Infrarotteleskop entdeckt ersten Kometen
von Stefan Deiters astronews.com
12. Februar 2010
Der Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) der
NASA hat seinen ersten Kometen entdeckt. Das im Dezember gestartete Teleskop
hatte Mitte Januar seinen regulären Beobachtungsbetrieb aufgenommen und wird bis
Oktober den gesamten Himmel im Infraroten kartieren. Der Komet trägt den
offiziellen Namen P/2010 B2 (WISE).
Der neu entdeckte Komet P/2010 B2 (WISE).
Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA |
Der Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) war am 14.
Dezember 2009 gestartet worden und hatte im Januar mit einer Durchmusterung des
Himmels im Infraroten begonnen, die etwa bis Oktober dauern wird. Die Astronomen
erhoffen sich davon die Entdeckung von zahlreichen bislang unentdeckten
Objekten, die sich nur im Infrarotlicht verraten - seien es nun erdnahe Asteroiden,
Kometen, braune Zwerge oder
junge Galaxien in einer Entfernung von mehr als zehn Milliarden Lichtjahren.
Jetzt hat WISE seinen ersten Kometen aufgespürt. Er trägt die Bezeichnung
P/2010 B2 (WISE) und hat einen Durchmesser von mehr als zwei Kilometern. Der
Komet entfernt sich gerade von der Sonne und hat derzeit eine Entfernung von rund 157 Millionen
Kilometer von der Erde. "Kometen sind urzeitliche Wasserreservoire. Sie
sind, mit Ausnahme der Erde, einer der wenigen Orte im inneren Sonnensystem, auf
denen es Wasser gibt", erläutert Amy Mainzer vom Jet Propulsion Laboratory der
NASA. "Mit WISE haben wir ein leistungsfähiges Instrument, um neue Kometen
aufzuspüren und mehr über die gesamte Kometenfamilie zu lernen. Wasser ist enorm
wichtig für Leben und die Kometen verraten uns mehr darüber, wie viel Wasser es
im Sonnensystem gibt."
Die Astronomen hatten damit gerechnet, dass WISE einige neue Kometen aufspüren
wird. Ob es nur einige wenige sein werden oder einige Dutzend, können sie bislang
aber nicht einschätzen. Kometen sind deutlich schwieriger zu finden als etwa
Asteroiden, da sie im inneren
Sonnensystem nicht so häufig sind. Asteroiden konzentrieren sich zudem noch im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Sowohl Asteroiden als
auch Kometen können sich der Erde aber bedrohlich nähern und genau solche Brocken
sollte WISE dann entdecken können. Dadurch dürfte sich die Gefahr, die von
Kometen für unseren Heimatplaneten ausgeht, deutlich besser abschätzen lassen.
"Es ist recht unwahrscheinlich, dass ein Komet die Erde trifft",
meint
James Bauer vom Jet Propulsion Laboratory. "Aber wenn es doch einmal passieren
sollte, kann es gefährlich sein. Durch WISE wird sich unsere Statistik über
diese Objekte verbessern und wir können damit die Wahrscheinlichkeit und die
Auswirkungen eines solchen Ereignisses besser einschätzen."
WISE hat den neuen Kometen bei Routinebeobachtungen am 22. Januar entdeckt.
Der Fund wurde dann von professionellen Astronomen aber auch von
Amateurastronomen weiter verfolgt und die Daten dann vom Minor Planet Center im
amerikanischen Cambridge ausgewertet. Danach kreist der Komet alle 4,7 Jahre um die
Sonne und ist dabei zwischen 1,6 und vier Astronomischen Einheiten (die mittlere
Entfernung der Erde von der Sonne) von der Sonne entfernt.
Der neue Komet hat eine Koma und einen Schweif ausgebildet, doch nicht alle
Kometen müssen so auffällig sein. Haben sie die Sonne schon viele Male umrundet, ist
sämtliches eisige Material verbraucht und es bleibt nur noch ein dunkler
Gesteinskern zurück. Im sichtbaren Licht sind diese Objekte praktisch nicht
auszumachen, weswegen man sehr wenig über sie weiß. Man hofft aber, dass WISE
einige von ihnen entdecken kann. "Tote Kometen können dunkler als Kohle sein",
vergleicht Mainzer. "Aber im Infraroten werden sie sichtbar. Eine Frage die wir
mit WISE zu beantworten hoffen, ist die nach der Anzahl von toten Kometen in der
Nähe der Erde."
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