1000 Tage im Orbit und fast wie neu
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
16. September 2022
Nach tausend Tagen in der Umlaufbahn zeigt das
Weltraumteleskop CHEOPS fast keine Abnutzungserscheinungen. So hoffen die
beteiligten Forscherinnen und Forscher, dass es noch eine ganze Weile Details
über einige der interessantesten Planeten um ferne Sonnen liefern kann. CHEOPS
ist eine gemeinsame Mission der europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der
Schweiz.
Die Mission CHEOPS charakterisiert
extrasolare Planeten, die vor ihrem Stern
vorüberziehen.
Bild: ESA / ATG meidalab
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Seit seinem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana am
18. Dezember 2019 hat das CHEOPS-Teleskop in der Erdumlaufbahn seine
Funktionalität und Präzision über alle Erwartungen hinaus bewiesen. In dieser
Zeit hat es die Eigenschaften von zahlreichen faszinierenden Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems aufgedeckt und ist zu einem Schlüsselinstrument für
Astronominnen und Astronomen in Europa und weltweit geworden.
In mehr als einer Million Minuten Beobachtungszeit hat CHEOPS Exoplaneten aus
jedem Blickwinkel beobachtet: "Die präzisen Daten, die wir mit CHEOPS gesammelt
haben, haben Früchte getragen: Mehr als fünfzig wissenschaftliche Studien wurden
von über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die das
CHEOPS-Wissenschaftsteam bilden und die an Dutzenden von Institutionen in ganz
Europa arbeiten, veröffentlicht oder sind in Vorbereitung", berichtet Willy
Benz, emeritierter Professor für Astrophysik an der Universität Bern und Leiter
des CHEOPS-Konsortiums.
Dies wurde erreicht, ohne dass sich aufgrund der Pandemie die internationalen
Forschungsteams, die das Instrument nutzen, physisch treffen konnten. Zum ersten
Mal seit dem Start von CHEOPS war das in dieser Woche nun im italienischen Padua
möglich. "Es ist das erste Mal seit drei Jahren, dass wir endlich zusammenkommen
können", sagt Missionswissenschaftler David Ehrenreich, Professor für Astronomie
an der Universität Genf. "Es ist ein tolles Gefühl, zu feiern, was wir in 1000
Tagen entdeckt haben, und vor Ort zu diskutieren, was wir als Nächstes tun
werden."
Zu den Entdeckungen gehört zum Beispiel die Charakterisierung glühend heißer,
eisenverdampfender Atmosphären auf Planeten, die ihren Sternen so nahe sind,
dass sie durch die immensen Gravitationskräfte zu Rugby-Bällen verformt werden.
"Durch die Entdeckung eines Systems mit sechs Planeten, von denen fünf ihren
Stern in einer fragilen Harmonie umkreisen, hat CHEOPS uns auch Einblicke in die
Entstehung von Planetensystemen gegeben", sagt Ehrenreich.
Erst Anfang dieses Jahres hat das Weltraumteleskop erneut seine erstaunliche
Präzision unter Beweis gestellt, indem es das schwache Licht gemessen hat, das
von einem 159 Lichtjahre entfernten Planeten im Sternbild Pegasus reflektiert
wird. "Obwohl dieser Planet, HD 209458b, sicherlich der am besten untersuchte
Exoplanet aller Zeiten ist, mussten wir 22 Jahre auf CHEOPS und seine
erstaunliche Präzision und Hingabe warten, um das von seiner Atmosphäre
reflektierte sichtbare Licht messen zu können", sagt Benz stolz.
"Auch nach tausend Tagen in der Umlaufbahn funktioniert CHEOPS immer noch
einwandfrei und zeigt nur sehr geringe Abnutzungserscheinungen, die durch die
von der Sonne ausgestrahlten energiereichen Teilchen verursacht werden", sagt
die CHEOPS-Instrumentenwissenschaftlerin Andrea Fortier von der Universität
Bern. Unter diesen Bedingungen rechnet die Forscherin damit, dass CHEOPS noch
eine ganze Weile andere Welten beobachten könnte. "Es wird seine Mission um die
Erde bis mindestens September 2023 fortsetzen, aber das CHEOPS-Team arbeitet mit
der Europäischen Weltraumorganisation ESA und dem Swiss Space Office zusammen,
um die Mission bis Ende 2025 und möglicherweise sogar darüber hinaus zu
verlängern", sagt Fortier.
Die Fähigkeiten von CHEOPS könnten der wissenschaftlichen Gemeinschaft
weiterhin gute Dienste leisten, auch wenn das James-Webb-Weltraumteleskop
bereits in Betrieb ist. "Wir sind überzeugt, dass CHEOPS mit seiner hohen
Präzision und Flexibilität als Brücke zwischen anderen Instrumenten und Webb
dienen kann, da das leistungsstarke Teleskop präzise Informationen über
potenziell interessante Beobachtungsziele benötigt. CHEOPS kann diese
Informationen liefern – und damit den Betrieb von Webb optimieren",
betont Benz. Dies geschieht bereits, denn das Webb-Teleskop wird im Laufe dieses
Jahres mehrere von CHEOPS bereits beobachtete Systeme genauer untersuchen.
Die CHEOPS-Mission (der Name steht für "CHaracterising ExOPlanet Satellite")
ist die erste der neu geschaffenen S-Klasse-Mission der ESA – Missionen mit
einem vergleichsweise geringen Budget und einer kürzeren Zeitspanne von
Projektbeginn bis zum Start. CHEOPS widmet sich der Charakterisierung von
Exoplaneten-Transiten. Dabei misst CHEOPS die Helligkeitsänderungen eines
Sterns, wenn ein Planet vor diesem Stern vorbeizieht. Aus diesem Messwert lässt
sich die Größe des Planeten ableiten und mit bereits vorhandenen Daten daraus
die Dichte bestimmen.
So erhält man wichtige Informationen über diese Planeten – zum Beispiel, ob
sie überwiegend felsig sind, aus Gasen bestehen oder ob sich auf ihnen tiefe
Ozeane befinden. Dies wiederum ist ein wichtiger Schritt, um zu bestimmen ob auf
einem Planeten lebensfreundliche Bedingungen herrschen. CHEOPS wurde im Rahmen
einer Partnerschaft zwischen der ESA und der Schweiz entwickelt. Unter der
Leitung der Universität Bern und der ESA war ein Konsortium mit mehr als hundert
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Ingenieurinnen und Ingenieuren aus
elf europäischen Nationen während fünf Jahren am Bau des Satelliten beteiligt.
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