Planetenentstehung in der
Strahlungshölle
von Rainer Kayser
17. Juni 2005
Riesensterne, so die Meinung vieler Astronomen bislang, verhindern durch
ihre intensive Strahlung und durch heftige stellare Winde die Entstehung von
Planeten: Die protoplanetaren Scheiben würden durch die Strahlung einfach
zerstört. Das muss nicht der Fall sein, meinen nun Forscher nach detaillierten
Beobachtungen der Verhältnisse im Orionnebel. Protoplanetare Scheiben um jungen
Sterne könnten also viel häufiger sein als bislang angenommen.
So stellt sich ein Künstler die Verhältnisse im Orionnebel vor.
Hier ein junger Stern mit einer protoplanetaren Scheibe. Bild:
David Aguilar, CfA |
Planeten können auch dann entstehen, wenn die heiße Strahlung von
Riesensternen in der Umgebung den protoplanetarischen Scheiben um junge Sterne
Gas und Staub entreißt. Das zeigen jüngste Messungen des Staubgehalts solcher
Scheiben in der Sternentstehungsregion Orion. Vier der 23 von den Forschern
untersuchten protoplanetarischen Scheiben enthalten genug Staub zur Bildung von
Planetensystemen.
"Die Frage ist, wie viel Staub den Scheiben entrissen wird und wie viel um
den jungen Stern zurückbleibt", erläutert David Wilner vom Harvard-Smithsonian
Center for Astrophysics in Cambridge. Er und seine Kollegen haben die Gas- und
Staubscheiben mit dem Submillimeter Array auf dem Mauna Kea in Hawaii
untersucht, "dem einzigen Teleskop, das derzeit in der Lage ist, die Menge an
Staub in den Orion-Scheiben zu messen."
Der Orionnebel ist die uns am nächsten gelegene Sternentstehungsregion. In ihrem Zentrum, dem so genannten Trapez, befinden sich über Tausend junge,
heiße Riesensterne, die ihre Umgebung in eine Strahlenhölle verwandeln. In den
1990er Jahren hatten Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble gezeigt, dass
die intensive Strahlung der Riesensterne den Gas- und Staubscheiben um kleinere
Sterne in der Umgebung beständig Material entreißt.
Die neuen Messungen von Wilner und seinen Kollegen zeigen nun, dass zumindest
ein Teil der Sterne genügend Material in seiner Umgebung halten kann, um daraus
ein Planetensystem zu formen. Hinzu kommt, dass massereiche Riesensterne nur
wenige Millionen Jahre leben. Danach verbessern sich die Bedingungen für die
Entstehung von Planeten ohnehin.
Die Forscher glauben, dass ihre Beobachtungen nur "die Spitze des Eisbergs"
zeigen und bessere Beobachtungen künftig auch in anderen protoplanetarischen
Scheiben genügend Material zur Planetenentstehung aufspüren.
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