Riesige Gaswirbel bringen Sonnenmaterie zur Erde
von Rainer Kayser
12.
August 2004
Das Erdmagnetfeld sollte für den elektrisch geladenen Sonnenwind bei
bestimmten Konstellationen eigentlich ein unüberwindliches Hindernis
sein. 1987 entdeckte man aber, dass dem nicht so ist. Neue Messungen der
Cluster-Sonden scheinen das Mysterium jetzt gelöst zu haben:
Riesige Gaswirbel transportieren Sonnenmaterie ins Innere der irdischen
Magnetosphäre.
Große Gaswirbel erlauben es der Sonnenmaterie ins Innere der
irdischen Magnetosphäre zu gelangen. Bild:
ESA / H. Hasegawa (Dartmouth College) [Großansicht] |
Ein Quartett europäischer Raumsonden hat gigantische Gaswirbel in der
Nähe der Erde entdeckt. Die 40.000 Kilometer großen Wirbel erlauben es
der von der Sonne heranströmenden Materie, den Sonnenwind, in das
Erdmagnetfeld einzudringen. Die geladenen Teilchen stürzen dann in die
Atmosphäre und führen dort zu Polarlichtern. Damit ist nach Ansicht der
Forscher das Rätsel gelöst, wie der Sonnenwind die scheinbar
undurchdringliche Barriere des Erdmagnetfelds durchbricht.
Das Magnetfeld der Erde bildet eine Art Blase (die so genannte Magnetosphäre)
um unseren Planeten, an dem der elektrisch geladene Sonnenwind abprallt. Da der
Sonnenwind jedoch selbst ein Magnetfeld mit sich führt, kann es zu
Wechselwirkungen kommen. Ist das Magnetfeld des Sonnenwinds jenem der Erde
gerade entgegengerichtet, so kann der Sonnenwind die Magnetosphäre durchlöchern
und eindringen.
Zeigen beide Magnetfelder jedoch in ein und dieselbe Richtung,
sollte die Magnetosphäre undurchdringlich sein. Messungen im Jahr 1987 zeigten
jedoch das genaue Gegenteil dieser Überlegungen: Es dringt mehr Sonnenwind in
die Magnetosphäre ein, wenn die Magnetfelder gleichgerichtet sind.
Mit Hilfe der Messdaten der vier im Jahr 2000 gestarteten Cluster-Sonden
der europäischen Raumfahrtagentur ESA scheint dieses Rätsel nun endlich gelöst.
Beim Vorbeiströmen des Sonnenwinds an der irdischen Magnetosphäre bilden sich
große Wirbel, die die Teilchen des Sonnenwinds in die Magnetosphäre hinein
transportieren. Unklar ist noch, ob die Wirbel ausreichen, um den beobachteten
Zustrom an Sonnenmaterie vollständig zu erklären.
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