SATURNMOND TITAN
Doch Eis auf
größtem Saturntrabanten?
von Rainer Kayser
25. April 2003
Aus was besteht die Oberfläche des größten Saturnmonds Titan? Bevor
die ESA-Sonde Huygens Anfang 2005 vielleicht ein Antwort zur Erde
funkt, wird unter Wissenschaftlern heftig spekuliert. Manche vermuten
einen Ozean aus Methan auf der Oberfläche. Neue Beobachtungen
widersprechen dem: Danach könnte die Oberfläche Titans größtenteils aus
gefrorenem Wasser bestehen.

Voyager 2-Aufnahme des Saturnmonds Titan.
Foto:
NSSDC / NASA |
Titan, der größte Mond des Planeten Saturn, könnte entgegen bisheriger
Annahmen doch zu einem großen Teil mit gefrorenem Wasser bedeckt sein.
Einem Team amerikanischer und französischer Astronomen gelang es
erstmalig, durch einige schmale infrarote "Fenster" einen direkten Blick
durch die dichte, dunstverschleierte Atmosphäre auf die Oberfläche von
Titan zu werfen. Das Reflexionsverhalten der Oberfläche, so die
Forscher, deute auf große Eisflächen ähnlich wie bei dem Mond Ganymed
hin. Die Wissenschaftler veröffentlichen ihre Beobachtungen in der
aktuellen Ausgabe des Fachblatts Science.
"Das ist ziemlich überraschend, denn bislang haben wir geglaubt, dass
die Oberfläche Titans von organischen Ablagerungen bedeckt ist",
erläutert Caitlin Griffith vom Lunar and Planetary Laboratory der
University of Arizona in Tucson, die das Projekt leitet. Die Atmosphäre
Titans besteht hauptsächlich aus Stickstoff, sowie Methan und Äthan.
Durch photochemische Reaktionen bilden sich in dieser Atmosphäre
zahlreiche organische Substanzen, die den Mond in einen dichten,
orangefarbenen Schleier hüllen. Dieser Schleier ist nahezu
undurchdringlich. Doch Griffith und ihren Kollegen gelang es, in den
vergangenen zwölf Jahren Techniken zu entwickeln, mit denen sich bei
einigen speziellen Wellenlängen der Dunstschleier durchdringen lässt.
Bislang waren die Planetenforscher davon ausgegangen, dass es auf Titan
große Seen oder gar Meere aus flüssigem Methan und Äthan gibt. Zudem
sollten permanent die organischen Stoffe aus der Atmosphäre herabregnen
und sich sowohl auf dem Festland, als auch auf der Oberfläche der Seen
ablagern. Diese Vorstellung muss nach den neuen Beobachtungen von
Griffith und ihren Kollegen nun über Bord geworfen werden.
Möglicherweise, so Griffith, werden die organischen Stoffe durch
meteorologische Vorgänge bewegt und sammeln sich nur in bestimmten
Regionen - zum Beispiel den Seen - an. In den anderen Regionen wird
dadurch das Eis der eigentlichen Mondoberfläche freigelegt.
|
Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
|