Plutos Schicksal und der Status von 2003 UB313
von Stefan
Deiters
astronews.com
14. August 2006 (Update 16. August)
Ab heute treffen sich Astronomen aus aller Welt zur alle
drei Jahre stattfindenden Generalversammlung der Internationalen Astronomischen
Union in Prag. Mit Spannung wird erwartet, ob die Delegierten eine eindeutige
Definition für den Begriff Planet festlegen. Pluto könnte dadurch seinen
Planetenstatus verlieren oder 2003 UB313 zum zehnten Planeten ernannt werden.

2003 UB313: Bald ein Planet? Bild: NASA / ESA und
A. Schaller
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Eine Frage beschäftigt nicht nur Astronomen seit vielen Jahren: Wie viele
Planeten gibt es eigentlich in unserem Sonnensystem? Begonnen hat die aktuelle
Diskussion Anfang 1999 und der erste Artikel von astronews.com stellte am 1.
Februar 1999 die Frage: Ist Pluto bald die Nummer 1? Nummer 1 der
Kuiper-Gürtel-Objekte nämlich, von denen es eine große Anzahl jenseits der
Neptunbahn gibt. Pluto, da sind sich die Astronomen einig, ist von seiner
Entstehungsgeschichte her ein Objekt des Kuiper-Gürtels und weniger ein Planet.
Vor rund 7,5 Jahren beendete die Internationale Astronomische Union die
Diskussion mit einer einfachen Stellungnahme: Eine Statusänderung von Pluto sei
nicht vorgesehen. Pluto behielt seinen Planetenstatus und für einige Zeit wurde
es etwas ruhiger um diese Frage. Zwar wurden immer mehr Objekte des
Kuiper-Gürtels entdeckt, doch waren sie alle kleiner als der neunte Planet - bis
zum Juli 2005.
Mit der Entdeckung des Objektes 2003 UB313 entbrannte die Diskussion aufs
neue, denn dieses Objekt hatte in etwa die gleiche Größe wie Pluto und war
vielleicht sogar etwas größer. Klar war wiederum, dass auch das oft als "Xena" bezeichnete Objekt zu den Kuiper-Gürtel-Objekten
gehörte. Doch warum darf Pluto ein Planet sein, wenn dieser Status 2003 UB313
verweigert wird?
Die Diskussion ist bis heute nicht entschieden. Entscheiden kann dies nur die
Internationale Astronomische Union und deren Mitglieder treffen sich in den
kommenden zwei Wochen in Prag zu ihrer alle drei Jahre stattfindenden
Generalversammlung. Viele Beobachter erwarten daher, dass die Fachleute in Prag
auch eine Entscheidung darüber treffen, wie man es mit "Xena" und weiteren zu
erwartenden Entdeckungen halten will - und ob Pluto immer noch als Planet zu
zählen ist oder nicht. Es kann also durchaus sein, dass diese Tagung der
Astronomen ein durchaus dramatisches Ergebnis hat: Wir verlieren einen Planeten
oder bekommen mindestens einen hinzu.
Update (16. August 2006): Die IAU wird am 24. August über eine neue
Planetendefinition entscheiden. Danach gilt ein Objekt als Planet, wenn es um
eine Sonne kreist, nicht aber selbst ein Stern ist sowie eine Masse hat, die
ausreichend ist, um durch ihre Anziehungskraft dafür zu sorgen, dass das Objekt
rund ist. Dies ist bei Objekten ab einem Durchmesser von rund 800 Kilometern der
Fall, die eine Masse von 5 mal 1020 Kilogramm haben.
Nach dieser Definition würde Pluto seinen Status als Planet behalten.
Hinzukommen würde der "zehnte Planet" 2003 UB313, der Pluto"mond" Charon sowie
der erste entdeckte Asteroid Ceres. Das Sonnensystem hätte damit zunächst 12
Planeten. Pluto soll zudem den Prototyp einer Planetenuntergruppe bilden, die
Plutons genannt werden soll.
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