In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag soll es soweit sein:
Wenn alles nach Plan läuft, wird die
kleine Sonde Deep
Space 1 in einem Abstand von nur 2.000 Kilometern den Kern des
Kometen Borrelly passieren. Ob das Raumschiff den Kometen allerdings
wirklich erreicht und auch Aufnahmen zur Erde senden kann, ist vollkommen
ungewiss.
Die Sonde Deep Space 1. Darstellung: JPL/NASA |
Die Sonde Deep Space 1 ist ein regelrechter Veteran. Schon
vor zwei Jahren hatte das Raumschiff seine Hauptaufgabe erfüllt: Zwölf neue Technologien an Bord, unter anderem
ein fortschrittliches
Ionentriebwerk und einen Computer, der die Sonde fast autonom steuern kann,
wurden erfolgreich getestet. In einer erweiterten Mission wurde die Sonde
dann auf einen Rendezvous-Kurs mit dem Kometen Borrelly geschickt, den sie
am 23. September um 0.30 Uhr MESZ erreichen soll. Deep Space 1 wird
dann bereits dreimal länger funktionieren als ursprünglich geplant.
"Es ist schon ein wahnsinniger Erfolg, dass die Sonde, nach ihrer
extrem erfolgreichen Mission immer noch funktioniert und es dem Team
gelungen ist, diesen alten und verwundeten Vogel am Leben zu halten", so
Dr. Marc Rayman vom NASA Jet Propulsion Laboratory. "Jedes
kleinste Stück Wissenschaft, was mir mit der Sonde machen können, ist ein
großer Bonus."
Die Sonde ist in keiner Weise für die Begegnung mit dem Kometen
vorbereitet: Die Reise durch die den Kometen umgebenden Wolke aus Gas und
Staub birgt viele Risiken. So könnte die Sonde etwa von Partikeln
getroffen werden, die - wenn sie an der falsche Stelle treffen -
erheblichen Schaden anrichten könnten. Die Sonde rast immerhin mit einer
Geschwindigkeit von 16,5 Kilometern pro Sekunde an dem Kometen vorüber und
verfügt über keinerlei Schutzschild. "Aber dies ist ein Abenteuer, das man
einfach nicht verpassen darf", so Rayman.
Wenn alles gut geht, könnte Deep Space 1 Daten über den Kometen
liefern, die etwas über Oberfläche und Ursprung des kosmischen Vagabunden
verraten. Borrelly ist zur Zeit gerade 1,34 Astronomische Einheiten (etwa
200 Millionen Kilometer) von der Sonne entfernt und wird dadurch von
unserem Zentralgestirn aufgeheizt. Dadurch werden Gase frei, die - so die
Hoffnung - mehr über den Kometen verraten werden.
Dass Deep Space 1 überhaupt noch funktioniert grenzt an ein
technisches Wunder: Im letzten Jahr war nämlich der Star Tracker
des Raumschiffs ausgefallen, mit dem sich die Sonde orientiert. In einer
aufwendigen Rettungsaktion gelang es dem Flugteam die Kamera an Bord für
Navigationszwecke einzusetzen und die Sonde auf Kurs zu bringen (astronews.com
berichtete). Zudem wurde eine spezielle Software überspielt, die das
Raumschiff beim Fotografieren des Kometen unterstützen soll.
Noch ist allerdings nicht sicher, ob Deep Space 1 den Kometen überhaupt
wie vorgesehen erreichen wird: Das Flugteam weiß nicht ganz genau, über wie viel
Treibstoff die Sonde noch verfügt. Der Treibstoff ist nötig, um das
Raumschiff mittels kleiner Düsen ausgerichtet zu halten. Eigentlich sollte
noch genug Treibstoff an Bord sein, doch wenn er nur eine Stunde vor dem
Rendezvous ausgeht, ist die Mission gescheitert.