Neues Infrarotteleskop erfolgreich gestartet
von Stefan Deiters astronews.com
14. Dezember 2009
Der Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) ist
am Nachmittag erfolgreich von der Vandenberg Air Force Base in
Kalifornien gestartet. Das Weltraumteleskop soll den gesamten Himmel im
Infraroten kartieren und dabei Aufnahmen der unterschiedlichsten Objekte machen
- von nahen Asteroiden bis hin zu fernen Galaxien, in denen gerade neue Sterne
entstehen.
Der Wide-field Infrared Survey Explorer
(WISE).
Bild: NASA / JPL |
Nach mehreren Verzögerungen war es um 15.07 Uhr MEZ endlich
soweit: Von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien startete der Wide-field
Infrared Survey Explorer (WISE) in eine Erdumlaufbahn. Aus einer Höhe von
rund 525 Kilometern soll das Weltraumteleskop den gesamten Himmel etwa
eineinhalb Mal im infraroten
Wellenlängenbereich kartieren. Die Beobachtungen beginnen nach einer einmonatigen Test- und Kalibrierungsphase
und werden rund neun Monate andauern. Dabei sollen unzählige Bilder von ganz unterschiedlichen
Objekten gemacht werden - von erdnahen Asteroiden bis hin zu entfernten
Galaxien, in denen gerade zahlreiche neuen Sterne entstehen.
"Das letzte Mal, dass wir den Himmel in diesen speziellen Infrarotwellenlängen kartiert
haben, war vor 26 Jahren", blickt Edward Wright von der University of
California in Los Angeles zurück, der Principal Investigator der Mission. "Die
Infrarot-Technologie hat sich seit damals dramatisch weiterentwickelt. Die alten
Infrarot-Bilder ähnelten mehr impressionistischen Gemälden. Jetzt werden wir
Bilder bekommen, die wirklich wie Fotos aussehen."
Nach der rund einmonatigen Kalibrierungsphase wird WISE mit der Arbeit beginnen.
Für eine komplette Durchmusterung des Himmels benötigt das Teleskop etwa sechs Monate. Dann
wird es wieder von vorne anfangen. Die Lebensdauer von WISE schätzen die
Astronomen auf etwa zehn Monate. Dann dürfte das Kühlmittel erschöpft sein, das
das Teleskop auf einer Temperatur von etwa 17 Kelvin herunterkühlt. Ohne diese Kühlung
könnte WISE keine Infrarotstrahlung - bei der es sich ja im Prinzip um
Wärmestrahlung handelt - registrieren.
WISE wird bei seiner Himmelsdurchmusterung die unterschiedlichsten Objekte
fotografieren: So werden sich beispielsweise von erdnahen Kometen und Asteroiden durch die
Beobachtungen Größe und Zusammensetzung bestimmen lassen. "Wir
können also dabei behilflich sein, die Erde zu retten, indem wir mehr über die
Vielfalt potentiell gefährlicher Asteroiden und Kometen in Erfahrung bringen", so Amy Mainzer
vom Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Doch WISE wird auch in die Ferne blicken: Das Teleskop soll
Informationen über gewaltige Galaxien liefern, in denen gerade unzählige neue
Sterne entstehen und in deren Inneren sich supermassereiche Schwarze Löcher
verbergen. Oft sind diese Galaxien von dichten Staubschwaden umgeben und können
im sichtbaren Bereich des Lichtes nicht beobachtet werden.
"WISE kann staubige Objekte auch noch in einer Entfernung erkennen, die uns
einen Blick auf die Verhältnisse vor zehn Milliarden Jahren ermöglicht, zu einer
Zeit also als
die Galaxien gerade entstanden", so Peter Eisenhardt, Projektwissenschaftler für
WISE am Jet Propulsion Laboratory. "Durch die systematischen Durchmusterung des
gesamten Himmels, werden wir sehr viel über die Galaxienentstehung lernen."
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