Zwei neue Nachbarn der Sonne
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
14. Juli 2011
Astronomen des Leibniz-Instituts für Astrophysik (AIP) haben
mithilfe von Beobachtungen des Wide-field Infrared Survey Explorer
(WISE) zwei bislang unbekannte Braune Zwerge in relativer Nachbarschaft der
Sonne entdeckt. Die äußerst kühlen Objekte sind nur 15 bzw. 18 Lichtjahre
entfernt. Doch es könnte sogar noch näher gelegene Braune Zwerge geben.
Falschfarben-Bilder
der beiden neu entdeckten Braunen Zwerge. In den
Farben von WISE erscheinen die extrem kühlen
Braunen Zwerge gelb-grünlich. Markiert sind auch
die Positionen der Objekte in einer früheren
Himmelsdurchmusterung im nahen Infrarotlicht,
etwa zehn Jahre vor den WISE-Aufnahmen. Jedes
Bild bedeckt ein Himmelsfeld, das etwa 200-mal
kleiner ist als die Vollmondfläche.
Bild: AIP / NASA / IPAC Infrared Science
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Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) haben zwei
neue kosmische Nachbarn entdeckt - zwei Braune Zwerge im ungefähren Abstand von
nur 15 und 18 Lichtjahren von der Sonne. Zum Vergleich: Der sonnennächste Stern,
Proxima Centauri, liegt im Abstand von etwas mehr als vier Lichtjahren, während
die beiden nächsten bekannten braunen Zwerge, Epsilon Indi Ba und Bb, die vor
wenigen Jahren ebenfalls am AIP aufgespürt wurden, etwas weniger als 12
Lichtjahre entfernt sind. Für ihre Entdeckung nutzten Ralf-Dieter Scholz und
seine Kollegen vom AIP die erst kürzlich veröffentlichten Daten des
NASA-Satelliten WISE (Wide-field Infrared Survey Explorer).
Die beiden neuen Nachbarn der Sonne, mit den Namen WISE J0254+0223 und WISE
J1741+2553, fielen durch den extremen Kontrast zwischen ihrer starken Helligkeit
im Infrarotlicht und ihrer kaum noch sichtbaren Erscheinung im optischen
Wellenlängenbereich auf. Außerdem zeigen beide Objekte eine große scheinbare
Bewegung am Himmel (die sogenannte Eigenbewegung): Ihre Positionen erscheinen
also gegenüber früheren Aufnahmen stark verschoben. Dies deutete auf ihre
unmittelbare Nähe hin, die durch den Vergleich ihrer Farben und Helligkeiten mit
anderen Objekten bestätigt wurde.
Das hellere Objekt war zum Zeitpunkt der Entdeckung gerade am Nachthimmel
sichtbar, so dass das AIP-Team mit Hilfe von Beobachtungen am Large
Binocular Telescope (LBT) im US-Bundesstaat Arizona den Spektraltyp und die
Entfernung noch genauer bestimmen konnte. Beide Objekte gehören zu den kühlsten
Vertretern der Braunen Zwerge vom T-Spektraltyp und befinden sich an der
Schwelle zum vorausgesagten, aber noch nicht entdeckten ultrakühlen Y-Typ.
Braune Zwerge werden manchmal auch als "misslungene Sterne" bezeichnet, da sie
bei ihrer Entstehung nicht genug Masse ansammeln konnten, um dauerhafte nukleare
Fusionsprozesse in ihrem Inneren zu starten. Deshalb verlieren Braune Zwerge mit
der Zeit stark an Helligkeit. Es wird vermutet, dass die meisten Braunen Zwerge
nur noch Oberflächentemperaturen aufweisen, die unter 230 Grad Celsius liegen
und eventuell sogar mit der Temperatur an der Erdoberfläche vergleichbar sind.
Wegen ihrer äußerst geringen Helligkeit wären diese Exemplare auch dann noch
sehr schwer zu erkennen, wenn sie sich noch näher an der Sonne befänden als die
jetzt entdeckten Exemplare. Die Fahndung danach läuft auf Hochtouren. Es ist
daher nicht ausgeschlossen, dass uns ultrakühle Braune Zwerge in ähnlich großer
Zahl wie Sterne umgeben, und unser tatsächlich nächster Nachbar nicht Proxima
Centauri, sondern ein noch unentdeckter Brauner Zwerg ist.
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