Die Rückkehr von Menschen zum Mond ist eines der wohl
spannendsten Projekte der Raumfahrtagenturen weltweit. Für einen längeren
Aufenthalt auf dem Erdtrabanten ist allerdings eine gewisse Infrastruktur nötig,
die entweder teuer zum Mond transportiert oder aber vor
Ort produziert werden muss. In Berlin forscht man daher an der Herstellung von
Solarzellen aus Mondstaub.
Der Bau einer Mondbasis als Ausgangspunkt für die weitere Erforschung des
Weltraums sowie zukünftige Marsmissionen ist eines der Kernelemente der
derzeitigen internationalen Weltraumstrategien. Ein zentraler Bestandteil
ist dabei eine möglichst autarke Energieversorgung von einer zukünftigen
Mondstation. Die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) fördert jetzt im Rahmen des Programms "Forschung und
Exploration" mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz das Verbundvorhaben "SoMo – Ein innovatives
Herstellungsverfahren für Solarzellen aus Mond-Regolith" zwischen dem
Fachgebiet Raumfahrttechnik der TU Berlin und der JPM Silicon GmbH.
"Die Beteiligung an europäischen Mondmissionen sowie dem Artemis-Programm
der NASA ist bereits heute ein wichtiger Beitrag Deutschlands in der
Weltraumforschung und Exploration", so Dr. Thomas Driebe von der Deutschen
Raumfahrtagentur im DLR. "Eine bemannte Mondbasis rückt dabei in greifbare
Nähe und somit auch die Frage nach der Versorgung mit Rohstoffen und
Energie. Die Photovoltaik spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Mit dem
Vorhaben sehen wir eine hervorragende Schnittmenge zwischen
Weltraumforschung und dem weiteren Ausbau der terrestrischen Photovoltaik,
so dass wir mit vielversprechenden Ergebnissen auch dem Schritt in den
Weltraum selbst entgegensehen."
Um die Nachhaltigkeit einer Mondmission zu erhöhen und ihre Kosten zu
senken, ist die Entwicklung von ISRU-Technologien besonders wichtig für die
zukünftige Erforschung des Mondes. ISRU steht für "In-situ Resource
Utilization" (Nutzung von Ressourcen vor Ort). Dabei handelt es sich um die
Erzeugung von Produkten und Betriebsstoffen wie Wasser, Sauerstoff,
Bauprodukte oder Elektrizität aus vor Ort verfügbaren Materialien und
Ressourcen wie Mondstaub (Mondregolith) und Sonnenlicht. Die Technologien
können dazu beitragen, die Mission mit den benötigten Materialien und
Verbrauchsgütern zu versorgen, die andernfalls mit großem Aufwand von der
Erde geliefert werden müssen. Laut Prof. Dr. Enrico Stoll, Leiter des
Fachgebietes Raumfahrttechnik der TU Berlin, kostet der Transport von einem
Kilogramm Material zum Mond derzeit rund eine Million Euro. "Die
Energieversorgung durch lunare Ressourcen für eine zukünftige Mondbasis ist
daher ein Schwerpunkt unserer Weltraumforschung", so Stoll.
Das SoMo-Projekt leistet einen Beitrag zu dieser Forschung, indem es den
weithin verfügbaren Mondstaub als Rohstoff für die Herstellung von
Solarpaneelen auf dem Mond nutzt. Die im Projekt angewandte
Herstellungstechnik ermöglicht die Produktion von Siliziumzellen unter
Verwendung zweier auf dem Mond weithin verfügbarer Ressourcen: das
Mondregolith für die Herstellung von Glassubstraten und UV-Licht. Das
Endprodukt ist eine Siliziumzelle auf einer Pufferschicht aus Aluminiumoxid.
Damit sind die ersten Schritte in Richtung einer nachhaltigen Produktion
voll funktionsfähiger Solarzellen auf dem Mond getan.
Das notwendige Glassubstrat wird vom Fachgebiet Raumfahrt der TU Berlin
hergestellt. Die Arbeitsgruppe um Stoll hat verschiedene Simulate für das
Mondregolith entwickelt. Diese Pulver ahmen die Eigenschaften verschiedener
Bodenproben nach, die im Rahmen des Apollo-Programms zur Erde gebracht
wurden. Das Glas wird hergestellt, indem die Simulate bei sehr hohen
Temperaturen (über 1500° C) geschmolzen werden. Das gewonnene Glas wird
anschließend vom Team der TU Berlin geformt und nachbearbeitet. Der
Projektpartner JPM Silicon GmbH erzeugt anschließend aus dem Glassubstrat
eine Siliziumschicht, die dann in eine Solarzelle umgewandelt wird.
"Ziel des Projekts ist es, eine möglichst autarke Energieversorgung für
Explorationsprojekte auf dem Mond zu gewährleisten und gleichzeitig einen
angemessenen Wirkungsgrad der Solarzelle zu erzielen", so Projektleiter Juan
Carlos Ginés Palomares. "Am Fachgebiet Raumfahrttechnik führen wir derzeit
mehrere Projekte zur Erforschung und nachhaltigen Nutzung von Mondressourcen
durch. Diese gemeinsamen Forschungsarbeiten sind ein wichtiger Schritt zur
Verwirklichung unserer Vision einer sich selbst tragenden Monderkundung, die
langfristige und wirkungsvolle Erkundungsmissionen ermöglicht."