Zwei Planeten um engen Doppelstern
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
28. Oktober 2010
Ein Astronomenteam hat jetzt in 1.700 Lichtjahre Entfernung ein
eigentümliches Planetensystem aufgespürt: Zwei Gasriesen umkreisen hier
den engen Doppelstern NN Serpentis, bei dem der größere Partner den
kleineren regelmäßig verdeckt. Noch sind sich die Astronomen nicht
sicher, wie die Planeten in einem solchen System entstanden sein
könnten.

NN Serpentis:
Die künstlerische Darstellung zeigt
maßstabsgerecht die beiden Planeten im
Vordergrund und den Doppelstern im Hintergrund.
Bild: Stuart
Littlefair, University of Sheffield |
Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der
Universität Göttingen hat in 1.700 Lichtjahre Entfernung von der Sonne
ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der
enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die
massereicher als Jupiter sind. Bei dem Planetensystem handelt es sich
erst um das zweite bekannte System dieser Art.
Die beiden unterschiedlich großen Sterne des Doppelsterns umkreisen sich so,
dass der größere den kleineren alle drei Stunden vollständig bedeckt. Die
Forscher konnten den Zeitpunkt der Bedeckung auf weniger als eine Sekunde genau
messen. Der Doppelstern bildet demnach eine Art "kosmische Uhr", die alle drei
Stunden tickt. Die Ergebnisse sind nun in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift
Astronomy & Astrophysics erschienen.
Der massereichere der beiden Sterne ist ein sogenannter Weißer Zwerg, der
ausgebrannte Kern einer Sonne, die vor einer Million Jahren ihre gesamte äußere
Hülle verlor. Der masseärmere, aber vom Umfang her größere Stern, ist ein
Zwergstern, also eine Minisonne, deren Masse etwa ein Zehntel der Masse unserer
Sonne beträgt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass
die "kosmische Uhr" über einen Zeitraum von 22 Jahren hinweg systematisch mal
vor- und mal nachging. Die Zeitverschiebungen führten zur Entdeckung der beiden
den Doppelstern umkreisenden Planeten und ermöglichten den Wissenschaftlern,
deren Umlaufzeiten und Massen zu messen.
Die Entstehung von Planeten um enge Doppelsterne ist bislang ein ungelöstes
Rätsel. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Planeten aus dem Material
entstanden sein könnten, das der Vorgänger des Weißen Zwergs vor einer Million
Jahren abgestoßen hat – dieser hatte dabei rund drei Viertel seiner Masse
verloren. Das Alter des langsam abkühlenden Weißen Zwergs lässt sich aufgrund
seiner Temperatur von etwa 50.000 Kelvin bestimmen. Die Existenz eines – aus
kosmischer Sicht – so jungen Planeten war bislang nicht bekannt.
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten zurück, die Astronomen
der Universität Göttingen, der Universität von Texas in Austin und der
Universitäten von Warwick und Sheffield in Großbritannien gewonnen hatten. Die
Göttinger Forscher benutzten dabei ihr eigenes 1,2-Meter-Teleskop in Texas, das
über ein Internetportal von Göttingen aus betrieben wird. Theoretiker der
Universitäten Tübingen und Valparaiso in Chile berechneten, wie sich das
Vierfachsystem über lange Zeit hinweg zum jetzigen Zustand entwickelt hat.
Korrektur (3. November 2010): In der zunächst publizierten
Version hieß es im dritten Absatz "Der größere der beiden Sterne ist ein sogenannter Weißer Zwerg (...). Der kleinere Stern ist ein Zwergstern." Dies war
so nicht korrekt. Der Weiße Zwerg ist zwar massereicher, aber auch deutlich
kompakter als der Zwergstern in dem System. Dieser Zwergstern ist es, der den
Weißen Zwerg regelmäßig verdeckt, wie auch im Bild zu erkennen ist. Der Beginn
des dritten Absatzes wurde entsprechend korrigiert.
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