Erste Himmelsdurchmusterung abgeschlossen
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juli 2010
Der Wide Field Infrared Survey Explorer (WISE) der
NASA hat am Wochenende eine erste komplette Durchmusterung des Himmels im
Infraroten abgeschlossen. WISE machte dabei über eine Million Aufnahmen von
Kometen, Sternhaufen, Asteroiden und entfernten Galaxien. WISE wird die
Durchmusterung weiter fortsetzen, bis das Kühlmittel des Teleskops verbraucht
ist.
Der Wide-field Infrared Survey Explorer
(WISE).
Bild: NASA / JPL |
"Wie ein weltreisender Fotonarr hat WISE jetzt eine komplette Tour
des Himmels abgeschlossen und dabei 1,3 Millionen Aufnahmen gemacht", sagt
Edward Wright von der University of California in Los Angeles, der
verantwortliche Wissenschaftler für WISE. Einige dieser Aufnahmen wurden in den
vergangenen Monaten bereits bearbeitet, zu größeren Ansichten zusammengesetzt
und von der NASA veröffentlicht. astronews.com hat zahlreiche WISE-Bilder als
"Bild des Tages" präsentiert. Jetzt hat die NASA eine WISE-Aufnahme der
Plejaden, des bekannten Siebengestirns, veröffentlicht, das wir heute als "Bild
des Tages" zeigen.
"Die Himmelsdurchmusterung mit WISE hilft uns dabei, die unvorstellbare
Vielfalt von Himmelsobjekten zu sichten", erläutert Hashima Hasan,
WISE-Programmmanagerin am NASA-Hauptquartier in Washington. "Das ist ein schönes
Beispiel dafür, welche wichtigen wissenschaftlichen Beiträge das Explorer-Programm
der NASA liefern kann." Im Rahmen des NASA-Explorer-Programms wurde
1958 bereits der erste NASA-Satellit, Explorer 1, gestartet, WISE -
oder Explorer 92 - ist die jüngste Explorer-Mission.
Der erste, rund 80 Prozent des Himmels abdeckende Datensatz der
Durchmusterung soll im Mai nächsten Jahres den Astronomen zur Verfügung stehen.
Auf seiner Bahn um die Erde scannt WISE jeweils einen schmalen Streifen des
Himmels und konnte so innerhalb eines halben Jahres den gesamten Himmel
erfassen. WISE fliegt ständig über der Tag-Nacht-Grenze des Planeten. Daher
dauerte es auch genau sechs Monate bis der Satellit den gesamten Himmel einmal
abtasten konnte. In den kommenden drei Monaten wird WISE die Hälfte des Himmels
ein zweites Mal erfassen. Dann dürfte das Kühlmittel verbraucht sein, das der
Satellit für seine Infrarotbeobachtungen benötigt.
"Die Augen von WISE haben seit dem Start nicht ein einziges Mal geblinzelt",
so William Irace, der Projektmanager der Mission am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Das Teleskop und auch der Satellit haben einwandfrei
funktioniert und jede Ecke des Universums fotografiert, genau wie wir das
geplant hatten."
WISE hat dabei nicht nur entfernte Sternhaufen oder andere Galaxien
fotografiert, sondern auch mehr als 100.000 Asteroiden - bekannte und
unbekannte. Die meisten befinden sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und
Jupiter, mehr als 90 der neu entdeckten Brocken kommen der Erde aber relativ
nahe und werden als "erdnahe Objekte" klassifiziert. Auch zahlreiche Kometen in
großer Entfernung von der Sonne konnte WISE aufspüren.
"WISE füllt die Lücken in unserem Wissen über die Infraroteigenschaften von
allen Objekten im Universum", meint Peter Eisenhardt vom Jet Propulsion
Laboratory der NASA und Projektwissenschaftler der Mission. "Doch die
faszinierendsten Entdeckungen könnten die Objekte sein, von denen wir bislang
gar nicht wussten, dass es sie gibt."
Der Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) wurde am 14.
Dezember 2009 gestartet. Ziel von WISE ist nicht die Beobachtung einzelner
Objekte im Infraroten (wie etwa bei den Infrarotteleskopen
Herschel oder Spitzer), sondern eine umfassende
Durchmusterung des gesamten Himmels in diesem Wellenlängenbereich.
|