Weltraumwissenschaftler haben es gut: Sie schießen ihre Sonden ins
All und warten dann gemütlich vor dem Computerschirm auf die Daten. Weit
gefehlt: Zwei Wissenschaftler des CLUSTER-Bodenteams kämpften sich Mitte
Januar durch einen Schneesturm, um noch rechtzeitig eine Radarstation zu
erreichen. Bewaffnet mit einem Jagdgewehr und einer 45er Magnum, die sie
gegen angriffslustige Polarbären schützen sollte.
Die
Cluster-Satelliten Quartett. Darstellung: ESA |
Der
Wissenschaftsbetrieb mit dem CLUSTER-Satellitenquartett hat erst vor wenigen
Wochen begonnen. Zu Beginn des neuen Jahres sollte nun der nördliche
Polarbereich der Erde mit Hilfe der vier identischen Sonden untersucht werden.
Durch die geschickte Positionierung der Sonden ist es möglich, ein
dreidimensionales Bild der Vorgänge in der Magnetosphäre der Erde zu erhalten.
Da ist es natürlich
auch interessant, die Daten, die aus dem All kommen mit bodengestützten
Messungen zu vergleichen. Zum Beispiel mit Daten, die man mit Hilfe von
Radarantennen gewinnen kann. Dazu stehen im Norden diverse Radarstationen, die
im EISCAT-Projekt (European Incoherent Scatter) zusammengefasst sind.
Eine davon befindet sich auf der kleinen arktischen Insel Svalbard etwa 20
Kilometer von der Ortschaft Longyearbyen entfernt. Und gerade diese Radarstation
war so gelegen, dass gleichzeitige Messungen über die Magnetosphäre von
CLUSTER und der Radarstation möglich sein sollten.
Doch die
Wetterbedingungen auf Svalbard waren am Morgen des 14. Januar alles anderes als
optimal: Inmitten der Dunkelheit der Polarnacht und in einem Schneesturm machten
sich EISCAT-Wissenschaftsdirektor Tony van Eyken und der für die Radarstation
zuständige Mitarbeiter Halvard Boholm auf den Weg zur Beobachtungsstation. Doch
die Zuversicht der Wissenschaftler das Radar zu erreichen schwand schnell als
ihr Auto in einiger Entfernung von der Station in Schneeverwehungen stecken
blieb. Aber die Aussicht auf die zu erwartenden Messungen ließ die Forscher
nicht ruhen: Mit Taschenlampen gegen die Dunkelheit sowie einem Gewehr und einer
45er Magnum gegen die Polarbären machten sie sich auf eine zweistündige
Wanderung zur Radarstation.
Mit zweistündiger
Verspätung erreichte das Duo die Station, gerade rechtzeitig um noch die
entscheidenden Messungen zu machen, während das CLUSTER-Quartett gerade über
die Insel hinwegflog. So konnten sie einmalige Daten über Veränderungen in der
Ionosphäre gewinnen und plötzliche Änderungen in der Magnetosphäre
aufspüren. Weitere Analysen der verschiedenen Daten sollten erheblich zum
Verständnis der Vorgänge über dem magnetischen Nordpol der Erde beitragen.
Der Einsatz der beiden Wissenschaftler hat sich also mehr als gelohnt.