Radioastronomen starten Citizen-Science-Projekt
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Hamburg astronews.com
26. Februar 2020
Der Radioteleskopverbund LOFAR erfasst seit mehreren Jahren
den Radiohimmel. In vielen Fällen lassen sich aber die aufgespürten Signale
nicht einfach einem Objekt zuordnen, das man etwa im Visuellen beobachtet hat.
Das Vergleichen und Zuordnen nimmt viel Zeit in Anspruch, weshalb das Team nun
auf die Mithilfe der Öffentlichkeit setzt.
Die Abbildung zeigt kombinierte Aufnahmen von
Daten, die mit Radioteleskopen und optischen
Teleskopen aufgenommen wurden. Die feuerartigen
Streifen in der Illustration sind sogenannte
Jets, die weißen Punkte sind Sterne und Galaxien,
die von Freiwilligen den Jets zugeordnet werden
müssen.
Bild: LOFAR surveys team / Shulevski /
Osinga [Großansicht] |
Im Rahmen des neuen Citizen-Science-Projekts Radio Galaxy Zoo: LOFAR
ruft ein internationales Team von Astronominnen und Astronomen die
Öffentlichkeit auf, bei der Suche nach dem Ursprung Hunderttausender bisher
unentdeckter Himmelsquellen mitzuhelfen. Mit dem größten je gebauten
Radioteleskop LOFAR (Low Frequency Array) hat ein internationales Team von
mehr als 200 Forschenden aus 18 Ländern eine neue Himmelskarte mit einem
bisher unerreichten Detailreichtum erstellen können.
"Damit wir die Radioquellen den Galaxien am Himmel zuordnen können, müssen
wir hunderttausende von Bildern sichten. Aufgrund der gigantischen Datenmenge
schaffen wir das nicht alleine und hoffen auf die Hilfe der Öffentlichkeit",
sagt Prof. Dr. Marcus Brüggen, Astrophysiker von der Universität Hamburg und
verantwortlich für die gemeinsam mit der Universität Bielefeld betriebene
LOFAR-Station in Norderstedt. Bei dem Projekt Radio Galaxy Zoo: LOFAR
können alle mitmachen, die sich für Astronomie interessieren und einen
Computer besitzen. Vorkenntnisse sind nicht nötig und selbstverständlich kann
jede und jeder selbst bestimmen, wie viel Zeit sie oder er einbringen möchte.
Mit einem Radioteleskop werden Signale aufgezeichnet, die größtenteils von
Galaxien stammen und teilweise Milliarden von Lichtjahren zurückgelegt haben,
bevor sie die Erde erreichen. Bei diesen Radioquellen handelt es sich
größtenteils um sogenannte Jets, also Tausende Lichtjahre lange Strahlen aus
sehr heißem Gas, die von Radioteleskopen sichtbar gemacht werden können. Die
Jets werden von sehr massereichen Schwarzen Löchern in den Zentren von
Galaxien angetrieben. Durch den Abgleich mit optischen Himmelsaufnahmen
können diese Schwarzen Löcher identifiziert werden.
"Um die Entfernung und die Eigenschaften der Galaxien zu bestimmen, brauchen
wir die Hilfe von Freiwilligen, die Galaxienbilder von anderen Teleskopen den
Radio-Aufnahmen der Jets zuordnen", erklärt Brüggen. Bisher habe man keinen
Algorithmus entwickeln können, der besser funktioniere als das menschliche
Auge. "Und, wer weiß, vielleicht entdeckt jemand ja auch ein völlig neues
Phänomen am Himmel", so Brüggen.
Dieses Citizen-Science-Projekt hilft den Forscherinnen und Forschern zu
verstehen, wie Radioquellen im Weltall entstehen und wie riesige Mengen an
Material mit bisher unbekannten Energiemengen in den Weltraum geschleudert
werden. Zugleich liefern die Daten wichtige Ergebnisse für weitere
Forschungsgebiete, darunter die Physik der Schwarzen Löcher und die Ursprünge
von Magnetfeldern. LOFAR setzt indessen seine Vermessung des Himmels fort und
hat bisher vier Millionen Radioquellen entdeckt.
Radio Galaxy Zoo: LOFAR ist Teil des Zooniversum-Projekts, der
weltweit größten und beliebtesten Plattform für Citizen-Science-Forschung.
Diese Forschung wird von Freiwilligen ermöglicht und zurzeit sind es mehr als
eine Million Menschen auf der ganzen Welt, die sich zusammenfinden, um
Forscherinnen und Forscher zu unterstützen.
LOFAR Deutschland ist neben den Niederlanden mit sechs Stationen der größte
internationale Partner bei LOFAR. Die Radio-Teleskop-Stationen werden von der
Universität Hamburg, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Bielefeld,
dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, dem Max-Planck-Institut
für Astrophysik in Garching, der Thüringer Landessternwarte und dem
Astrophysikalische Institut Potsdam betrieben. Gefördert wird LOFAR in
Deutschland von der Max-Planck-Gesellschaft, dem Bundesministerium für
Bildung und Forschung, den jeweiligen Bundesländern und von der Europäischen
Union.
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