Eindrucksvoller Blick in den Orion-Nebel
von Stefan
Deiters
astronews.com
23. Januar 2006
Die NASA hat jetzt eines der detailreichsten astronomischen
Bilder veröffentlicht, das je gemacht wurde: Die auf Beobachtungen des
Hubble-Weltraumteleskops basierende Aufnahme bietet einen einmaligen Blick
in den Orion-Nebel. Hubble erspähte hier Tausende von Sternen, die bislang im
optischen Bereich des Lichtes nicht beobachtet wurden, darunter auch Braune
Zwerg-Doppelsterne.
Die Hubble-Aufnahme des Orion-Nebels gehört mit
zu den detailreichsten astronomischen Bildern, die je gemacht
wurden. Bild: NASA,ESA, M. Robberto (Space Telescope
Science Institute/ESA) und das HST Orion Treasury Project
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"Der Orion-Nebel ist ein wahrer Hexenkessel", beschreibt Jennifer Wiseman von
der NASA das Sternentstehungsgebiet im Sternbild Orion. "Die neuen detailreichen
Hubble-Aufnahmen dieser Region sind ein Fundgrube für atemberaubende
Ansichten und eindrucksvolle Details für ausführliche wissenschaftliche
Studien."
Das Bild zeigt alle möglichen Objekte und Formen, die man in einer stellaren
Kinderstube antreffen kann: Da sind etwa junge Sterne, die immer noch in eine
dichte Wolke aus Staub und Gas eingehüllt sind, die so genannte Jets, also
gebündelte Materiestrahlen, in ihre Umgebung schießen. Oder neu geborene Sonnen,
die von einer flachen Scheibe aus Staub umgeben sind, in der vielleicht einmal
Planeten entstehen werden.
Die Hubble-Aufnahme, die mit der Advanced Camera for Surveys
gewonnen wurde, besteht aus einer Milliarde Pixeln. In ihr finden sich Tausende
von Sternen, die zuvor noch nicht im sichtbaren Bereich des Lichtes beobachtet
wurden. Einige dieser Neuentdeckungen sind rund Hundert Mal leuchtschwächer als
früher beobachtete Sterne im Orion-Nebel.
Unter den neu entdeckten Sternen befinden sich auch eine Reihe von Braunen
Zwergen, also von Objekten, die nicht massereich genug sind, um die nuklearen
Fusionsprozesse in ihrem Inneren zu starten und somit ein richtiger Stern zu
werden. Unter den Braunen Zwergen scheinen sich auch einige Doppel-Braune Zwerge
zu befinden, also Paare dieser Objekte, die sich gegenseitig umrunden. Aus dem
Studium von Braunen Zwergen und "richtigen" Sternen in ihrer Kinderstube können
Astronomen mehr über die Vorgänge lernen, die zu ihrer Entstehung geführt haben.
"Die Fülle von Informationen in dieser Hubble-Beobachtung, die Sterne
der unterschiedlichsten Größe in derselben Umgebung zeigt, macht die Daten zu
einer einzigartigen Möglichkeit Sternentstehung zu studieren", erläutert Massimo Robberto vom Space Telescope Science Institute, der das Beobachterteam
leitete. "Unser Ziel ist es, die Masse und das Alter der jungen Sterne zu
bestimmen, so dass wir ihre Geschichte verfolgen können und so einen generellen
Eindruck davon bekommen, wie Sternentstehung in dieser Region vor sich geht. Wir
können dann nämlich die Sterne nach Masse und Alter sortieren und nach Trends
suchen."
Der Orion-Nebel ist für diese Art von Studium ideal: Er ist nur 1.500
Lichtjahre von der Erde entfernt und liegt damit in relativer Nähe. Zudem haben
einige massereiche Sterne im Zentrum des Haufens dafür gesorgt, dass weder Staub
noch Gas den Blick in die stellare Kinderstube verhüllen. "Es scheint, als ob
wir es hier mit einer typischen Sternentstehungsregion zu tun hätten. Auch
unsere Sonne ist vielleicht vor 4,5 Milliarden Jahren einmal in so einer
Umgebung geboren worden," so Robberto.
Um die Daten für die Aufnahme des Orion-Nebels zu gewinnen, hat Hubble während
insgesamt 105 Erdumrundungen den Orion-Nebel anvisiert. Alle Instrumente an Bord
des Weltraumteleskops haben dabei simultan Daten aufgenommen. Die Region, die
das Bild zeigt, hat am Himmel etwa die Größe des Vollmondes.
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