Orionnebel in neuem Licht
von Stefan Deiters astronews.com
10. Februar 2010
In ganz neuem Licht erscheint der bekannte Orionnebel in
einer jetzt veröffentlichten Aufnahme des Visible and Infrared Survey
Telescope for Astronomy, kurz VISTA. Das Teleskop gehört zum Paranal
Observatory der europäischen Südsternwarte ESO in Chile. Das Bild gewährt
auch einen Blick in jene Bereiche des Nebels, die sonst durch dichten Staub
verborgen sind.
VISTAs Blick auf den Orionnebel.
Bild: ESO / J. Emerson / VISTA /
Cambridge Astronomical Survey Unit [Großansicht] |
Das Teleskop VISTA - das Visible and Infrared Survey Telescope
for Astronomy - ist der jüngste Neuzugang auf dem Gipfel des Paranal in
Chile. Es ist das größte Teleskop, das speziell für Himmelsdurchmusterungen im
Infraroten entwickelt wurde und hat einen Spiegel mit einem Durchmesser von 4,1
Metern. Das große Blickfeld und die empfindlichen Detektoren machen das Teleskop
zu einem einzigartigen Instrument, wie auch das heute veröffentlichte Bild des
Orionnebels wieder beweist.
Der Orionnebel ist ein gewaltiges Sternentstehungsgebiet in rund 1.350
Lichtjahre Entfernung von der Erde. Schon mit einem normalen Teleskop ist der
Nebel ein faszinierendes und dankbares Beobachtungsobjekt, obwohl man damit nur
einen kleinen Teil des Nebels zu Gesicht bekommt. Tief im Inneren von dichten
Staubwolken werden nämlich ständig neue Sterne geboren. Um diese Prozesse zu
studieren, muss man den Nebel in anderen Wellenlängenbereichen untersuchen, in
denen der Staub kein Hindernis darstellt. VISTA hat genau dies getan und den
Orionnebel bei Wellenlängen beobachtet, die etwa doppelt so lang sind, wie die
des sichtbaren Lichts.
Auch auf dem VISTA-Bild erkennt man vertraute Bereiche, etwa das helle
Zentrum, in dem vier helle massereiche Sterne liegen, das sogenannte Trapez.
Durch ihre intensive ultraviolette Strahlung haben die Sterne ihre direkte
Umgebung von Material befreit und das Gas der Region zum Leuchten gebracht. Das
VISTA-Bild zeigt aber noch deutlich mehr junge Sterne in dieser Region, die im
sichtbaren Bereich des Lichtes nicht zu sehen sind.
Über dieser zentralen hellen Region werden im Infraroten auch noch ganz neue,
rötliche Strukturen sichtbar. Bei vielen handelt es sich um junge Sterne, die
man durch den Staub der Wolken beobachtet, in denen sie entstanden sind und in
denen sie noch immer wachsen. Diese jungen Sternen schießen Ströme aus Gas ins
All, die Geschwindigkeiten von über 700.000 Kilometer pro Stunde erreichen
können. Die rötlichen Strukturen entstehen an den Stellen, wo diese Gasströme
auf das umgebende Gas treffen. Es gibt auch einige schwächere rötliche
Strukturen. Auch für diese dürften jungen Sterne verantwortlich sein, die
allerdings weniger aktiv sind.
Das Studium der Vorgänge im Orionnebel hilft den Astronomen, mehr über die
Entstehung und die frühe Entwicklung von Sternen zu erfahren. Der Orionnebel
liegt im Sternbild Orion und trägt die Katalogbezeichnungen Messier 42 und
Messier 43.
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