EU fördert Quantenkommunikation per Satellit
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und
Feinmechanik IOF astronews.com
10. März 2023
Mit 4,3 Millionen Euro fördert die Europäische Union ein
neues Projekt zur Erforschung der hochsicheren Quantenkommunikation mittels
Satelliten. Im Projekt QUDICE will ein internationales Team aus Forschenden
Komponenten für eine weltraumgestützte Verteilung von Quantenschlüsseln
entwickeln. Die neue Hardware soll eines Tages Grundlage eines europäischen
Satellitennetzes werden.
Die EU unterstützt die Entwicklung von
unabhängiger Quantenkommunikation im
Weltraum.
Bild: NASA Goddard Space Flight Center [Großansicht] |
Mit verschränkten Lichtteilchen in Europa praktisch abhörsicher kommunizieren
– für dieses Ziel setzt sich ein internationales Team aus EU-Forschenden ein.
Gemeinsam wollen sie im Rahmen des neuen Projektes QUDICE Komponenten und
Systeme für eine weltraumgestützte Quantenschlüsselverteilung entwickeln. Auf
diese Weise will QUDICE einen entscheidenden Beitrag leisten, um eines Tages ein
europäisches Netzwerk aus Satelliten zur quantengestützten Kommunikation
realisieren zu können. Ein solches Netz soll gezielt die Privatsphäre
europäischer Institutionen, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger schützen
und gleichzeitig die Unabhängigkeit Europas von kritischen
(Quanten-)Technologien aus dem Ausland stärken.
Am Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena
wird im Rahmen von QUDICE dabei eine miniaturisierte, weltraumtaugliche
Polarisations-verschränkte Photonenpaarquelle (engl.: "Entangled Photon Source",
kurz: EPS) im Telekommunikations-Wellenlängenbereich aufgebaut werden. Diese
soll später in einen Satelliten integriert werden. Für den Einsatz im Weltraum
muss die Photonenpaarquelle daher besondere Anforderungen erfüllen: Zum Beispiel
muss sie besonders klein und kompakt gebaut sein. Angestrebt wird eine Größe
ähnlich einem Milchkarton. Die Forschenden des Fraunhofer IOF müssen daher
sämtliche Einzelkomponenten der Quelle miniaturisieren und auf mehreren Chips
integrieren. Weiterhin muss sie starken Vibrationen sowie großen
Temperaturschwankungen standhalten können, wie sie beim Start des Satelliten auf
seinem Weg ins Weltall auftreten.
Die Photonenpaarquelle wird daher auf den jüngsten Fortschritten in der
nichtlinearen Optik und Technik basieren. Das Ziel der neuen Quelle ist es, 109
Paare verschränkter Lichtteilchen pro Sekunde und eine Bitrate zu erreichen, die
den derzeitigen Stand der Technik um mehrere Größenordnungen übertrifft. Bei der
Herstellung der Photonenpaarquelle in weltraumtauglicher Qualität wird das
Fraunhofer IOF eng mit dem Institute of Photonic Sciences (ICFO) aus
Spanien – einem von zwölf Partnern im Projekt QUDICE – zusammenarbeiten.
Gemeinsam werden die Institute ein neuartiges Design für die verschränkte
Photonenquelle entwickeln, welches die Integration der Komponenten und damit
einen besonders kompakten Aufbau ermöglicht.
Zu diesem Zweck wird das ICFO spezifische Subsysteme für jede gewählte
QKD-Implementierung entwerfen, während das Fraunhofer IOF diese umsetzt.
Anschließend wird das Fraunhofer-Institut in Jena alle opto-elektronischen
Komponenten charakterisieren, während das ICFO die QKD-Implementierungen
durchführt.
Bereits 2019 wurde mit einer Vereinbarung zwischen der EU-Kommission und der
Europäischen Weltraumorganisation ESA der erste Schritt zur Entwicklung einer
hochsicheren paneuropäischen Infrastruktur für mehr Datensicherheit genommen.
Die Quantenschlüsselverteilung stellt hierbei eine entscheidende
Basistechnologie dar. QUDICE soll die entsprechende Forschungs- und
Entwicklungsarbeit vorantreiben. Das Projekt wird daher von der Europäischen
Union im Rahmen des Programmes "Horizont Europa" mit 4,3 Millionen Euro
gefördert. 450.000 Euro fließen davon in die Arbeit am Fraunhofer IOF in Jena.
Die Realisierung des Projektziels erfordert Fachwissen aus einer Vielzahl von
Bereichen –von der Quantenphysik über den Maschinenbau und die optische Technik
bis hin zur Funkkommunikation, Satellitentechnik und Raumfahrttechnik. Durch die
Zusammenarbeit von weltweit führenden Forschungseinrichtungen sowie
Technologieentwicklern und -herstellern, aber auch Systemintegratoren wird ein
interdisziplinäres Konsortium gebildet, in dem sich führende Expertinnen und
Experten aus ihren jeweiligen Fachgebieten versammeln.
Forschende des Fraunhofer IOF haben bereits wiederholt den Austausch von
Quantenschlüsseln auf verschiedenen Wegen und Distanzen demonstriert, z. B.
mittels Freistrahl innerhalb einer Stadt oder über im Boden verlegte Glasfasern
zwischen verschiedenen Metropolregionen. Der Quantenschlüsselaustausch mittels
Satelliten ermöglicht jedoch auch die Anbindung von Gebieten, bei denen eine
Faseranbindung nicht oder nur begrenzt möglich ist, z. B. Offshore. Weiterhin
bietet der weltraumgestützte Quantenschlüsselaustausch ein echtes Backup im Fall
einer Naturkatastrophe, bei der faserbasierte Infrastrukturen zerstört würden,
oder eines umfassenden Netzausfalls.
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