Premiere auf "Deep Space 1": Zum ersten Mal übernimmt künstliche
Intelligenz komplett die Kontrolle eines Raumschiff. Für insgesamt 48 Stunden soll der
mit entsprechender Software ausgestattete Bordcomputer von DS1 die Sonde selbständig
lenken. Das Kontrollzentrum wird nur zuschauen und für einige Überraschungen sorgen.
Am Montag abend war es soweit: Das Softwarepaket mit Namen "Remote Agent"
übernahm die Kontrolle über die NASA-Sonde "Deep Space 1". Die spannende
Frage: Kann ein Raumschiff, das sich rund 120 Millionen Kilometer von der Erde entfernt
befindet, vollständig auf sich allein gestellt operieren?
"Während wir dem Programm elektronisch über die Schulter schauen, überwacht der
Remote Agent alle Funktionen der Sonde und zündet auch bei Bedarf die Triebwerke, um den
Kurs zu korrigieren", beschreibt Pandu Nayak vom NASA Ames Research Center den
Testablauf. "Außerdem fordern wir die Software mit einigen unerwarteten Problemen
heraus. So kann sie beweisen, daß sie in der Lage ist, alles in den Griff zu bekommen
ohne menschliches Eingreifen."
"Der Remote Agent kann eigene Strategien entwickeln und ausführen, um die Ziele
der Mission zu erfüllen, die wir vorgegeben haben", erläutert Dr. Doug Bernard vom
NASA Jet Propulsion Laboratory weiter. "Diese Technologie könnte uns Missionen in
unser Sonnensystem ermöglichen, die bisher als zu aufwendig für die Bodenkontrolle
angesehen wurden."
Die Steuerungssoftware besteht aus drei Teilen: Der "Planner" arbeitet
Vorgehensweisen aus, um bestimmte Ziele zu erreichen und kann diese auch abändern, wenn
beispielsweise ein Hardwaredefekt auftritt. Der "Executive" interpretiert diese
Pläne und ergänzt Details, die er an die Flugsteuerungssoftware weitergibt. Außerdem
koordiniert er die Zusammenarbeit der Module.
Der dritte im Bunde ist "Livingstone", eine Art elektronischer Schiffsarzt,
der die Funktionen des Raumschiffs ständig überwacht. Erkennt er ein Problem, informiert
er den "Executive". Der fragt zurück nach einer einfachen Lösung. Die könnte
bei einem Ausfall der Kamera beispielsweise lauten, das Gerät einfach einmal ab- und
wieder anzuschalten. Schlägt dies fehl, wird der "Planner" nach einer
alternativen Vorgehensweise befragt, mit der das Ziel der Mission trotzdem noch zu
erreichen ist. Erst wenn das Problem zu groß ist, wird die Erde zur Hilfe gerufen.
Das Hauptziel der Sonde "Deep Space 1" ist es, insgesamt zwölf neue
Technologien zu testen, die dann sicher im nächsten Jahrtausend eingesetzt werden
können. Die Tests werden im Sommer abgeschlossen sein, wenn die Navigationssysteme durch
ein Rendezvous mit dem Asteroiden 1992 KD getestet werden sollen.
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