Europäische Astronomen entdeckten in einem scheinbaren
leeren Bereich des Himmels einen sehr kühlen Braunen Zwerg. Das
rund 300 Lichtjahre entfernte Objekt hat nur einen Temperatur von
700 Grad Celsius und stellt eine Zwischenstufe zwischen Riesenplanet
und Stern dar. Mit der Entdeckung bewiesen die Wissenschaftler
einmal mehr die Leistungsfähigkeit der modernen Teleskope der
Europäischen Südsternwarte (ESO).
Der entdeckte Brauen Zwerg (Pfeil) ist nur in der
Infrarot-Aufnahme sichtbar (oben). In einer Aufnahme bei
kürzerer Wellenlänge ist er nicht zu entdecken. Fotos: ESO
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Eine gehörige Portion Glück gehörte schon dazu, denn eigentlich
wollten die Astronomen am ESO New Technology Telescope (NTT) in La
Silla in einem scheinbar leeren Himmelsbereich in der Region des
Sternbilds Jungfrau entfernte Galaxien entdecken. Diese Beobachtungen im
sogenannten NTT-Deep Field sollten die Leistungsfähigkeit zweier
Instrumente am NTT unter Beweis stellen: die des Superb-Seeing Imagers
(SUSI), der Aufnahmen im sichtbaren Bereich des Spektrums macht und des Son
of ISAAC (SOFI), der im nahen Infrarot-Bereich beobachtet.
Doch die Astronomen fanden etwas anderes: In den Infrarot-Aufnahmen von
SOFI konnten sie ein sternenähnliches Objekt ausmachen, das auf
SUSI-Bildern nicht zu erkennen war. Sie nannten den ungewöhnlichen Fund
NTTDF J1205-0744 - was bedeutet, dass das Objekt im NTT-Deep Field
an der entsprechenden Himmelsposition gefunden wurde.
Nach Ansicht der Wissenschaftler gab es nur zwei Möglichkeiten, was
sie entdeckt hatten: entweder ein sehr kaltes Objekt in unserer
Milchstraße oder aber einen Quasar am Rande des beobachtbaren Universums.
Zur Entscheidung benötigte man Spektren des Objektes, die nun die erste
Einheit des Very Large Telescope (VLT) ANTU liefern konnte.
Danach handelt es sich eindeutig um einen Brauen Zwerg. Er gehört zu der
Klasse der recht seltenen und sehr kühlen Methan Braunen Zwerge.
Zu den wenigen Objekten die auch in diese Kategorie fallen gehört auch
der bekannte Braune Zwerg Gliese 229B. Doch während dieser in
einem Doppelsternsystem gefunden wurde, scheint es sich bei NTTDF
J1205-0744 um einen Einzelstern zu handeln. Außerdem ist der jüngste
Fund fünf bis sechs Magnituden lichtschwächer als Gliese 229B.
Für NTTDF J1205-0744 errechneten die Wissenschaftler folgende Daten:
Der Braune Zwerg ist rund 300 Lichtjahre von der Erde entfernt und
befindet sich etwa 240 Lichtjahre oberhalb der galaktischen Ebene. Seine
Masse ist wahrscheinlich 20 bis 50mal so groß wie die des Jupiter. Die
Temperatur liegt bei 700 Grad Celsius.
Braune Zwerge sind Objekte, die irgendwo zwischen Riesenplaneten und
kleinen Sonnen einzuordnen sind: Für Planeten sind sie eigentlich zu
groß, doch verfügen sie auch nicht über ausreichend Masse, um die
nuklearen Fusionsprozesse in ihrem Inneren in Gang setzten zu können und
somit ein richtiger Stern zu werden. Da diese Objekte dadurch sehr kühl
sind, lassen sie sich schwer entdecken. Manche Astronomen glauben, dass
Braune Zwerge einen erheblichen Anteil zur fehlenden Masse unserer Galaxie
beitragen könnten. Das macht diesen Fund in einem scheinbar leeren
Bereich des Himmels zusätzlich interessant.
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ESO,
Webseite der Europäischen Südsternwarte |