Blick
ins Zentrum des Orion-Nebels
von Stefan
Deiters
astronews.com
18. Januar 2001
Das Sternbild Orion gehört zu den bekanntesten
Wintersternbildern und ist auch für Profi-Astronomen von erheblichem
Interesse: Unterhalb der Gürtelsterne des Himmelsjägers befindet sich
nämlich eines der nahegelegensten und aktivsten Sternentstehungsgebiet
unserer Milchstraße - der Orion-Nebel. Die europäische Südsternwarte (ESO)
veröffentlichte nun ein neues Infrarot-Bild dieser Region, das
beeindruckende Details zeigt.
Das
Zentrum des Orion-Nebels mit dem Trapez-Haufen in der Mitte. Die
Aufnahme entstand mit dem VLT-Teleskop Antu. Foto: ESO |
Großansicht |
Im Schwert des Orion
befindet sich mit dem Orion-Nebel eine Region, in der innerhalb der letzten zehn
Millionen Jahren Zehntausende neue Sterne geboren wurden. Der Nebel ist schon
mit bloßem Auge auszumachen und ein kleines Fernrohr offenbart die gesamte
Schönheit dieser Region, in der komplexe Strukturen aus Gas und Staub durch
einige extrem helle Sterne im Zentrum des Nebels aufgehellt werden. Diese hellen
Sterne - auch auf dem Foto im Zentrum zu erkennen - bilden den berühmten
Trapez-Haufen. Doch das ist nicht
die ganze Wahrheit: In Wirklichkeit besteht der Trapez-Haufen aus rund tausend
Sternen, die im sichtbaren Bereich des Lichtes einfach nicht auszumachen sind.
Diese recht jungen, nur etwa eine Millionen Jahre alten Sonnen, ballen sich in
einem Gebiet, das kleiner ist als die Entfernung unserer Sonne zum nächsten
Stern. Sie offenbaren sich erst im infraroten Bereich des Lichtes und sind
deutlich in der obigen Aufnahme zu sehen, die Marc McCaughrean vom
Astrophysikalischen Institut in Potsdam und seine Kollegen an einer
Teleskopeinheit des Very Large Telescope machten.
Das sichtbare Licht
wird nämlich durch die große Menge an Staub und Gas, die von der
Sternentstehung übriggeblieben ist, verschluckt. Erst in anderen
Wellenlängenbereichen spielen diese Effekte keine so große Rolle mehr und man
kann den wahren Trapez-Haufen erkennen. Diese Region war in den letzten Jahren
Beobachtungsziel vieler Weltklasse-Teleskope, doch dieses Bild des VLT ist der
bislang tiefste Blick in diese Region, den die Astronomen in einer so
großräumigen Aufnahme gewonnen haben. Dies ist neben dem guten
Auflösungsvermögen des europäischen Teleskops auch den exzellenten
Wetterbedingungen zu verdanken, die während der Beobachtung auf dem Gipfel des
Paranal in Chile herrschten.
Das VLT könnte rein
theoretisch bis zu dreimal bessere Aufnahmen machen als das Hubble-Weltraumteleskop,
was jedoch durch die Störungen der Atmosphäre verhindert wird. Allerdings
erreicht die Qualität der Bilder bei exzellenten atmosphärischen Bedingungen
schon die des Weltraumteleskops. So konnten die Astronomen beispielsweise auch
mit dem VLT bei einigen der Sterne im Trapez-Haufen kleine Staubscheiben
ausmachen - bislang war dies nur mit Hubble gelungen.
Manche Astronomen
behaupteten im Orion-Nebel frei fliegende Planeten ausgemacht zu haben, die etwa
fünf bis 15 Mal größer sind als Jupiter. McCaughrean ist da skeptisch:
"Diese Objekte Planeten zu nennen ist zwar faszinierend, doch basiert es
auf einer ganzen Reihe von Annahmen. Für mich sind das eher alte Braune Zwerge,
die sich in einer früheren Phase von Sternentstehung gebildet haben."
Zudem sei die Bezeichnung Planeten irrführend: Eine Planet würde sich ja -
nach dem allgemeinen Verständnis - um eine Sonne bewegen. "Wir sollten
diese Objekte besser massearme Braune Zwerge nennen."
Unter anderem auch
die Frage nach der Natur dieser Objekte soll mit der laufenden VLT-Studie
beantwortet werden. Das jetzt veröffentlichte Foto ist da nur ein Vorgeschmack,
was im Rahmen des großangelegten Forschungsprogramms noch an Bildern und neuen
Erkenntnissen über das Herz des Orion-Nebels zu erwarten ist.
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ESO,
Europäische Südsternwarte
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