Treffen der deutschsprachigen Astronomie in der Hauptstadt
von
Stefan Deiters astronews.com
12. September 2023
Die Astronomische Gesellschaft lädt in dieser Woche wieder
zu ihrer traditionellen Herbsttagung ein. Gastgeber ist 2023 die Technische
Universität Berlin. Höhepunkt sind wie jedes Jahr die
Preisverleihungen am Eröffnungstag. Die Karl-Schwarzschild-Medaille, der höchste
Auszeichnung der Astronomie im deutschsprachigen Raum, ging an Prof. Dr. Thomas
Henning.
Der
Schwarzschild-Preisträger Prof. Dr. Thomas Henning während der
traditionellen Schwarzschild-Vorlesung.
Foto: Stefan Deiters [Großansicht] |
Das Treffen der deutschsprachigen Astronominnen und
Astronomen ist zu seinem jährlichen Rhythmus zurückgekehrt: Nachdem die traditionelle Herbsttagung der
Astronomischen Gesellschaft (AG) im letzten September 2022 nach der
Corona-Pause in Bremen stattfand, trifft man sich in diesem Jahr an der
Technischen Universität Berlin. Das Motto der Tagung lautet "Cosmic
Evolution of Matter on all Scales"
und lässt damit ausreichend Raum für nahezu jeden wissenschaftlichen Beitrag
aus der astronomischen Forschung.
Traditionell beginnen die Tagungen der AG mit der Verleihung der höchsten
Auszeichnung, die die Astronomie im deutschsprachigen Raum zu vergeben hat: die
Karl-Schwarzschild-Medaille. Diese ging in diesem Jahr an Prof. Dr. Thomas
Henning, Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, für seine
herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Stern- und Planetenentstehung, die
sowohl Theorie, Laborexperiment und auch Beobachtungen umfassen. So kombinierte
Henning Untersuchungen zur Staubentwicklung im interstellaren Medium und
planetenbildenden Scheiben mit Laborexperimenten und war mit seinem Team am Bau
verschiedener Instrumente für erdgebundene Teleskope und Infrarotinstrumente für
den Weltraum, etwa für das James Webb Space Telescope, beteiligt.
Mit dem Ludwig-Biermann-Preis zeichnet die AG einen erfolgreichen
Nachwuchswissenschaftler oder eine erfolgreiche Nachwuchswissenschaftlerin aus.
2023 wurde Dr. Dominika Wylezalek, Leiterin einer DFG-Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe
am Zentrum für Astronomie / Astronomisches Rechen-Institut der Universität
Heidelberg, für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Entwicklung von Galaxien und
massereichen Schwarzen Löchern ausgezeichnet. Prof. Dr. Frank Eisenhauer,
Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, wurde mit dem
noch vergleichsweise jungen Preis für Instrumentenentwicklung ausgezeichnet.
Damit wurden Eisenhauers Beiträge zur Entwicklung von innovativen komplexen
Infrarotinstrumenten für bodengebundene Großteleskope geehrt, wie insbesondere
SINFONI und GRAVITY am Very Large Telescope.
Die AG verleiht zudem auch einen Promotionspreis, der 2023 an Dr. Annika
Rudolph, jetzt Postdoc am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen. Ihre Doktorarbeit
mit dem Titel "Emission of Multiple Messengers from Gamma-Ray Bursts" wurde an
der Humboldt-Universität zu Berlin und am DESY Zeuthen durchgeführt. Sie
untersuchte, ob Gammastrahlenausbrüche Quellen der ultrahochenergetischen
kosmischen Strahlung sein könnten. Ein weiterer Preis gingen an Maximilian Alt
vom Johannes-Gymnasium in Lahnstein. Der Schüler erhielt einen Sonderpreis der
AG für die beste Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie im Bundeswettbewerb Jugend
forscht. Er hatte Daten diverser Großteleskope ausgewertet und auch eigene
Spektren aufgenommen, um damit die Hubblekonstante zu bestimmen. Außerdem wurde
in Berlin auch der vom Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg vergebene
Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik verliehen. Ihn erhielt
in diesem Jahr Dr. Felicitas Mokler.
Neben weiteren Vorträgen im großen Plenum wird auch diese AG-Tagung von
sogenannten Splinter-Treffen bestimmt. Sie bieten den Rahmen für Vorträge zu
spezielleren Themen. Sie sind vielfach auch ein Forum für junge Astronominnen
und Astronomen, die mit ihren Diplom- und Doktorarbeiten zum ersten Mal vor ein
größeres Fachpublikum treten und so Erfahrungen im Präsentieren von
wissenschaftlichen Ergebnissen sammeln können. Eine besonderes Splinter-Treffen
wird sich in diesem Jahr mit der Zukunft der astronomischen Forschung in
Deutschland befassen. Dabei soll mit der Community eine Fortschreibung der
sogenannten "Denkschrift" diskutiert und vorbereitet werden, in der die
langfristigen wissenschaftlichen Schwerpunkte und die dafür wünschenswerte
Infrastruktur beschrieben sind.
Eine weitere Tradition von AG-Tagungen ist es - praktisch als Dankeschön an
die gastgebende Stadt - einen öffentlichen Abendvortrag am jeweiligen Tagungsort
zu veranstalten. In diesem Jahr berichtet Prof. Dr. Andreas Burkert aus München
zum Thema "Urknall, Sternenstaub und der kosmische Materiekreislauf des Lebens".
Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt. Der Eintritt ist frei, eine
Anmeldung ist nicht erforderlich. Termin: 14. September 2023, 20.00 Uhr, im
Hauptgebäude der TU Berlin, Hörsaal H 104, Straße des 17. Juni 135, 10623
Berlin.
Die Astronomische Gesellschaft wurde 1863 in Heidelberg gegründet und war bis
nach dem Ersten Weltkrieg die einzige größere internationale astronomische
Vereinigung. Diese Rolle übernahm später die Internationale Astronomische Union
(IAU). Heute ist die AG ein Zusammenschluss von Astronominnen und Astronomen aus den
deutschsprachigen Ländern und setzt sich verstärkt für die Förderung jüngerer
Wissenschaftler, für die Vernetzung von Astronomen, die Ausbildung von Lehrern
und die Öffentlichkeitsarbeit ein.
Von der AG-Tagung berichten astronews.com und andere Teilnehmer auch wieder
bei Twitter / X und Mastodon. astronews.com kann man bei Twitter / X
unter @astronews folgen,
bei Mastodon unter mastodon.social/@astronews. Die
Astronomische Gesellschaft selbst ist als @GermanAstroSoc bei
Twitter / X aktiv.
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