Erfolgreicher Testflug lieferte wichtige Daten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
23. Juni 2012
Das experimentelle Raumfahrzeug Shefex II des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) hat in der vergangenen Nacht erfolgreich einen Testflug absolviert. Im
Rahmen des Shefex-Programms entwickelt das DLR neue Technologien, die
die Rückkehr eines Raumfahrzeugs zur Erde einfacher und billiger machen sollen.
Shefex III könnte im Jahr 2016 starten.
Shefex II startete am 22. Juni 2012 um 21.18
Uhr von der norwegischen Raketenstation Andøya.
Foto: DLR [Großansicht] |
Zehn Minuten dauerte der Flug - dann landete das kantige
Raumfahrzeug Shefex II wieder westlich von Spitzbergen. Die
Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatten die
sieben Tonnen schwere und fast 13 Meter lange Rakete mit ihrer Nutzlast am 22.
Juni 2012 um 21.18 Uhr von der norwegischen Raketenstation Andøya gestartet.
Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre überstand Shefex Temperaturen von
über 2.500 Grad Celsius und sendete Messdaten von über 300 Sensoren zum Boden.
"Mit dem Flug von Shefex II sind wir wieder einen Schritt weiter auf
dem Weg, ein Raumfahrzeug zu entwickeln, das einfach gebaut ist wie eine
Raumkapsel, aber Steuerungs- und Flugmöglichkeiten hat wie zum Beispiel das
Space Shuttle - nur deutlich billiger", sagt Projektleiter Hendrik Weihs.
Bereits seit zehn Jahren entwickelt das DLR mit dem Shefex-Programm
eine Technologie, mit der ein Flugkörper nach einem Flug ins Weltall wieder
unbeschadet in die Atmosphäre eintreten und landen kann (astronews.com
berichtete wiederholt). Eckig und kantig ist
der Flugkörper Shefex - seine Struktur besteht aus ebenen Flächen, die
einfacher und somit kostengünstiger als die üblichen abgerundeten Formen
hergestellt werden können. Auch aerodynamisch sind die scharfen Kanten
vorteilhaft. Um die hohen Temperaturen zu beherrschen, die beim Eintritt in die
Atmosphäre an diesen Ecken entstehen, entwickelten und testeten die
DLR-Wissenschaftler verschiedene Hitzeschutzsysteme.
Mit dem Raumfahrzeug Shefex I, das am 27. Oktober 2005 startete,
wurden erstmals Daten während eines realen Flugs gesammelt. Damals trat der
Flugkörper mit siebenfacher Schallgeschwindigkeit in die Atmosphäre ein, der
Flug durch die Atmosphäre dauerte 20 Sekunden. Shefex II hingegen flog
bereits mit 11.000 Kilometern in der Stunde und somit elffacher
Schallgeschwindigkeit durch die Atmosphäre. Dabei erreichte der Flugkörper eine
Höhe von etwa 180 Kilometern.
Die fliegende Experimentplattform Shefex ist eine
Gemeinschaftsarbeit von sechs DLR-Instituten: Das Institut für Aerodynamik und
Strömungstechnik führte unter anderem zahlreiche Windkanalversuche durch,
berechnete das Strömungsfeld beim Wiedereintritt und stattet den Flugkörper mit
Sensoren für die Messung von Temperatur, Druck und Wärmebelastung aus. Das
Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung fertigte den Flugkörper an
und entwarf und produzierte unter anderem die keramischen Thermalschutzsysteme.
Bei einem dieser Hitzeschutzsysteme strömt während des Wiedereintritts
Stickstoff durch eine poröse Kachel und kühlt so den Flugkörper.
Das Institut für Flugsystemtechnik testete so genannte Canards, das sind
Steuerflächen, mit denen die Lage von Shefex II aktiv gesteuert werden
kann. Das Institut für Werkstoffforschung stellte unter anderem keramische
Kacheln her, das Institut für Raumfahrtsysteme entwickelte eine
Navigationsplattform zur Lagebestimmung des Raumfahrzeugs während des Flugs. Die
Mobile Raketenbasis Moraba des DLR lieferte unter anderem das
zweistufige Trägersystem, steuerte die Rakete und empfing die Daten, die
Shefex während des Flugs sendete.
Nach dem Flug wurde gleich ein Bergungsschiff sowie ein Flugzeug auf den Weg
zur Landestelle geschickt, um den Flugkörper zu bergen. Gelingt dies, erhalten
die Wissenschaftler weitere Daten. "Der Flug von Shefex II ist wieder
ein Schritt hin zu einem Raumflugkörper, der höhere Temperaturen übersteht bei
größerer Geschwindigkeit und längerer Dauer", sagt Projektleiter Hendrik Weihs.
Über 300 Sensoren erfassten während des Flugs unter anderem Temperatur und
Druck. Diese Daten empfingen die Forscher noch während des Flugs. "Wir haben
eine Flut an Daten, die auch noch in den nächsten Jahren verwendet werden
können."
2016 könnte Shefex III starten, der deutlich schneller fliegen,
einem Raumgleiter ähneln und 15 Minuten in der Atmosphäre bleiben soll. Ziel der
Forschung ist es, mit diesen Daten dann einen Flugkörper zu entwickeln, der nach
seinem Start über Tage hinweg Experimente in der Schwerelosigkeit ermöglicht und
anschließend unbeschädigt wieder auf dem Boden landen soll.
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