Kühlster Brauner Zwerg entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
14. April 2008
Astronomen haben jetzt den kühlsten Braunen Zwerg
aufgespürt, der je beobachtet wurde. Das Objekt, das nicht über ausreichend
Masse verfügt, um die nuklearen Fusionsprozesse in seinem Inneren zu zünden, hat
eine Temperatur von gerade einmal 350 Grad Celsius. Bei dem Fund könnte es sich
um eine neue Klasse von Brauen Zwergen handeln.
Der neu entdeckte Braune Zwerg.
Bild: Delorme et al. /
Astronomy & Astrophysics |
Die Entdeckung des Braunen Zwergs mit der niedrigsten bislang nachgewiesenen
Temperatur gelang einem französisch-kanadischen Astronomenteam mit Hilfe des
Canada France Hawaii Telescope, des Gemini North Telescope sowie
des New Technology Telescope der ESO in Chile. Die Forscher berichten
über ihre Arbeit in einer kommenden Ausgabe der Fachzeitschrift Astronomy &
Astrophysics.
Der Braune Zwerg mit dem etwas sperrigen Namen CFBDS J005910.83-011401.3
stellt einen neuen Rekord unter diesen Objekten auf: Er hat eine Temperatur von
gerade einmal 350 Grad Celsius und eine Masse, die etwa der 15- bis 30-fachen
Masse des Jupiter entspricht. Das Objekt liegt rund 40 Lichtjahre von der Erde
entfernt und scheint ein isoliertes Objekt zu sein - ein Stern um den sich CFBDS
J005910 dreht, wurde zumindest nicht entdeckt.
Braune Zwerge sind Objekte, die von den Astronomen zwischen den
jupiterähnlichen Riesenplaneten und den masseärmsten Sonnen eingeordnet werden.
Wegen ihrer geringen Masse erreichen sie in ihrem Inneren nur Temperaturen, die
nicht ausreichen, um die nuklearen Fusionsprozesse zu starten. Sie gleichen
damit den Gasriesen wie Jupiter, entstehen allerdings, nach Ansicht der
Forscher, nicht in einer Gas- und Staubscheibe um eine Sonne, sondern wie ein
Stern durch den Kollaps einer Gaswolke.
Der erste Braune Zwerg wurde 1995 entdeckt. Seither wurden zahlreiche weitere
Exemplare aufgespürt und manche Ähnlichkeiten zwischen Braunen Zwergen und
Gasriesen festgestellt. Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede: So findet
sich in den Atmosphären von Braunen Zwergen Wasser immer in gasförmiger Form,
während es in den Atmosphären der Gasriesen zu Wassereis kondensiert. Zudem hat
man bislang niemals Ammoniak in der Atmosphäre eines Braunen Zwerges nachweisen
können, das sich aber in beträchtlichen Anteilen in der Atmosphäre des Jupiter
findet.
CFBDS J005910 ähnelt nun mehr einem Gasplaneten als alle anderen Brauner
Zwerge bislang: Das liegt, so die Astronomen, nicht nur an der Temperatur,
sondern vor allem daran, dass man in der Atmosphäre des Objektes auch Ammoniak
nachweisen konnte. Bislang kannte man zwei Typen von Braunen Zwergen: die
L-Zwerge mit einer Temperatur zwischen 1.200 und 2.000 Grad Celsius und die
T-Zwerge, die kühler sind und bei denen man Methan in der Atmosphäre nachweisen
kann.
CFBDS J005910 könnte nun der Prototyp einer neuen Klasse von Braunen Zwergen
sein, die dann Y-Zwerge genannt werden würde. Sie würde eine Lücke zwischen den
Braunen Zwergen und den Riesenplaneten schließen.
Das Studium von Braunen Zwergen ist auch für die Erforschung von extrasolaren
Planeten wichtig. Da die Atmosphären von Braunen Zwergen denen der Gasriesen
gleichen, werden sehr ähnliche Modelle verwendet, um etwas über ihre
Eigenschaften auszusagen. Als isolierte Objekte sind aber Braune Zwerge deutlich
leichter zu beobachten als extrasolare Planeten, in deren Nähe sich ja immer
noch ein heller Stern befindet. Ein Brauner Zwerg wie CFBDS J005910, der einem
Gasriesen so ähnlich ist, kann deswegen auch den Exoplaneten-Forschern wichtige
Dienste zum Testen ihrer Modelle leisten.
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