HUYGENS
Das
ungewisse Schicksal des Titan-Landers
von Stefan
Deiters
astronews.com
2. April 2003
Im Januar 2005 soll die ESA-Sonde Huygens auf dem Saturnmond
Titan niedergehen und kurze Zeit den rätselhaften Trabanten des
Ringplaneten erforschen. Was das Raumschiff dort jedoch erwartet, ist
ungewiss: Manche Astronomen halten es sogar für möglich, dass Huygens
in einem Ozean aus Methan landet. Für die Mission wäre das gar nicht so
schlecht.

Die Astronomen der ESA sind sich nicht im Klaren darüber, welche
Bedingungen der Titan-Lander Huygens auf dem Saturnmond
vorfindet.
Bild:
ESA |
Der Titan-Lander Huygens befindet sich derzeit an Bord der Saturnsonde
Cassini und soll sein Ziel, den größten Saturnmond Titan, Anfang 2005
erreichen. Bis es soweit ist, müssen die Forscher auf der Erde noch wichtige
Entscheidungen treffen: Wo genau soll der Lander auf dem Titan aufsetzen?
Wird es da eine feste Oberfläche geben oder einen Ozean aus Methan? Fragen, die
bis heute niemand beantworten kann.
Seit den ersten detaillierten Bildern des Titan der NASA-Sonde Voyager 1,
die den Mond eingehüllt in eine undurchsichtige, orangefarbene Atmosphäre aus
Stickstoff und Methan zeigten, bewegt die Forscher vor allem eine Frage: Könnte
das entdeckte Methan und die auf dem Saturntrabanten aufgespürten organischen
Verbindungen ein Anzeichen für Leben auf dem Mond sein? Auf der Erde wird der
Vorrat an Methan, das ständig durch Sonnenlicht zerstört wird, nämlich
hauptsächlich durch die Verdauung von Lebewesen erzeugt. Wie gelangt also Methan
in die Titan-Atmosphäre?
Die Forscher sind sich allerdings sicher, dass der Saturnmond ein ziemlich
ungemütlicher Ort mit Oberflächentemperaturen von minus 180 Grad Celsius ist und
flüssiges Wasser daher dort nicht existieren dürfte. Zwar könnte ein gewaltiger
Asteroideneinschlag für einige Tausend Jahre für flüssiges Wasser gesorgt haben,
doch dürfte es heute dort nicht mehr anzutreffen sein - und damit fehlt die
Grundlage für Leben, wie es uns bekannt ist.
Ozeane könnte es allerdings trotzdem geben - allerdings Ozeane aus Methan,
entweder über oder unterhalb der Oberfläche. Dies könnte, so glauben manche
Forscher, den Methangehalt der Titanatmosphäre erklären. Moderne Teleskope
versuchen in den letzten Jahren hinter die Geheimnisse des Saturntrabanten zu
kommen und liefern mehr und mehr beeindruckende Daten (astronews.com berichtete
wiederholt). So entdeckten Forscher mit Hilfe des Keck-Teleskops Methan-Wolken
über dem Südpol des Mondes.
Andere Beobachtungen zeigten hellere und dunklere Regionen auf dem Saturnmond,
deren genauer Ursprung bis heute unbekannt ist. Handelt es sich bei den hellen
Bereichen um Kontinente, bei dem Rest um Ozeane? Erst Huygens wird es
sicher herausfinden können. Doch wo soll die Sonde landen? "In der Nähe der
helleren Bereiche, aber nicht auf ihnen", so Jean-Pierre Lebreton,
Projektwissenschaftler für Huygens. "Stellen Sie sich nur vor,
Huygens wäre das erste Raumschiff, das in einem Ozean auf einer anderen Welt
landet." Für die Forscher wäre das gar nicht einmal so schlecht: Auch wenn die
Sonde nur kurze Zeit an der Oberfläche bleibt, würde sie sich doch in dieser
Zeit in einer aufrechten Position befinden. Das ist entscheidend für die
Kommunikation mit der Muttersonde Cassini. Landet Huygens auf
fester Oberfläche, bestünde die Gefahr, dass die Sonde in die falsche Richtung
kippt und nicht so einfach mit Cassini kommunizieren kann.
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Huygens, Sonde zur Erkundung des Saturnmondes
Titan (ESA)
Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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