SATURNMOND TITAN
Ständiger
Smog auf dem Saturntrabanten
von Rainer Kayser
22. August 2002
Der Titan ist der zweitgrößte Mond im Sonnensystem und
der einzige mit einer dichten Atmosphäre. Vielen Forschern gilt er daher
als viel versprechender Ort, um nach primitiven Leben zu suchen. Doch auch
der Mond an sich birgt noch manches Geheimnis: Französische
Wissenschaftler untersuchten jetzt mit Hilfe eines neuen Computermodells
die Vorgänge in der Titanatmosphäre.

Voyager 2-Aufnahme des Saturnmonds Titan.
Foto:
NSSDC / NASA |
Der Saturnmond Titan ist ständig in einen dichten Smog aus großen organischen
Molekülen eingehüllt. Die Smogschicht befindet sich in einer Höhe von 400
Kilometern über der Mondoberfläche und besitzt eine Reihe von Eigenschaften, die
von den Planetenforschern bislang nicht erklärt werden konnten. So bildet sich
aus dem Dunstschleier beispielsweise eine helle Polarkappe auf der "Winterseite"
von Titan. Mit Hilfe numerischer Simulationen konnten Forscher der Universität
Paris nun ein Modell der Titanatmosphäre aufstellen, dass diese Phänomene
erklärt. Das neue und wichtige Element dieses Modells ist, dass die Entstehung
des Smogs an die Zirkulation in der Atmosphäre des Mondes gekoppelt ist.
Mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern ist Titan der zweitgrößte Mond im
Sonnensystem - größer als der Planet Merkur und etwa halb so groß wie die Erde.
Titan ist der einzige Mond im Sonnensystem mit einer dichten Atmosphäre. Diese
Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Stickstoff, enthält aber auch Methan und
zahlreiche komplexe organische Moleküle, die vermutlich Wolken bilden und sich
als Regen oder Hagel auf die Oberfläche des Mondes niederschlagen.
Die Modellrechnungen, die Pascal Rannou und seine Kollegen in der aktuellen
Ausgabe des Fachblatts Nature präsentieren, zeigen, dass es auf Titan
eine ständige Atmosphärenströmung gibt. Auf der Sommerhälfte des Mondes
aufsteigende Luftmassen treiben diese Strömung an. In der Hochatmosphäre bilden
sich dann unter dem Einfluss der ultravioletten Sonnenstrahlung in der
aufsteigenden Luft die Partikel des Smogschleiers. Die Luftströmung treibt den
Dunst auf den winterlichen, der Sonne abgewandten Pol Titans zu, wo die
Smogpartikel absinken und so die helle Polkappe bilden.
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