Durch die immer weiter fortschreitende Entwicklung von
Quantencomputern und deren steigenden Rechenleistungen wird es zukünftig möglich
sein, unsere aktuellen Verschlüsselungsverfahren zu knacken. Dagegen soll die
Quantenkryptographie helfen. Um damit auch die Kommunikation über weite Strecken
zu ermöglichen, könnten spezielle Satelliten zum Einsatz kommen.
Wie wird sichergestellt, dass Daten, die über das Internet übermittelt
werden auch nur den beabsichtigen Empfänger erreichen? Aktuell werden unsere
Daten mathematisch verschlüsselt. Das heißt, hinter der Verschlüsselung
steckt die Idee, dass es schwierig ist, eine große Zahl in ihre Faktoren zu
zerlegen. Durch die steigende Rechenleistung von Quantencomputern ist davon
auszugehen, dass diese mathematischen Codes zukünftig nicht mehr sicher sein
werden.
Tobias Vogl, Professor für Quantum Communication Systems Engineering,
arbeitet an einem Verschlüsselungsverfahren, das mithilfe der physikalischen
Gesetze funktioniert. "Die Sicherheit basiert darauf, dass die Informationen
in einzelne Lichtteilchen kopiert und anschließend übertragen werden. Die
physikalischen Gesetze erlauben es dabei nicht, diese Informationen
unbemerkt auszulesen oder zu kopieren. Sobald die Informationen abgehört
werden, verändern die Lichtteilchen ihren Zustand. Da wir diese
Zustandsänderung messen können, wird jeder Abhörversuch, unabhängig von
zukünftigen technischen Entwicklungen, sofort erkannt", erklärt Vogl.
Die große Herausforderung bei der sogenannten Quantenkryptographie
besteht darin, Daten über weite Distanzen zu übertragen. In der klassischen
Kommunikation wird Information in viele Lichtteilchen kodiert und über
Glasfasern verschickt. Die Information in einem einzelnen Lichtteilchen kann
jedoch nicht kopiert werden, weshalb man das Lichtsignal nicht - wie bei der
aktuellen Kommunikation über Glasfaserkabel - immer wieder verstärken kann.
Dadurch können Informationen nur über einige 100 Kilometer übermittelt
werden. Um Informationen auch in andere Städte oder Kontinente zu
übertragen, soll zukünftig der Aufbau der Atmosphäre genutzt werden. Ab
einer Höhe von etwa zehn Kilometern ist die Atmosphäre so dünn, dass Licht
weder gestreut noch absorbiert wird. Mithilfe von Satelliten ist es so
möglich, Quantenkommunikation auch über weite Strecken zu betreiben.
Im Rahmen der sogenannten QUICK³-Mission entwickelt Vogl gemeinsam mit
seinem Team ein komplettes System mit allen Komponenten, die benötigt
werden, um einen Satelliten für die Quantenkommunikation zu bauen. In einem
ersten Schritt hat das Team die einzelnen Komponenten des Satelliten
individuell getestet. Im nächsten Schritt wollen sie das gesamte System im
Weltraum erproben. Hierbei untersuchen die Forschenden, ob die Technik
überhaupt den Bedingungen des Weltraums standhält und wie die einzelnen
Komponenten des Systems miteinander interagieren. Die Mission ist für 2025
geplant. Um für die Quantenkommunikation ein lückenloses Netz aufzubauen,
werden allerdings hunderte oder sogar tausende Satelliten benötigt.
Nicht alle Informationen sollen zukünftig über diesen Weg übertragen
werden, da das Verfahren sehr aufwendig und teuer ist. Vorstellbar ist ein
hybrides Netzwerk, in dem Daten entweder mathematisch oder physikalisch
verschlüsselt werden. Antonia Wachter-Zeh, Professorin für Codierung und
Kryptographie, arbeitet daran, mathematisch so komplexe Algorithmen zu
entwickeln, dass diese auch von einem Quantencomputer nicht gelöst werden
können. Bei den meisten Informationen wird es auch zukünftig ausreichen, die
Informationen mithilfe mathematischer Algorithmen zu verschlüsseln. Nur für
besonders schützenswerte Dokumenten, die beispielsweise zwischen zwei Banken
ausgetauscht werden, kommt zukünftig die Quantenkryptographie infrage.