Plutos Nummer und Xenas Name
von Stefan
Deiters
astronews.com
14. September 2006
Nach der Entscheidung in Prag, dass unser Sonnensystem über
lediglich acht Planeten verfügt, macht die IAU nun Nägel mit Köpfen: Pluto
bekam, wie jeder andere Kleinkörper, eine Nummer zugewiesen und das lange Zeit
als zehnter Planet gehandelte Objekt 2003 UB313 soll nicht etwa Xena heißen
sondern Eris - passend benannt nach der Göttin der Zwietracht und des Streits.
Eris ist der offizielle Name
für 2003 UB313. Bild: NASA / ESA und
A. Schaller
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In ihrem Rundbrief Nummer 8747 setzt das Central Bureau for Astronomical
Telegrams der Internationalen Astronomischen Union in zwölf Zeilen den
Beschluss der Generalversammlung der IAU vom August um, nach dem unser
Sonnensystem nicht über neun oder gar zwölf Planeten verfügt, sondern nur über
acht. Große Brocken im Kuiper-Gürtel, darunter auch Pluto und das oft als
zehnter Planet oder Xena bezeichnete Objekt 2003 UB313 sollen künftig als
Zwergplaneten geführt werden. Entsprechend der neuen Richtlinien ist Plutos
neuer Name zukünftig (134340) Pluto. Und auch 2003 UB313 bekam nach über
einjährigem Rätselraten endlich eine griffigere Bezeichnung: Er heißt künftig
(136199) Eris. Die Namensgebung, die in der Regel auf Vorschlag der Entdecker
nach gewissen Richtlinien erfolgt, beweist eine gewissen Sinn für Humor: Eris
ist nämlich in der griechischen Mythologie die Göttin der Zwietracht und des
Streits. Sie ist bekannt durch einen goldenen Apfel mit der Aufschrift "der
Schönsten", den sie in eine Hochzeitsgesellschaft warf, wodurch es zu einem
heftigen Streit unter den Damen kam und letztlich zum trojanischen Krieg. Es ist
der sprichwörtliche "Zankapfel". Der kleine um Eris entdeckte Mond trägt
zukünftig den Namen Dysnomia, den Namen der Tochter von Eris.
Mit der Namensgebung wird sich die Diskussion um Plutos Degradierung wohl
kaum beruhigen. Einige Astronomen haben auch schon dazu aufgerufen, Pluto bei
nächster Gelegenheit wieder seinen Status zurückzugeben und damit die aus ihrer
Sicht ungerechte Entscheidung von Prag rückgängig zu machen. Vielen
Wissenschaftler allerdings dürfte es letztlich egal sein, welchen Namen man
Pluto, Eris & Co. gibt. Was für sie interessant ist, ist allein ihre
Entstehungsgeschichte und was man daraus über die Entwicklung unseres und von
fernen Sonnensystemen lernen kann.
Sicherlich wird sich mancher Astronom, der sich in einer der zahlreichen
Fachkonferenzen während der IAU-Generalversammlung in Prag engagiert hat, noch
immer verwundert die Augen reiben, wie sehr sich seine eigene Wahrnehmung der
14-tägigen Tagung von der der Öffentlichkeit unterscheidet: Während in den
meisten Medien mehr oder weniger der Eindruck erweckt wurde, die Wissenschaftler
hätten sich ausschließlich getroffen, um über Plutos Status zu entscheiden,
reisten doch die meisten Astronomen nach Prag, um andere Fachkollegen aus aller
Welt zu treffen und über ihr Fachgebiet zu reden. Und da lagen die Objekte, die
von Interesse waren, vielfach weit außerhalb der Plutobahn.
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