Ein besseres Verständnis der am nächsten gelegenen aktiven
Galaxie versprechen sich Wissenschaftler von einer neuen Aufnahme
des NASA-Röntgenteleskops Chandra: Das Bild zeigt einen
gewaltigen 25.000 Lichtjahre langen Röntgenjet, der seinen Ursprung
im Zentrum von Centaurus A hat. Außerdem entdeckten die Astronomen
Hinweise auf eine lange zurückliegende kosmische Katastrophe.
Die aktive Galaxie Centaurus A in einem Chandra-Röntgenbild. Foto:
NASA/CXC/SAO |
Centaurus A, rund elf Millionen Jahre von der Erde entfernt, ist schon
seit vielen Jahren ein bevorzugtes Beobachtungsobjekt von Astronomen: Bei
der Galaxie handelt es sich nämlich um den nächstgelegenen Vertreter
eines besonderen Galaxientyps, den sogenannten aktiven Galaxien. In ihrem
Inneren wird ein gewaltiges Schwarzes Loch vermutet, dessen
Energieausstoß durch hinstürzendes Material das Erscheinungsbild der
gesamten Galaxie beeinflussen kann.
Auf der Chandra-Aufnahme erkennt man ein helle
Röntgenquelle an der Stelle, an der die Wissenschaftler das Schwarze Loch
vermuten. Aus diesem Zentrum heraus schießt ein gewaltiger Jet (im Bild
nach schräg links oben): Dieser entsteht vermutlich durch Materie, die
mit hoher Geschwindigkeit aus der Umgebung des Schwarzen Loches
geschleudert wird. Genau auf der anderen Seite kann man auch den Gegenpart
des gewaltigen Jets erkennen, der allerdings nur als "Stummel"
zu sehen ist. Eine Erklärung dafür wäre, dass dieser von der Erde weg
gerichtet ist und daher schwächer erscheint.
Besonders die Details des großen Jets erfreuen die Wissenschaftler:
"Das Bild ist großartig", meint Dr. Ethan Schreier vom Space
Telescope Science Institute. "Seit 20 Jahren versuchen wir zu
verstehen, wie genau der Centaurus A-Jet entsteht. Nun wissen wir
zumindest, dass seine Röntgenstrahlung von hochenergetischen Elektronen
in einem Magnetfeld erzeugt wird." Dies könne man aus dem Aussehen
und der Länge des Jets schließen. Die Gesamtlänge des Jets ist
vergleichbar mit dem Durchmesser unserer Milchstraße.
Und noch ein weiteres Detail des Bildes fasziniert die Wissenschaftler:
Rund um den Kern sind eine ganze Reihe weiterer kleinerer Röntgenquellen
auszumachen, aus deren Verteilung man Rückschlüsse auf die Entstehung
der Galaxie und des massereichen Schwarzen Loches ziehen kann. Dies fügt
ein weiteres Indiz zu der Theorie hinzu, die Astronomen schon länger
über die Entstehung haben: Danach ist Centaurus A vor einigen hundert
Millionen Jahren mit einer kleinen Spiralgalaxie kollidiert, durch die
eine heftige Sternentstehungsphase eingeleitet und ausreichend Gas
als "Nahrung" für das zentrale Schwarze Loch bereitgestellt
wurde.