des DLR dient der weiteren
Erprobung des scharfkantigen Designs mit neuartigem Hitzeschutz und
aktiver Steuerung. Ziel der Forschungsarbeiten ist ein Raumgleiter, der
ab 2020 für rückführbare Experimente unter Schwerelosigkeit zur
Verfügung stehen soll.
SHEFEX steht für "Sharp Edge Flight Experiment", den
"scharfkantigen Flugversuch". Bisherige Raumfahrzeuge besitzen eine
abgerundete Außenhaut. Dagegen sollen scharfe Ecken und Kanten den
Wiedereintritt in die Erdatmosphäre billiger, sicherer und flexibler
machen. Für den Flugversuch im September 2011 wird die Testkapsel auf
die Spitze einer zweistufigen Höhenforschungsrakete gesetzt. Beim 12,6
Meter hohen SHEFEX II ist die Rakete ein leistungsfähigeres
Modell als bei SHEFEX I, um mit bis zu 12.000 Kilometern pro
Stunde eine höhere Geschwindigkeit zu erreichen. Die Mobile Raketenbasis
(Moraba) des DLR Oberpfaffenhofen stellt die Rakete bereit und wird den
Start durchführen. SHEFEX II soll dabei in eine Höhe von über
200 Kilometern gebracht werden. Das gesamte SHEFEX-II-Experiment
wird etwa zehn Minuten dauern.
Die größte Herausforderung des Wiedereintritts von Raumfahrzeugen in die
Erdatmosphäre liegt in den extremen Temperaturen von über 2.000 Grad
Celsius. Für die Forscher beginnt deshalb der interessanteste Teil beim
Abstieg des Flugkörpers und dem zirka 60-sekündigen Wiedereintritt in
die Erdatmosphäre in 100 bis 20 Kilometer Höhe. Anschließend soll die
Kapsel per Fallschirm südlich von Spitzbergen landen. Mit SHEFEX II
werden neun verschiedene Hitzeschutzsysteme getestet, größtenteils
Entwicklungen aus faserkeramischen Verbundmaterialien des DLR in
Stuttgart und Köln. Sie sind im Vergleich zu metallischen Werkstoffen
wesentlich hitzebeständiger, extrem leicht und auch bei hohen
Temperaturen formstabil.
Aber auch Experimente der deutschen Raumfahrtindustrie (EADS Astrium und
MT-Aerospace), der Universität Stuttgart und internationaler Partner
(Boeing) finden in der facettierten Außenhaut Platz. Im Gegensatz zu
seinem Vorgänger SHEFEX I wird SHEFEX II bei seinem
Wiedereintritt in die Atmosphäre zusätzlich aktiv gesteuert. Das DLR hat
dafür ein maßgeschneidertes aerodynamisches Flugsteuerungssystem
entwickelt, mit dem der Körper kontrolliert zur Erde zurückkehren soll.
Hinter dem SHEFEX-Programm steckt die Idee, neue
Wiedereintrittstechnologien für die Raumfahrt möglichst kostengünstig im
Flugexperiment zu testen. SHEFEX II ist ein rein national
finanziertes und realisiertes Projekt. Ziel der Entwicklung ist ein
neuartiger, "REX-Free Flyer" genannter, kleiner Raumgleiter, der ab 2020
für rückführbare Experimente unter Schwerelosigkeit zur Verfügung stehen
soll.
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