Centaurus A im Visier zweier Teleskope
von Stefan Deiters astronews.com
5. April 2012
Mithilfe von zwei ESA-Weltraumteleskopen haben Astronomen
einen neuen Blick auf die elliptische Riesengalaxie Centaurus A geworfen. Die
Beobachtungen in zwei sehr unterschiedlichen Wellenlängenbereichen lieferten
neue Hinweise darauf, dass die Galaxie durch eine gewaltige Kollision von zwei
älteren Systemen entstanden ist.
Die verschiedenen Gesichter der elliptischen
Riesengalaxie Centaurus A.
Bild: ESA / XMM-Newton (Röntgen),
ESA / Herschel / PACS / SPIRE / C.D. Wilson,
McMaster University, Hamilton, Ontario, Canada
(fernes Infrarot) / ESO (sichtbarer Licht)
[Großansicht] |
Centaurus A ist die uns am nächsten gelegene elliptische Riesengalaxie und
etwa zwölf Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie beherbergt ein
gewaltiges supermassereiches Schwarzes Loch und sendet intensive Strahlung im
Radiobereich aus. Schon Beobachtungen im sichtbaren Bereich des Lichts hatten
gezeigt, dass Centaurus A im Inneren eine äußerst komplexe Struktur aufweist.
Durch Beobachtungen mit den Weltraumteleskopen Herschel und XMM-Newton
der europäischen Weltraumagentur ESA, die für
ganz verschiedene Bereiche des elektromagnetischen Spektrums ausgelegt sind,
wurden nun neue Details sichtbar.
Centaurus A wurde schon von John Herschel im Jahr 1847 bei seiner
Durchmusterung des südlichen Himmels beobachtet und war einige Jahre zuvor
entdeckt worden. Das Weltraumteleskop, das den
Namen seiner Familie trägt, hat nun dazu beigetragen, dass die Astronomen diese
faszinierende Galaxie ein wenig besser verstehen. So ist im fernen Infrarot von der eindrucksvollen
dunklen Staubschwade, die sich
im sichtbaren Bereich des Lichts quer über das Zentrum von Centaurus A legt,
nichts mehr zu sehen. Stattdessen wird eine flache innere Scheibe erkennbar,
offenbar die Reste einer kleineren und gasreichen Spiralgalaxie, die vor einigen
100 Millionen Jahren mit der größeren elliptischen Galaxie kollidiert und
verschmolzen ist.
Auf den Herschel-Bildern sind auch Hinweise auf intensive Sternentstehung im
Zentrum der Galaxie zu erkennen sowie zwei Jets, also hochenergetische und
gebündelte Teilchenströme, die vom Kern der Galaxie ausgehen. Einer dieser
Jets erreicht eine Länge von 15.000 Lichtjahren. Entlang dieser Jets entdeckten
die Wissenschaftler zudem bislang unbekannte Wolken. "Dank der Empfindlichkeit von
Herschel können wir nicht nur das Leuchten des Staubs in und um die Galaxie
sehen, sondern auch die Strahlung von Elektronen in den Jets, die sich in den Magnetfeldern mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegen", erläutert Göran Pilbratt, Projektwissenschaftler für
Herschel.
Mit XMM-Newton konnten die Astronomen unter anderem das Röntgenleuchten eines der
Jets studieren, das sich über 12.000 Lichtjahre vom Zentrum der Galaxie
erstreckt. Zu erkennen sind dabei Details der Wechselwirkung des Jets mit der umgebenden
interstellaren Materie. Außerdem ist der äußerst aktive Galaxienkern mit
seinem großen Halo aus Gas gut zu erkennen. "XMM-Newton ist ganz hervorragend dazu geeignet,
ausgedehnte schwache Röntgenemissionen zu entdecken, so dass wir manche Halos um
Galaxien jetzt zum ersten Mal überhaupt sehen konnten", so Norbert Schartel, der
Projektwissenschaftler für XMM-Newton.
Die von beiden Weltraumteleskopen beobachteten Jets sind ein Hinweis auf das
supermassereiche Schwarze Loch, das sich im Zentrum der Galaxie verbirgt und das
deutlich massereicher ist, als das zentrale Schwarze Loch unserer Milchstraße. Centaurus A ist
zudem eine aktive Galaxie, das Schwarze Loch verschlingt also
gerade große Mengen an Material. Auch diese Aktivität dürfte auf die Kollision
mit der Spiralgalaxien zurückzuführen sein.
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