Viele Sonnenflecken, viel Regen in Afrika?
von Stefan Deiters astronews.com
6. August 2007
Eine Gruppe amerikanischer und britischer Wissenschaftler
glaubt jetzt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl von Sonnenflecken und
heftigen Regenfällen im östlichen Afrika nachgewiesen zu haben. Die Ergebnisse
erscheinen morgen in einer Zeitschrift der American Geophysical Union.
Frühere Untersuchungen waren immer zu einem anderen Ergebnis gekommen.
Beeinflusst der solare Zyklus das Klima im
östlichen Afrika? Foto:
SOHO (ESA & NASA) |
Die Untersuchung der Teams aus britischen und US-amerikanischen
Wissenschaftlern stützt sich auf Daten aus der letzten 100 Jahren. Danach
würden ungewöhnlich heftige Regenfälle in Ostafrika immer dann auftreten,
wenn in etwa einem Jahr das Maximum der Sonnenfleckenaktivität zu erwarten
sei. "Mit Hilfe unserer Ergebnisse können wir nun vorhersagen, wann es
vermutlich sehr regenreiche Perioden geben wird - und dies mehrere Jahre im
voraus", erläutert Curt Stager vom amerikanischen Paul Smith's College.
Der Paleoklimatologe ist Leiter der Forschergruppe, die ihre Ergebnisse in
der morgen erscheinenden Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of
Geophysical Research - Atmospheres veröffentlicht. Die Zeitschrift wird
von der American Geophysical Union herausgegeben.
Eine frühzeitige Warnung vor intensiven Regenperioden könnte es den
afrikanischen Regierungen erlauben, rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, um
die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, die sich etwa durch
Insektenstiche ausbreiten. Solche Krankheiten treten besonders nach
intensiven Regenfällen, die oft auch von Überschwemmungen begleitet werden,
immer verstärkt aus.
Die Zahl der Sonnenflecken schwankt mit dem elfjährigen Aktivitätszyklus der
Sonne: Das nächste Sonnenfleckenmaximum wird für die Jahre 2011/12 erwartet,
so dass es im Jahr zuvor - wenn die Auswertungen der Wissenschaftler stimmen
- auch bei den Regenmengen ein Maximum geben sollte. "Wir erwarten im
östlichen Afrika eine deutliche Verstärkung der Regenzeit und damit
verbunden auch eine verbreitete Rift Valley Fever-Epedemie im Jahr vor
dem solaren Maximum", schreiben die Wissenschaftler. Moskitos und
andere Insekten, die für die Verbreitung der Krankheit verantwortlich sind,
vermehren sich bei feuchtem Wetter besonders gut.
Die Untersuchungen basieren auf Regenfall-Daten aus den letzten 100 Jahren,
sowie auf Auswertungen historischer Wasserstände dreier Seen, darunter des
Viktoria-Sees. Die Ergebnisse des Teams steht im Widerspruch zu früheren
Arbeiten, bei denen kein Zusammenhang zwischen Zahl der Sonnenflecken und
dem Klima im östlichen Afrika gefunden wurde. Das Klima dort, so die Gegner
der These, sei durch zahlreiche andere Phänomene beeinflusst, die nichts mit
dem Aktivitätszyklus der Sonne zu tun hätten. Stager betont aber, dass die
Verbindung in den Jahren zwischen 1927 und 1968 zwar nicht sonderlich
ausgeprägt war, sich das zyklische Muster aber über das gesamte 20.
Jahrhundert finden lasse.
Wissenschaftler hätten zudem schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts einen auffälligen Zusammenhang zwischen dem
Wasserstand des Viktoria-Sees und dem solaren Aktivitätszyklus untersucht, erinnert Alexander Ruzmaikin vom NASA
Jet
Propulsion Laboratory, der auch an der Studie beteiligt war. Die neuen
Ergebnisse "zeigen, dass es sich bei diesem Zusammenhang tatsächlich nicht
um einen Zufall handelt. Damit wird ein historisches Rätsel gelöst und man
lernt gleichzeitig, wie die schwankende Sonnenaktivität das Klima in Afrika
beeinflusst."
Die Forscher bieten eine Reihe von Thesen an, wie eine Zunahme der
Sonnenfleckenzahl die Regenmenge beeinflussen könnte. Im einfachsten Modell
würde durch die erhöhte solare Aktivität, die mit einer hohen
Sonnenfleckenzahl in Verbindung steht, Land und Wasser mehr aufgewärmt werden,
wodurch es zu Verdunstung und zu Niederschlägen kommt. Allerdings, so warnen
die Forscher, würde eine hohe Sonnenfleckenzahl zwar heftige Regenperioden
ankündigen, doch seien diese auch zu anderen Zeiten möglich. Die meisten
Zeiten mit heftigem Regen würden jedoch in das Schema des
Sonnenfleckenzyklus passen.
"Unsere Hoffnung ist, dass die Menschen unsere Ergebnisse dazu nutzen, solche
Regenphasen vorherzusagen", so Stager. Nur durch eine Vorwarnung können man
schließlich vorbereitet sein. "Denn solche Regenfälle führen immer zu
Erosion, Überflutungen und Krankheiten."
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