Phosphor auf Saturnmond Enceladus nachgewiesen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Freien Universität Berlin astronews.com
16. Juni 2023
Schon länger gilt der Saturnmond Enceladus als einer der besten Kandidaten für
die Suche nach Leben im äußeren Sonnensystem. Nun konnte ein Team mithilfe von
Daten der Raumsonde Cassini nachweisen, dass der Ozean unter dem
Eispanzer ein Schlüsselelement für die Entstehung von
Leben enthält: Phosphor. Es fand sich in Form von Phosphaten in Eispartikeln,
die ins All geschleudert
worden waren.
Der Saturnmond Enceladus ist bekannt für
seine Eisfontänen, die aus seiner Südpolarregion ins All
schießen. Hier eine künstlerische Darstellung auf Grundlage
von Daten der Sonde Cassini.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
"Die früheren geochemischen Modelle waren gespalten in der Frage, ob
Enceladus‘ Ozean überhaupt Phosphate in nennenswerten Mengen enthalten kann,"
sagt Prof. Dr. Frank Postberg, Planetologe an der Freien Universität Berlin.
"Die Cassini-Daten lassen aber nun keinen Zweifel mehr daran, dass erhebliche
Mengen dieser wichtigen Substanz im Ozean vorhanden sind." Das Element Phosphor
in der Form von gelösten Phosphaten ist im wahrsten Sinne des Wortes
lebenswichtig: In jeder bekannten Lebensform ist es unabdingbar für die Bildung
der DNA und z. B. von Zellwänden oder ATP (dem universellen Energieträger in
Zellen). Leben wie wir es kennen, ist ohne Phosphate einfach nicht möglich.
"Mit den von uns entdeckten leicht verfügbaren Phosphaten in hoher
Konzentration erfüllt der Enceladus Ozean nun ein Kriterium, welches
üblicherweise die Habitabilität von Himmelskörpern am meisten einschränkt",
betont der junge Wissenschaftler Dr. Fabian Klenner, der seine Karriere seit
Kurzem an der University of Washington im US-amerikanischen Seattle
fortsetzt. "Es ist also höchste Zeit, dass wir zu Enceladus zurückkehren um zu
sehen, ob sich aus den guten Ausgangsbedingungen tatsächlich Leben entwickelt
hat", ergänzt Dr. Nozair Khawaja, ein Planetenforscher der, aus Pakistan
stammend, sich in den vergangenen Jahren fest an Freien Universität Berlin
etabliert hat.
Bereits vor einigen Jahren hatte die von 2004 bis 2017 am Saturn operierende
Cassini-Raumsonde der NASA und ESA den Ozean unter der Eiskruste des Mondes
aufgespürt und die ausgestoßenen Gase und Eispartikel analysiert. In früheren
Arbeiten hatte das Team um Postberg bereits herausgefunden, dass der Ozean auf
Enceladus ein "Soda-Ozean", also reich an gelösten Carbonaten, ist und eine
breite Palette reaktiver und teils komplexe organische Verbindungen enthält.
Darüber hinaus wurden auch Hinweise auf Hydrothermalquellen am Grunde des Ozeans
gefunden.
Aber erst kürzlich entdeckte das Forschungsteam der Freien Universität Berlin
die Signatur von Phosphaten in den Daten. Dabei ist es für die biologische
Verfügbarkeit wichtig, dass Phosphat nicht etwa im Gestein gebunden, sondern im
Ozean als Salz gelöst ist. Die gemessenen Konzentrationen liegen um das 100- bis
1000-Fache über denen, die in Ozeanen auf der Erde gemessen werden. In
Zusammenarbeit mit einem japanisch-amerikanischen Team wurden daher
Laborexperimente durchgeführt, die zeigen wie Enceladus es schaffen kann, derart
hohe Phosphatkonzentrationen in seinem Ozean zu erzeugen.
"Unsere geochemischen Experimente und die damit verbundene Modellierung
zeigen, dass sich die hohen Phosphatkonzentrationen aus einer erhöhten
Löslichkeit von Phosphaten ergeben, die nicht nur auf Enceladus, sondern
generell unter den speziellen Bedingungen im äußeren Sonnensystem gegeben sein
sollten", erläutert Postberg, "das sind gute Nachrichten, für eine ganze Reihe
von Ozeanwelten jenseits des Jupiters".
Eine der tiefgreifendsten Entdeckungen der Planetenforschung der letzten 25
Jahre ist, dass Himmelskörper mit Ozeanen unter einer Eisoberfläche am äußeren
Sonnensystem eine häufige Erscheinung sind. Sie beherbergen erheblich mehr
Wasser als alle Ozeane der Erde zusammen. Dazu gehören Eismonde von Jupiter und
Saturn wie Europa, Ganymed, Titan und Enceladus, aber wahrscheinlich auch noch
weiter entfernte Körper wie der Zwergplanet Pluto. Planeten mit
Oberflächenwasser wie die Erde können nur in einem eng begrenzten Abstand zu
ihrem Mutterstern existieren – der sogenannten "habitablen Zone" - der
Temperaturen ermöglicht, in dem das Wasser weder verdampft noch gefriert. Ozeane
im Inneren von Himmelskörpern wie der von Enceladus können jedoch in einem viel
größerem Bereich existieren und erhöhen damit enorm die Anzahl von
möglicherweise habitablen – also lebensfreundlichen - Welten auch um andere
Sterne in unserer gesamten Galaxie.
Durch Auswertung der Daten des Instruments Cosmic Dust Analyser auf
der Raumsonde Cassini fand das Team eindeutige Signaturen von
wasserlöslichen Phosphaten (z. B. Na2HPO4) in hohen Konzentrationen in einigen
von Enceladus‘ Ozean ausgestoßenen Eispartikeln. Bereits durch frühere Studien
wurde der Enceladus-Ozean als einer der besten Orte für die Entstehung von
extraterrestrisches Leben im Sonnensystem angesehen. Denn er beherbergt, neben
einer breiten Palette reaktiver und teils komplexer organische Verbindungen,
vermutlich auch durch Gezeitenkräfte mit Energie versorgte Hydrothermalquellen
am Grunde des Ozeans.
Die Entdeckung von Phosphaten gilt als der letzte fehlende
Baustein, um Enceladus Ozean endgültig als habitabel - also lebensfreundlich -
bezeichnen zu können. Leben wurde jedoch mit dem begrenzten Instrumentarium der
Cassini-Sonde noch nicht gefunden. Die Suche danach soll in zukünftigen
Missionen fortgesetzt werden.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature erschienen ist.
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