Lange hatte man gespannt auf die ersten Bildern des europäischen Röntgenteleskops
XMM gewartet. Heute morgen wurden sie offiziell präsentiert. Und der am
10. Dezember letzten Jahres gestartete Satellit konnte seinem Ruf als
"Stolz" der europäischen Astronomie gerecht werden: Von den
ersten Bildern sind die Wissenschaftler begeistert.
Das "First Light"-Foto von XMM vom 19. Januar 2000.
Zu sehen ist ein Teil der Großen Magellanschen Wolke. Foto:
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik |
Die nun vorliegenden ersten Aufnahmen des europäischen Röntgensatelliten XMM
(X-Ray Multi Mirror) erfüllen selbst die hochgesteckten
Erwartungen der beteiligten Wissenschaftler. Nach dem Start
im Dezember wurden - nach einer Weihnachtspause - im Januar der Reihe nach die wissenschaftlichen
Instrumente eingeschaltet und getestet. Von XMM erhoffen sich die Forscher
einen deutlichen Fortschritt in der Röntgenastronomie, der
dazu beitragen könnte, die Natur von Neutronensternen, Supernova-Überresten,
Galaxienhaufen und anderen kosmischen Strahlungsquellen zu
enträtseln.
Ziel der ersten Beobachtung von XMM war die Große Magellansche
Wolke, eine Begleitgalaxie unserer Milchstraße. Das Bild zeigt einen
Ausschnitt von der Größe des Vollmondes am Himmel. Je blauer das Bild
ist, desto höher ist die Energie der dort ausgesandten Röntgenstrahlung.
Neben ausgedehnten Wolken sind auch punktförmige Röntgenquellen zu
erkennen, beispielsweise von der Supernova 1987A im rechten unteren
Bereich des Bildes.
Drei deutsche Institute haben wesentliche Beiträge zum XMM-
Projekt geliefert: das Max-Planck-Institut für Extraterrestrische
Physik (MPE) in Garching, das Institut für Astronomie und Astrophysik
der Universität Tübingen (IAAT) und das Astrophysikalische Institut
Potsdam (AIP). Der Teleskopwissenschaftler wird vom MPE gestellt. MPE und AIP sind
außerdem am Survey Science Center beteiligt, das die Teleskopdaten für
die Wissenschaftlergemeinde aufbereitet.
Der größte
Beitrag zu XMM ist aber die Bereitstellung einer neuartigen
Röntgenkamera. Der vom MPE und IAAT entwickelte Detektor für
Röntgenstrahlen zeichnet sich durch seine hohe Empfindlichkeit und
gute Zeitauflösung aus. Diese Eigenschaften beruhen auf der
Verwendung von speziell für XMM entwickelten und optimierten CCDs, die im Halbleiterlabor der Max-Planck-Gesellschaft hergestellt
wurden. Die besonderen Eigenschaften dieser Kamera ermöglichen auch
die Untersuchung der Energieverteilung der registrierten
Röntgenstrahlung sowie deren zeitlichen Veränderung.
Im Vergleich mit seinem Vorgänger, dem deutschen Röntgensatelliten
ROSAT, besitzt XMM eine rund zehnmal größere Sammelfläche, ist für
Röntgenstrahlung in einen größeren Energiebereich empfindlich und hat
ein besseres Auflösungsvermögen. Die große Sammelfläche
wird durch drei parallel ausgerichtete Teleskope erreicht, deren
Optik jeweils aus einer Anordnung von 58 ineinander geschachtelten
Spiegeln besteht. Jede einzelne dieser Spiegelschalen
ähnelt einem sich verengendem Rohr, an dessen äußerst präzise
gefertigter Innenseite die Röntgenstrahlen unter sehr flachen Winkeln
reflektiert werden.
Im Brennpunkt der drei Teleskope befindet sich jeweils ein CCD-
Detektor, der auch in der Lage ist, die Energie der einfallenden
Strahlung zu messen, also praktisch "Farben" im Röntgenbereich
zu
sehen. Die Kameras beruhen auf unterschiedlichen Technologien: So
kann mit einer Kamera auch ein Teil des Röntgenlichts in zusätzliche
Spektroskopie-Instrumente abgezweigt werden, was eine detaillierte Analyse
des Energiespektrums ermöglicht.
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XMM,
Projektseite der ESA
ESOC, European Space Operations
Centre, Darmstadt |