Neue Organisationsstruktur für internationales Radioteleskop
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam astronews.com
23. Januar 2024
Das Low Frequency Array (LOFAR) ist das weltweit
größte Radioteleskop für den Empfang von Radiokurzwellen und Ultrakurzwellen.
Bisher war LOFAR als niederländische Stiftung organisiert und wurde nun in eine
eigenständige Rechtsform überführt – ein Konsortium für eine europäische
Forschungsinfrastruktur, kurz ERIC. Gestern wurde LOFAR ERIC offiziell durch den
LOFAR-ERIC-Rat gegründet.
Das Kernstück des riesigen, hochmodernen
Radioteleskops, das sich über ganz Europa erstreckt, befindet
sich im niederländischen Exloo.
Foto:
NWO-I / ASTRON [Großansicht] |
Vor zehn Jahren nahm das LOFAR-Radioteleskop seinen Betrieb auf. Heute ist es
ein gesamteuropäisches Projekt mit 52 Antennenstationen in acht europäischen
Ländern. Das Gemeinschaftsprojekt entwickelte die niederfrequente
Radioastronomie grundlegend weiter und führte zu einer Fülle von
wissenschaftlichen Publikationen.
Sechs EU-Staaten hatten bei der Europäischen Kommission beantragt, LOFAR ERIC
einzurichten und sind damit dessen Gründungsmitglieder: Bulgarien, Deutschland,
Irland, Italien, die Niederlande und Polen. Die neue Forschungsorganisation
kooperiert mit Instituten in Frankreich, Lettland, Schweden und dem Vereinigten
Königreich. Ihr Hauptsitz ist Dwingeloo in den Niederlanden. Dort wurde LOFAR
ERIC gestern gegründet. ERIC steht dabei für "European Research Infrastructure
Consortium". Anlass war die erste Sitzung des Vorstands der neuen
Forschungsorganisation, die in Dwingeloo im Niederländischen Institut für
Radioastronomie (NWO-I/ASTRON) angesiedelt ist. Die Europäische Kommission hatte
aufgrund der europaweiten Bedeutung des Radioteleskops zuvor entschieden, LOFAR
als ERIC einzurichten.
Am NWO-I/ASTRON wurde das LOFAR Radioteleskop ursprünglich konstruiert. In
Deutschland sind zehn Universitäten und Forschungsinstitute am Betrieb von
LOFAR-Stationen und des LOFAR-Datenarchivs beteiligt. Deutschland wird im LOFAR
ERIC in Zukunft durch die Thüringer Landessternwarte vertreten. Die
Forschungsorganisation soll die verteilte Infrastruktur des Radioteleskops
modernisieren und der Astronomie verbesserte Beobachtungs- und
Datenverarbeitungssysteme bereitstellen. Schon jetzt bietet das Teleskop ein
riesiges Himmelssichtfeld, beispiellose Empfindlichkeit und Bildauflösung sowie
die neuartige Möglichkeit, gleichzeitig in mehreren Richtungen zu beobachten.
"Dass LOFAR ERIC das Fenster zu den Sternen öffnet, ist nicht nur für die
Wissenschaft, sondern auch für die europäische Forschungspolitik von großer und
herausragender Bedeutung", sagt Professor Dr. Dominik Schwarz von der
Universität Bielefeld. Als Vertreter des Deutschen Konsortiums zur Messung
langer Radiowellen (German Long Wavelength Consortium, GLOW) hat er maßgeblich
an der Einrichtung der neuen Forschungsorganisation mitgewirkt – als
Vize-Vorstandsvorsitzender im Verbund International LOFAR Telescope (ILT) wie
auch als Vertreter der deutschen Wissenschaft im Aufbaugremium des LOFAR ERIC.
"Wir haben ein halbes Jahrzehnt auf die Verstetigung von LOFAR hingewirkt. Das
ist jetzt belohnt worden", erklärt Schwarz.
"Die Gründung von LOFAR ERIC festigt Europas weltweite Spitzenposition in
einem wichtigen Forschungsbereich", unterstreicht Dr. René Vermeulen vom
Niederländischen Institut für Radioastronomie, der Gründungsdirektor von LOFAR
ERIC. "Mit seiner konkurrenzlosen verteilten Forschungsinfrastruktur und seiner
starken europaweiten Partnerschaft wird LOFAR ERIC dem Europäischen
Forschungsraum als ein Leistungszentrum an der Spitze der Astronomie und
Technologie beitreten, mit dem Potenzial, zu umfassenderen komplexen Aufgaben
beizutragen."
Die neue LOFAR-Trägereinrichtung soll Forschende befähigen, groß angelegte
innovative Untersuchungen zu verfolgen. Dazu gehören die Erforschung der
Frühphase des Universums, der Entstehung und Entwicklung von Galaxien, der
Physik von Pulsaren und transienten Radiophänomenen. Weitere Forschungsthemen
sind die Natur ultrahochenergetischer kosmischer Teilchen, die Bedingungen im
interstellaren Raum und die Struktur der kosmischen Magnetfelder. Darüber hinaus
erlaubt das Radioteleskop einzigartige wissenschaftliche Erkenntnisse zu
gesellschaftlichen bedeutsamen Themen, von Blitzen über ionosphärische Störungen
bis hin zu Weltraumwetter.
Als auf Dauer angelegte Forschungsorganisation bietet LOFAR ERIC der
europäischen und weltweiten Gemeinschaft zukünftig einen zuverlässigen Zugang zu
zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsservices. LOFAR ERIC wird durch sein
benutzerfreundliches, öffentlich zugängliches Archiv den Zugang zu seinen
umfangreichen wissenschaftlichen Datenprodukten bereitstellen.
Die an LOFAR ERIC beteiligten Universitäten und Forschungsinstitute aus
Deutschland sind: die Universitäten Bielefeld, Bochum, Erlangen-Nürnberg,
Hamburg und Würzburg sowie das Forschungszentrum Jülich, das Leibniz-Institut
für Astrophysik Potsdam, das Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching,
das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und die Thüringer
Landessternwarte Tautenburg.
|