Wie aus Staub Planeten werden
Redaktion /
Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
3. Juni 2008
Wie werden aus feinsten Staubpartikeln große Planeten?
Dieser Frage wollen Mineralogen nun im Rahmen eines Schwerpunktprogramms der
Deutschen Forschungsgemeinschaft nachgehen. Sie erhoffen sich dadurch nicht nur
neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems und der Erde,
sondern auch über die Häufigkeit von erdähnlichen Planeten um entfernte Sonnen.
Wie wurden aus kleinen Staubpartikeln große
Planeten? Mineralogen wollen dieser Frage
nachgehen. Bild:
NASA / JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) |
"Wie aus feinsten Staubpartikeln große Planeten werden, ist wahrlich keine
triviale Angelegenheit", ist Mario Trieloff, Privatdozent am Mineralogischen
Institut der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität überzeugt. Interessant
seien die erdähnlichen Planeten aber auf jeden Fall - auch gerade angesichts der
zahlreichen inzwischen aufgespürten extrasolaren Planeten. "Wenn wir deren
Entstehung verstanden haben, können wir auch sagen, wie hoch die
Wahrscheinlichkeit ist, dass in anderen Planetensystemen terrestrische Planeten
vorkommen", so Trieloff.
Der Heidelberger Wissenschaftler hatte zusammen mit Kollegen anderer
Universitäten ein Schwerpunktprogramm zu dieser Thematik bei der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) beantragt. Das Programm mit dem Titel "The first 10
Million Years of the Solar System - a Planetary Materials Approach" wurde dieser
Tage genehmigt und wird von Mario Trieloff zusammen mit Professor Klaus Mezger
von der Universität Münster koordiniert.
Der Zeitpunkt für den Start des Schwerpunktprogrammes ist nach Ansicht der
Forscher günstig: Um nämlich etwas über die Frühphase der Planetenentwicklung zu
erfahren, ist es notwendig, extraterrestrisches Material in Form von Meteoriten
oder Asteroiden zu untersuchen. Gerade derartiges Material wurde in den
vergangenen zehn Jahren besonders häufig in entlegeneren Gebieten der Erde
gefunden, wie etwa in der Antarktis oder in Wüstengebieten.
"Dadurch steht vermehrt Material von selteneren Meteoritenarten zur
Verfügung", erklärt Trieloff. Hinzu kommt Probenmaterial aus der Stardust-Mission
der NASA, die zum Ziel hatte, Partikel aus der Gashülle des Kometen Wild 2 sowie
von interstellarem Staub einzufangen und zur Erde zu bringen. Seit Januar 2006
ist dieses den Wissenschaftlern zugänglich - auch Forschern von deutschen
Universitäten, die an der Stardust-Mission beteiligt waren.
Gleichzeitig sind die Analysemethoden im letzten Jahrzehnt immer besser
geworden und so genügen schon winzigste Probenmengen, um beispielsweise
Altersdatierungen der Meteoriten mit Hilfe massenspektrometrischer
Untersuchungen vorzunehmen. Besonders die verbesserten Analyseverfahren sind
notwendig, um herauszufinden, wie aus einer Staubscheibe, welche die Sonne vor
etwa 4,6 Milliarden Jahren umgab, schließlich große Planeten entstanden.
Hierfür konzentrieren sich die Forscher beispielsweise auf die Untersuchung
so genannter Chondrite (von griechisch chondros, Korn), Meteorite mit
kleinen Gesteinskügelchen, deren Zusammensetzung der des ursprünglichen
Sonnensystems entspricht. Chondrite enthalten die ersten Millimeter bis
Zentimeter großen Festkörper, die sich in unserem Sonnensystem aus
mikrometerfeinen Staubteilchen gebildet haben.
Für die Wissenschaftler aus Bayreuth, Berlin, Frankfurt, Heidelberg, Mainz,
Münster und weiteren nationalen Standorten stehen für die kommenden drei Jahre
zunächst einmal 2,2 Millionen Euro pro Jahr für Projekte zur Verfügung, die sie
in den kommenden Monaten noch beantragen müssen. Trieloff rechnet damit, dass
ungefähr 40 Projektanträge eingehen werden, von denen die DFG etwa zwei Drittel
positiv bescheiden wird.
Dabei ist auch ein Ziel des Programms, die verstreuten Arbeitsgruppen im
Bereich der Planetologie in Deutschland besser zu vernetzen. Und auch die
Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist geplant. Zu diesem Zweck
soll es neben gemeinsamen Treffen der Arbeitsgruppen auch Trainingsprogramme und
Sommerschulen für Doktoranden und Postdoktoranden geben.
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