Neues Observatorium jetzt mit Kuppel und Teleskop
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
9. März 2021
Die Hinterlassenschaften der Raumfahrt im Erdorbit machen
den Betrieb von Satelliten immer riskanter und stellen auch eine Gefahr für die
astronautische Raumfahrt dar. Mit einem neuen Observatorium in Empfingen sollen
die gefährlichen Objekte künftig überwacht werden. Nun wurden Kuppel und
Teleskop montiert. Im Herbst soll alles einsatzbereit sein.
Montage des Teleskops im neuen
Forschungsobservatorium Empfingen.
Foto: DLR / Erim Giresunlu
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Auf dem Innovationscampus Empfingen baut das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) ein neues Forschungsobservatorium. Mit seiner Hilfe will das
DLR-Institut für Technische Physik die Flugbahn und Beschaffenheit von Objekten
in erdnahen Umlaufbahnen möglichst schnell, präzise und zuverlässig bestimmen.
Nur so lassen sich Zusammenstöße, zum Beispiel von Weltraumschrott mit
Satelliten, vermeiden.
Am 3. und 4. März 2021 sind die Bauarbeiten einen entscheidenden Schritt
vorangekommen: Ein Spezialkran hob zunächst die Kuppel auf den zehn Meter hohen
zylinderförmigen Rohbau. Die Kuppel ist fünf Meter hoch, hat einen Durchmesser
von 7,5 Metern und wiegt rund fünf Tonnen. Sie wurde am Boden vormontiert, als
Ganzes hochgehoben und befestigt. Dann folgte in zwei Etappen das Herzstück des
Projektes: das eigens angefertigte Teleskop mit einem Gewicht von 6,5 Tonnen.
"Für uns war heute ein sehr spannender Tag, live bei diesem wichtigen Schritt
für den Aufbau des Forschungsobservatoriums dabei zu sein. Beim Anheben,
Aufsetzen und Montieren von Kuppel und Teleskop haben unsere Partner punktgenaue
Arbeit geleistet. So kann diese einmalige Hightech-Anlage bald dem
Weltraumschrott auf die Spur gehen. Auch hier ist extreme Präzisionsarbeit
gefragt", betont Prof. Thomas Dekorsy, Direktor des DLR-Instituts für Technische
Physik.
Bei der Kuppel handelt es sich um einen sogenannten Schlitzdom. Dieser dreht
sich synchron mit dem Teleskop und öffnet sich jeweils nur für rund zwei Meter
in die jeweilige Blickrichtung. Dazu ist die Kuppel auf Rollen gelagert und wird
mit einem Motor angetrieben. Das optische Großteleskop verfügt über drei
Spiegel. Der größte davon hat einen Durchmesser von 1,75 Metern. Damit gehört
das Forschungsteleskop zu den größten seiner Art in Europa. Zudem lässt es sich
mit bis zu sechs Grad pro Sekunde drehen.
Diese hohe "Nachführgeschwindigkeit" in Kombination mit einem großen
Primärspiegel ist technologisch nicht einfach zu realisieren. Beides zusammen
ist aber notwendig, um einen möglichst großen Bereich des Himmels zu betrachten
und Objekte, die bis zu zehn Zentimeter klein sind und sich mit 28.000 Kilometer
pro Stunde bewegen, gleichzeitig erfassen, orten und bestimmen zu können.
Die Außenstruktur und das Teleskop haben jeweils ein eigenes Fundament und
einen eigenen Sockel. So steht das Teleskop möglichst stabil, Vibrationen und
Windlasten werden nicht übertragen. Im Inneren des Teleskop-Sockels befindet
sich außerdem eine spezielle Röhre, ein sogenannter Coudé-Pfad. So kann das
DLR-Team spezielle Laser in das System integrieren und mittels "Laser-Ranging"
die Entfernung von Objekten in erdnahen Umlaufbahnen sehr genau bestimmen.
Doch zunächst gilt es, in den nächsten Monaten das Observatorium Schritt für
Schritt fertig zu stellen und in Betrieb zu nehmen. Das "erste Licht" wird das
Teleskop in den nächsten Wochen empfangen. Wichtiger ist aber für die
DLR-Forschenden der sogenannte "Site Acceptance Test": ein Abnahmetest, bei dem
das Teleskop die volle Funktionsfähigkeit nachweisen muss. Dazu werden die
Flugbahnen von zehn Objekten, wie Satelliten, im niedrigen Erdorbit mit
möglichst hoher Präzision vermessen. Die offizielle Einweihung ist für den
Herbst 2021 geplant. Die Investitionssumme von rund 2,5 Millionen Euro stammt
aus Mitteln des DLR und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).
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