Tiefer Blick auf Centaurus A
von Stefan Deiters astronews.com
16. Mai 2012
Die Europäischen Südsternwarte ESO
hat am Mittwoch eine neue Aufnahme der elliptischen Riesengalaxie Centaurus A
veröffentlicht. Mit einer Belichtungszeit von insgesamt mehr als 50 Stunden
dürfte das Bild zu den bislang tiefsten Blicken auf dieses eigentümliche Objekt
zählen. Das Bild entstand aus Daten des Wide Field Imager am
MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla.
Das jetzt veröffentlichte Bild der
Riesengalaxie Centaurus A. Bild:
ESO [Großansicht] |
Die elliptische Riesengalaxie Centaurus A ist zweifellos ein eindrucksvolles
Objekt. Das System liegt in einer Entfernung von rund zwölf Millionen
Lichtjahren im Sternbild Zentaur und ist auch unter der Bezeichnung NGC 5128
bekannt. Im Zentrum der Riesengalaxie dürfte sich ein gewaltiges
supermassereiches Schwarzes Loch verbergen, das etwa die 100-millionenfache
Masse unserer Sonne hat. Diese Schwerkraftfalle sorgt dafür, dass Centaurus A
nicht nur einen äußerst hellen Kern besitzt, sondern zudem noch über
eindrucksvolle Jets verfügt und eine äußerst prominente Quelle im Radiobereich
ist (astronews.com berichtete). Für die Energie sorgt Material, das sich vor dem
Verschwinden im Schwarzen Loch auf extreme Temperaturen aufheizt.
Dass es sich bei Centaurus A um eine elliptische Galaxie handelt, wird auf
der heute von der Europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme des
Wide Field Imager am 2,2-Meter-Teleskop in La Silla eindrucksvoll
deutlich. Bei dem schwachen Leuchten, das auf einem großen Teil der Aufnahme zu
erkennen ist, handelt es sich nicht etwa um Gas, sondern um das kombinierte
schwache Glimmen von Milliarden von kälteren und älteren Sternen in Centaurus A.
Im Gegensatz zu anderen elliptischen Galaxien hat Centaurus A aber eine
Besonderheit, die jedem Betrachter sofort auffällt: Vor dem hell leuchtenden
Ball aus Sternen schlängelt sich ein breites Band aus dunklem Material, das das
Zentrum der Galaxie verdeckt. In diesem Band befinden sich große Mengen an Gas,
Staub sowie zahlreiche junge Sterne. Am oberen rechten und linken unteren Rand
des Bandes leuchten helle junge Sternhaufen auf und es sind rötlich leuchtende
Wasserstoffwolken zu erkennen, in denen gerade neue Sonnen geboren werden.
Die dunklen Gasschwaden und die starke Radiostrahlung der Galaxie werten die
Astronomen als starkes Indiz dafür, dass Centaurus A in seiner heutigen Form
durch die Verschmelzung von zwei Galaxien entstanden ist. Bei dem Band aus Staub
und Gas könnte es sich somit um den Rest einer Spiralgalaxie handeln, die gerade
von der elliptischen Riesengalaxie zerstört und aufgenommen wird.
Dank Verwendung spezieller Filter sind auf dem neuen Bild von Centaurus A
auch im Optischen jetähnliche Strukturen zu erkennen, die in etwa dort liegen,
wo sich auch die mächtigen Jets befinden, die im Radiobereich zu sehen sind: So
gehen vom Zentrum der Galaxie zwei rötliche Filamente aus, die in Richtung der
oberen linken Ecke deuten. Es handelt sich dabei um Sternentstehungsgebiete, in
denen sich zahlreiche heiße junge Sonne finden. Aus welchem Grund genau an
diesen Stellen neue Sterne entstanden sind, wissen die Astronomen aber nicht.
Das erste Filament befindet sich rund 30.000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt,
das zweite Filament, das etwas schwächer nahe der oberen linken Bildecke zu
erkennen ist, hat eine Entfernung von rund 65.000 Lichtjahre vom Zentrum. In der
rechten unteren Ecke könnte es zudem Spuren eines "Gegenjets" geben, der sich
genau in die andere Richtung vom Zentrum aus ins All ausdehnt.
Die verschiedenen Beobachtungen, aus deren Daten das jetzt veröffentlichte
Bild erstellt wurde, dienten in vielen Fällen der Suche nach veränderlichen
Sternen in Centaurus A. Auf diese Weise wollten die Astronomen herausfinden, ob
eine solche Suche mit erdgebundenen Teleskopen auch in Galaxien sinnvoll möglich
ist, die weiter entfernt sind als die Galaxien der lokalen Gruppe, unseres
Heimat-Galaxienhaufens. Die Suche war erfolgreich: Die Wissenschaftler spürten
mehr als 200 veränderliche Sterne in Centaurus A auf.
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