Mysteriöser
Planetoid hat keinen Mond
von
Hans Zekl
für
astronews.com
15. April 2004
Vor rund
einem Monat verkündeten amerikanische Astronomen die Entdeckung des am weitesten von der Sonne entfernte Objekts,
des Planetoiden Sedna. Jetzt hat das Weltraumteleskop Hubble die rötliche Welt in 13
Milliarden Kilometern Entfernung genauer unter die Lupe genommen: Zur
Überraschung aller, verfügt Sedna offenbar doch nicht über einen Mond. Dies
bringt einige Theorien ins Wanken und macht das Objekt für die Forscher noch
faszinierender.

Kein Mond: Astronomen sind sich nach Auswertung von Bildern des
Hubble-Weltraumteleskops sicher, dass Sedna über keinen Mond von
signifikanter Größe verfügt. Foto:
NASA, ESA, M. Brown |
Vor gut einem Monat, am 15. März 2004, gab Mike Brown vom California Institute of Technology in Pasadena, Kalifornien, die Entdeckung des entferntesten
Objekts im Sonnensystems bekannt, das den vorläufigen und inoffiziellen Namen Sedna erhielt. In einer Entfernung von
13 Milliarden Kilometern zieht es langsam seine Bahn um die Sonne. Die Beobachtungen deuteten auch auf einen möglichen Mond hin.
Sofort nach der Bekanntgabe der Entdeckung richteten daher Astronomen das Weltraumteleskop
Hubble auf Sedna, um nach dem vermuteten Mond zu suchen. Nur Hubble verfügt über das notwendige Auflösungsvermögen, um präzise Beobachtungen im sichtbaren Licht durchzuführen.
"In irdischen Teleskopen ist das Bild von Sedna nicht ruhig genug", erklärt Brown.
Doch Hubble sah keinen Trabanten, zumindest keinen größeren. Dieses unerwartete Ergebnis könnte neue Hinweise über die Entstehung und Entwicklung der Objekte am äußeren Rand des Sonnensystems liefern. Brown hält es für sehr unwahrscheinlich, dass ein Mond während der Aufnahmezeit sich hinter oder vor Sedna befand und somit der Beobachtung entging.
Browns Vermutung über einen möglichen Mond basierten darauf, dass Sedna sich offensichtlich nur sehr langsam um seine Achse dreht. Aus den Lichtschwankungen leitete er und sein Team eine Rotationsperiode von 40 Tagen ab. Am
besten lässt sich das durch eine Art Gezeitenwirkung durch einen begleitenden Körper deuten.
Fast alle anderen Körper im Sonnensystem dagegen rotieren während einiger Stunden um ihre Achse. Mit dem gemessenen Wert, ist Sedna nach den beiden inneren Planeten, Merkur und Venus, das langsamste rotierende Objekt im Sonnensystem. Deren Rotationsperioden sind durch die Gezeitenwirkung der Sonne verursacht.
Aber selbst nach einer sorgfältigen nochmaligen Analyse der Beobachtungsdaten ist Browns Team davon überzeugt, dass die Rotationsdauer Sednas richtig gemessen wurde.
"Ich bin von der Abwesenheit des Monds wirklich überrascht", erklärt Brown. "Das liegt außerhalb jeder Erklärung und macht Sedna nur noch interessanter. Aber ich weiß wirklich nicht, was es bedeutet". Brown gibt zu, dass er keinerlei Erklärung dafür hat, warum das Objekt so langsam rotiert.
Die Hubble-Bilder zeigen nur Sedna mit einem sehr schwachen, weit entfernten Hintergrundstern. Selbst Hubbles scharfer Blick kann die geheimnisvolle Oberfläche Sednas nicht darstellen. Damit ergibt sich eine Obergrenze für Sednas Durchmesser. Der Planetoid besitzt maximal etwa dreiviertel der Größe Plutos: sein Durchmesser beträgt etwa 1600
Kilometer.
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