Schneller und zuverlässiger Blick auf Weltraumschrott
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
20. Juli 2022
In Empfingen wurde heute das Johannes-Kepler-Observatorium
feierlich eingeweiht: Es handelt sich dabei um eine neue Forschungs- und
Entwicklungsstation des DLR, um in Zukunft die Flugbahn und Beschaffenheit von
Weltraumschrott zu erfassen. Das Teleskop ist das größte seiner Art in Europa,
um Objekten in der Erdumlaufbahn auf die Spur zu kommen.
Das Johannes-Kepler-Observatorium des
DLR-Instituts für Technische Physik auf dem
Innovationscampus Empfingen.
Foto: DLR [Großansicht] |
Mit dem Johannes-Kepler-Observatorium verfügt das Deutsche Zentrum für Luft-
und Raumfahrt (DLR) über eine einmalige Forschung- und Entwicklungsstation. Das
Observatorium setzt auf modernste Lasertechnologie, um in Zukunft die Flugbahn
und Beschaffenheit von Weltraumschrott in erdnahen Umlaufbahnen möglichst
schnell, präzise und zuverlässig zu bestimmen. Diese Informationen helfen zum
Beispiel dabei, aktive Satelliten vor Zusammenstößen mit Weltraumschrott zu
schützen. Denn Ausweichmanöver können so effizienter geplant werden.
Nach rund zwei Jahren für Bau und Inbetriebnahme hat das DLR am 20. Juli 2022
gemeinsam mit Gästen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft das
Observatorium feierlich eingeweiht. Es befindet sich auf dem Innovationscampus
Empfingen rund 60 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Dort ist das DLR-Institut
für Technische Physik zu Hause, zu dessen zentralen Forschungsanlagen das
Observatorium gehört.
"Ob für Information, Kommunikation oder Navigation – Satellitentechnologien
sind aus der modernen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nicht mehr
wegzudenken. Gleichzeitig wird es immer voller im All und Weltraumschrott zu
einem zunehmenden Problem. Deshalb arbeitet das DLR schon heute an
technologischen Lösungen für mehr Sicherheit im All. Das
Johannes-Kepler-Observatorium des DLR wird dabei eine zentrale Rolle spielen",
erläuterte Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR.
"Raumfahrt ist Faszination, Entdeckerdrang und gleichzeitig Ursprung von
Wissen, Innovation und Hightech, um das Leben auf der Erde besser zu machen. Die
Möglichkeiten der Raumfahrt auch für zukünftige Generation zu erhalten, ist ein
Auftrag, dem sich Deutschland gemeinsam mit Partnern in Europa und der Welt
annimmt. Das Johannes-Kepler-Observatorium des DLR ist dabei ein wichtiger
Baustein. Als einzigartige Forschungsplattform für die Beobachtung und Bewertung
von Objekten im Erdorbit leistet es seinen Beitrag, um Satelliten auch in
Zukunft sicher betreiben und robotische wie astronautische Missionen erfolgreich
durchführen zu können2, fasste Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der
Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, zusammen.
Das Teleskop des Johannes-Kepler-Observatoriums ist das größte seiner Art in
Europa für die Beobachtung und Charakterisierung von Objekten in der
Erdumlaufbahn. Der Durchmesser des Primärspiegels beträgt 1,75 Meter. Das
Teleskop ist in einem fast 15 Meter hohen Rundturm mit drehbarer Kuppel
untergebracht. Bei der Kuppel handelt es sich um einen sogenannten Schlitzdom.
Dieser dreht sich synchron mit dem Teleskop und öffnet sich jeweils nur für rund
zwei Meter in die jeweilige Blickrichtung. Dazu ist die Kuppel auf Rollen
gelagert und wird mit einem Motor angetrieben. Das Teleskop lässt sich mit bis
zu sechs Grad pro Sekunde drehen.
Diese hohe "Nachführgeschwindigkeit" in Kombination mit dem großen
Primärspiegel ist eine technologische Herausforderung. Beides zusammen ist aber
notwendig, um einen möglichst großen Bereich des Himmels zu betrachten und
Objekte, die bis zu zehn Zentimeter klein sind und sich mit 28.000 Kilometer pro
Stunde bewegen, gleichzeitig erfassen, orten und bestimmen zu können.
Im Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Teams vom DLR-Institut
für Technische Physik steht die hochgenaue Entfernungsmessung mithilfe
spezieller Laser. Zudem wollen die DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler
bisher unbekannte orbitale Objekte ausfindig machen. Dazu führen sie
Spektralanalysen durch, untersuchen also die farbliche Zusammensetzung des von
den beobachten Objekten gestreuten Sonnenlichts. Auf diese Weise können sie zum
Beispiel Rückschlüsse ziehen, um was für ein Objekt es sich handelt, aus welchem
Material es besteht, wie groß es ist, wie es rotiert und in welcher Bahn es sich
befindet.
Johannes Kepler gilt als Mitbegründer der neuzeitlichen Astronomie und der
modernen Naturwissenschaften. Er erklärte die Gesetzmäßigkeiten, wie sich
Planeten um die Sonne bewegen: nämlich in einer elliptischen Bahn mit der Sonne
in einem Brennpunkt der Ellipse. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Johannes
Kepler im Südwesten Deutschlands. Die Investitionssumme von rund 2,5 Millionen
Euro stammt aus Mitteln des DLR und des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz (BMWK). Die Forschungsarbeiten tragen zur sicheren Nutzung des
Weltraums bei. Sie werden von der Programmkoordination Sicherheit im DLR mit
Mitteln des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) unterstützt.
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