Pluto doch der größte Zwergplanet?
von
Rainer Kayser
10.
November 2010
Bislang galt Eris als größter Zwergplanet unseres
Sonnensystems. Jüngste Messungen deuten jedoch darauf hin, dass Eris deutlich
kleiner ist als bislang gedacht - möglicherweise sogar etwas kleiner als Pluto.
Gleich drei Astronomenteams gelang es am 5. November zu beobachten, wie Eris vor
einem Stern vorüberzog. Aus der Dauer dieser Sternbedeckung lässt sich der
Durchmesser von Eris sehr genau bestimmen.

Hubble-Bild von
Eris und dem Mond Dysnomia.
Foto: NASA,
ESA und Mike Brown (Caltech) |
Noch sind die Daten nicht vollständig ausgewertet. Doch "Eris hat mit großer Wahrscheinlichkeit einen Durchmesser kleiner als 2.340 Kilometer", erklärt der an den Berechnungen beteiligte Forscher Bruno Sicardy von der Sternwarte Paris. Ursprüngliche Abschätzungen auf Basis seiner Wärmestrahlung hatten für Eris einen Durchmesser von 3.000 Kilometern geliefert - und damit Pluto von seinem Thron als größter Zwergplanet des Sonnensystems gestoßen. Die bis dato genauesten Messungen mit dem Weltraumteleskop
Hubble hatten die Größe von Eris bereits auf 2400 Kilometer reduziert.
Der aktuelle Wert für den Durchmesser von Pluto beträgt 2.344 Kilometer, plus oder minus 10 Kilometer. Noch ist also unklar, wer letztlich die Nase vorn hat. Sicardy und seine Kollegen rechnen damit, dass der endgültige Wert für Eris noch etwas kleiner ausfällt - möglicherweise sogar um 50 bis 60 Kilometer. Dann wäre Pluto, der 2006 von der Internationalen Astronomischen Union nach der Entdeckung vieler ähnlich großer Himmelskörper im Kuipergürtel jenseits der Neptunbahn von einem regulären Planeten zu einem Zwergplaneten
"degradiert" worden war (astronews.com berichtete), zumindest wieder der größte Zwergplanet im Sonnensystem.
Eris bliebe aber der Zwergplanet mit der größten Masse. Die Astronomen können die Masse sowohl von Pluto als auch von Eris sehr genau bestimmen, weil beide Zwergplaneten Monde besitzen - deren Bahnen von der Anziehungskraft und damit der Masse des jeweiligen Zentralkörpers abhängen. Das wirft für die Forscher nun das Problem auf, dass Eris und Pluto zwar von ähnlicher Größe, aber deutlich verschiedener Dichte sind.
Die beiden Himmelskörper müssen also auch eine unterschiedliche Zusammensetzung und damit eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte besitzen.
|