Röntgenteleskop zehn Jahre im All
von Stefan Deiters astronews.com
23. Juli 2009
Vor genau zehn Jahren startete das NASA-Röntgenteleskop
Chandra an Bord der Raumfähre Columbia ins All. Seitdem lieferte
das Teleskop eindrucksvolle Bilder des Röntgenuniversums und hat so manches
Objekt in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Chandra hat unter anderem
Kometen, Schwarze Löcher sowie Dunkle Materie und Energie untersucht.
Ursprünglich war nur eine fünfjährige Missionsdauer geplant.
Der Supernova-Überrest 1E 0102.2-7219 in
einer Aufnahme der Weltraumteleskope Chandra und
Hubble.
Bild: NASA / CXC / MIT / D. Dewey et al.
und NASA / CXC / SAO / J.DePasquale (Röntgen) /
NASA / STScI (optisch) [Großansicht] |
"Die Entdeckungen, die Chandra gemacht hat, sind wirklich
eindrucksvoll und haben unser Verständnis vom Universum und seinen Bestandteilen
dramatisch verändert", blickt Martin Weisskopf, Projektwissenschaftler für
Chandra am Marshall Space Flight Center der NASA, auf die letzten
zehn Jahre zurück. Chandra war am 23. Juli 1999 an Bord der Raumfähre
Columbia ins All gebracht worden (astronews.com berichtete).
Chandra hat in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge zum
Verständnis des Universums geliefert, entweder allein oder in Kooperation mit
weiteren Teleskopen, die Informationen aus anderen Wellenlängenbereichen
ergänzten. So lieferte Chandra beispielsweise den bislang besten und
direktesten Beweis für die Existenz von Dunkler Materie, bestätigte das
Vorhandensein von Dunkler Energie und lieferte eindrucksvolle Einblicke in die
direkte Umgebung von supermassereichen Schwarzen Löchern.
Zur Feier des 10. Jubiläums von Chandra wird die NASA in den
nächsten drei Monaten drei neue Versionen von "klassischen" Chandra-Aufnahmen
veröffentlichen, die Objekte zeigen, die Chandra in der ersten
Missionsphase beobachtet hat und die durch neue Daten ergänzt wurden. Den Anfang
macht der Supernova-Überrest E0102, das zweite Bild im August soll dann an das
"First Light" von Chandra erinnern.
"Das Great Observatories-Programm, von dem Chandra ein
wichtiger Teil ist, macht deutlich, dass Astronomen viele Instrumente brauchen,
um Antworten auf die großen Fragen da draußen zu finden", so Ed Weiler, der am
NASA-Hauptquartier für die Wissenschaftsmissionen der Weltraumbehörde zuständig
ist. Außer Chandra gehören zu den Great Obervatories auch noch
das Weltraumteleskop Hubble, das Gammastrahlen-Teleskop Compton
und das Infrarot-Teleskop Spitzer.
"Ich bin äußerst stolz auf das starke Team, durch das es gelungen ist,
dass Chandra ein Erfolg wird", meint Harvey Tananbaum, der Direktor des
Chandra X-ray Center am Smithsonian Astrophysical Observatory
im amerikanischen Cambridge. "Es brauchte Partner bei der NASA, in der Industrie
und den Universitäten, um Chandra zu einem Kronjuwel der
Hochenergie-Astrophysik zu machen."
Tananbaum und Nobelpreisträger Riccardo Giacconi hatten der NASA den Bau von
Chandra im Jahr 1976 vorgeschlagen. Das Teleskop bewegt sich auf einen
äußerst elliptischen Orbit um die Erde, auf dem es - im Gegensatz zum
Weltraumteleskop Hubble - nicht von einer Raumfähre erreicht und somit
auch nicht gewartet werden kann. Ursprünglich war nur mit einer Betriebsdauer
von fünf Jahren geplant worden.
Das heute zum "Geburtstag" veröffentlichte Bild zeigt den Supernova-Überrest
1E 0102.2-7219, oder kurz "E0102", der sich in etwa 190.000 Lichtjahren
Entfernung in der kleinen Magellanschen Wolke, befindet. Er entstand durch die
Explosion eines massereichen Sterns, die man vor über 1.000 Jahren von der
Südhalbkugel der Erde aus hätte sehen können.
Chandra beobachtete E0102 erstmals kurz nach dem Start im Jahr 1999.
Das jetzt veröffentlichte Bild wurde um neue Daten ergänzt. Röntgenstrahlen
geringer Energie erscheinen in orange, solche mittlerer Energie blaugrün und die
hochenergetischste Röntgenstrahlung erscheint blau. Hinzu kommen optische Daten
des Hubble-Weltraumteleskops in rot, grün und blau.
Zu erkennen ist die äußere Explosionswelle der Supernova (blau) und ein
innerer Ring aus kühlerem Material (rot). Ein massereicher Stern außerhalb des
Bildes lässt die grünliche Wolke aus Gas und Staub am rechten unteren Bildrand
erleuchten. Durch die Analyse der Chandra-Daten können die Forscher
mehr über die Geometrie des Supernova-Überrestes und damit über die Natur der
Explosion erfahren.
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