Die deutsche Höhenforschungsrakete MAPHEUS-14 ist in der
vergangenen Woche erfolgreich zu ihrer Mission gestartet. Während sechseinhalb
Minuten Schwerelosigkeit wurden 14 Experimente durchgeführt. Bei der Mission
setzte man erstmals auf einen neuen Raketenmotor, der besonders leistungsstark
ist. Dies ermöglichte die bislang umfangreichste Kampagne.
Am 27. Februar 2024 um 8:27 Uhr ist die Höhenforschungsrakete MAPHEUS-14
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erfolgreich von der
schwedischen Raketenbasis ESRANGE nahe Kiruna gestartet. Sie erreichte eine
Höhe von 265 Kilometer und versetzte ihre wissenschaftliche Fracht rund
sechseinhalb Minuten lang in Schwerelosigkeit. Insgesamt 14 Experimente
waren an Bord der Rakete, die nach der Landung wieder sicher geborgen
wurden. Die Ergebnisse sollen künftigen Weltraummissionen, der Technologie-
und Materialentwicklung wie auch den Menschen auf der Erde dienen.
MAPHEUS-14 startete mit dem neuen Raketenmotor RED KITE, der vom DLR und
Bayern-Chemie gemeinsam entwickelt wurde und nun erfolgreich seinen
Regelbetrieb aufgenommen hat. Die zweite Raketenstufe war ein "Improved
Malemute", ein militärischer Raketenmotor der für den zivilen
Forschungseinsatz umgewidmet und ebenfalls von der Bayern-Chemie produziert
wurde. Somit lag das Antriebssystem der Höhenforschungsrakete erstmals
vollständig in deutscher Hand.
Die Forschungsflugreihe MAPHEUS wird vom DLR-Institut für Materialphysik
im Weltraum, vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin sowie von der
Mobilen Raketenbasis MORABA des DLR gemeinsam mit Partnern aus Schweden
betrieben. "Dank des neuen leistungsfähigen Motors war MAPHEUS-14 unsere
bisher umfangreichste und wissenschaftlich stärkste Kampagne. Wir hoffen,
dass dies eine neue Ära für das Projekt und unsere Zusammenarbeit mit
zahlreichen externen Beteiligten einleiten wird", sagt Prof. Thomas
Voigtmann, wissenschaftlicher Projektleiter der Mission vom DLR-Institut für
Materialphysik im Weltraum.
Prof. Felix Huber, Direktor der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb und
Astronautentraining, ergänzt: "Der RED KITE-Motor ist ein gutes Beispiel für
die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung. Jetzt haben wir einen
eigenen Motor, eine zweite Quelle, die nach unserem Flugprofil entwickelt
wurde. Er passt perfekt zu den Anforderungen, die wir haben. Das ist jetzt
wirklich ein Vorteil." Der neue Feststoffmotor RED KITE ist als Erst- und
Zweitstufe für mehrstufige Höhenforschungsraketen ausgelegt. Er ist
besonders leistungsstark und erlaubt Nutzlasten von mehr als 400 Kilogramm.
So waren auf MAPHEUS-14 sieben Experimentanlagen sowie ein "Shared Module"
untergebracht, das sieben Kleinexperimente beherbergte.
Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Schweden, Frankreich und
Australien nahmen an der Mission teil. Einige führten einzigartige Versuche
aus der Materialforschung und -fertigung durch, die Technologieentwicklungen
vorantreiben. Andere untersuchten menschliche und tierische Zellen, um
herauszufinden wie sich das Gehirn regeneriert und wie sich Schwerelosigkeit
auf das zentrale Nervensystem auswirkt. Patienten auf der Erde sollen von
den Erkenntnissen daraus profitieren. Die Experimente sollen auch einen
Beitrag dazu leisten, die Entstehung von Krebs besser zu verstehen. Novum
war außerdem das erste komplett 3D-gedruckte Experiment an Bord einer
Höhenforschungsrakete.
Im "Shared Module", das von der Swedish Space Corporation (SSC)
verantwortet wurde, waren Experimente im Cubesat-Maßstab untergebracht. Der
MAPHEUS-Flug diente als Technologieerprobung für künftige
Weltraum-Experimente auf CubeSat-Satelliten. Die kostengünstigen
Kleinsatelliten sind für Universitäten wie auch kommerzielle Anwender
zunehmend attraktiv. Das DLR setzte in der aktuellen Mission seine
Zusammenarbeit mit adesso SE fort. Der deutsche IT-Dienstleister beteiligte
sich an MAPHEUS-14 mit einem Experiment zur Post-Quanten-Kryptographie.
Getestet wurde die sichere Datenübertragung aus dem All sowie die
Nutzer-Authentifizierung für Fernsteuerungen bei Weltraummissionen. Das
Unternehmen wie auch die anderen Experimentteams werten nun ihre
einzigartigen Daten aus.
Seit dem Erstflug vor 15 Jahren hat das DLR sein Programm mit
Höhenforschungsraketen stetig weiterentwickelt. Der erfolgreiche Flug mit
RED KITE erweitert nun den Experimenthorizont für die nächsten
MAPHEUS-Missionen.